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Auf der Suche nach Wahrheit

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UP DER SUCHE NACH WAHRHEIT UND GERECHTIGKEIT. Von Gabriel Marcel. Vorträge in Deutschland, herausgegeben von Wolfgang Ruf. Verlag Josef Knecht, Frankfurt a. M. 146 Seiten. — CHRISTLICHE PHILOSOPHIE. Von Otto Muck. Band III der Reihe „Berckers theologische Grundrisse“, Verlag Button Sc Bercker, Kevelaer, 240 Seiten. Leinen. DM 13.80, kartoniert. DM 9.80 — MARTIN HEIDEGGER UND THOMAS VON AQUIN. Von Hans Meyer. Verlag Ferd. Schöningh. München-Paderborn-Wien, 154 Selten. - DIE MENSCHENWÜRDE UND IHR EXISTENTIELLER GRUND. Von Gabriel Marcel. Vorlesungen an der Harvard Universlty USA. Verlag Josef Knecht, Frankfurt am Main, 1985, S 203.—.

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UP DER SUCHE NACH WAHRHEIT UND GERECHTIGKEIT. Von Gabriel Marcel. Vorträge in Deutschland, herausgegeben von Wolfgang Ruf. Verlag Josef Knecht, Frankfurt a. M. 146 Seiten. — CHRISTLICHE PHILOSOPHIE. Von Otto Muck. Band III der Reihe „Berckers theologische Grundrisse“, Verlag Button Sc Bercker, Kevelaer, 240 Seiten. Leinen. DM 13.80, kartoniert. DM 9.80 — MARTIN HEIDEGGER UND THOMAS VON AQUIN. Von Hans Meyer. Verlag Ferd. Schöningh. München-Paderborn-Wien, 154 Selten. - DIE MENSCHENWÜRDE UND IHR EXISTENTIELLER GRUND. Von Gabriel Marcel. Vorlesungen an der Harvard Universlty USA. Verlag Josef Knecht, Frankfurt am Main, 1985, S 203.—.

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„Ich halte dafür, daß wir uns an die gängigen, volkstümlichen Formen der Sprache halten müssen, welche die Erfahrung, die sie zu übersetzen vorgeben, unendlich viel weniger entstellen als die künstlichen Ausdrücke, in denen die philosophische Sprache sich kristallisiert. Das elementare, der Erde nächste Beispiel ist auch das aufschlußreichste.“ Hier liegt der Vorgang des Philosophierens bei dem französischen Existenzphilosophen deutlich vor uns, ein Vorgang, der dann auch am leichtesten in seinen Vorträgen zu verfolgen ist Von einer Methode zu sprechen, wäre vielleicht schon verfehlt. Marcel entwickelt im denkenden, sich bewußt werdenden Sprechen, was er mit Blondel pensee pensante nennt, noch lieber in Dialogen seine Gedanken. Er läßt den Hörer unmittelbar daran teilnehmen, ja bezieht ihn mit edn. Abstrakter Systematik ist er feind. Das mag seine Vor- und Nachteile haben, doch vermittelt er damit einen lebendigen Eindruck der Fragestellung; man kann nicht gleichgültig lesen; man wird vom Vortragenden an das Thema engagiert, was besonders wichtig ist, wenn es um Wahrheit und Gerechtigkeit gehen soll. Die „geistige Schlaftrunkenheit“ gilt es zu überwinden. Diese kann sich auch in höchst rational entwickelten Be-griffldchkeiten ansiedeln, weil perfektionierte Begriffe, gar wenn sie nur noch Buchstaben geworden sind, den Geist, sein Leben, das nie von der konkreten Situation unbeeinflußt bleibt, ertöten. Erst recht gedeiht solche Schlaftrunkenheit in der „reglementierten, sauber eingerichteten Umwelt“ eines demokratischen und wissenschaftlichen Sozialismus. „Ein Analphabet oder ein Alkoholiker hat dasselbe Wahlrecht wie ein Professor, Arzt oder Beamter? Sicher nicht. Das Wort Gerechtigkeit wird hier in einem..abgewerteten Sinn benutzt“, wird zu einer Frage der Gleichheit herabgewürdigt, wie eine Mutter unter den mißtrauisch kontrollierenden Augen der Kinder den Kuchen gleich aufteilt; „auf dieser Ebene werden Worte wie Gerechtigkeit und Wahrheit in der Gefahr stehen, jeden Inhalts entleert zu werden“. Keine Mehrheit oder Zahl kann Wahrheit ermitteln, weil es unmöglich ist, „den Menschen, seinen spirituellen Charakter wie Steine oder Holzscheite zu addieren“. Aus lebendigen Situationen, die sich in ihrem Reflektiertwerden der Gebundenheit an das Konkrete bewußt bleiben, entwickelt, wickelt Marcel aus, was er an Wesentlichem im Menschen (Wahrheit und Gerechtigkeit, Tod und Unsterblichkeit, Wissenschaft und Weisheit) entdeckt.

Von daher erklärt sich auch, daß er viele seiner Gedankenvorgänge in Theaterstücke gefaßt hat, „in ihnen liegt der einmalige Beitrag, was auch immer der innere Wert meiner Stücke sein mag, in dem ich mich am Ende meines Lebens selbst am besten erkenne“.

Ganz anders geht der Innsbrucker Dozent für Philosophie, P. Muck SJ., in seinem Buch vor, das er anspruchsvoll „christliche“ Philosophie nennt. Er ist der systematischen, sich in traditionelle Begriffe kristallisierenden Philosophie verpflichtet. Man trifft bei ihm alle die Fragestellungen und Begrifflichkeiten, die das scholastische Philosophieren, vorwiegend auf den Unterricht und die Probleme der Theologie ausgerichtet, charakterisiert. Man gewinnt einen leichtfaßlichen Einblick in diese Art des Denkens. Ein weiterer Vorzug ist die modernen Vorstellungen entsprechende Adaptierung, die sowohl das heutige Denken systematisch ordnet als auch das scholastische Denken in Zeitnähe bringt. Besonders wertvoll erscheint der wiederholte Hinweis auf die spezifische Methode der Philosophie, die keineswegs mit der der Naturwissenschaften verwechselt werden darf. Auch ist es unberechtigt, eine naturwissenschaftliche Methode zum Ideal aller Wissenschaften zu machen, das führt notwendig in Sackgassen; eine Versuchung, der ein heute weithin naturwissenschaftliches Denken gern unterliegt. Obwohl man dem Buch keineswegs Rationalismus vorwerfen kann, mutet, so einem modernes Philosophieren etwas vertraut ist, die Betonung des Logischen' und Systematischen“ doch etwas eigenartig an, wenn man nämlich die Begriffe einer These so gefaßt sieht, daß sie die Schlußfolgerung bereits enthalten. Da ist es keine Kunst mehr, schlüssige Beweise zu liefern. Auch kann man kaum menschliche Vorgan.ssweisen des Erkennens für das Sein verabsolutieren. Das macht sich nachteilig bemerkbar, wenn die Sprache auf das Schöne, die Kunst und Kultur kommt. Eine bloße Harmonisierung von Wahrheit und Wert ist zuwenig. Gerade das Absichtslose, Zwecklose, ja Unnütze hat seine Bedeutung, vom Problem der „Gestalt“ gar nicht zu reden. Außerdem kann man beim Menschen nie von seiner

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