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Aus dem Raum der Kirche

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Antonius in der Wüste. Von Henri Q u e f f ė- 1 e c. Verlag Herold, Wien. 295 Seiten. Preis 55 S.

Queffelec kann auch anders (siehe: „Gott braucht Menschen"). Oder vielleicht hat er mit dem „Antonius in der Wüste" sein eigentliches Anliegen geoffenbart: den Hintergrund für mögliche oder unmögliche Seelsorge. „Antonius der Einsiedler, auch Antonius von Aegypten, der Heilige der Wüste und der Vater der Mönche" darf nicht tot sein, wenn uns am Heil der Welt etwas liegt. Denn dieser Beter des dritten und vierten Jahrhunderts hat sich jenes Arbeitsfeld ausgesucht, das wir heutigen Aktivisten am meisten vernachlässigen: die Wüste. Wüste heißt nicht so sehr Einsamkeit, Schweigen, Armut, Askese, sondern Aufenthaltsort des Teufels und der Dämonen. In Gräbern, Ruinen und wasserlosen Gegenden hält sich schon zur Zeit Christi der Teufel auf. Und um mit den Dämonen zu streiten, geht Antonius in die Wüste. Er will die physische Natur, die Erde, vom Teufel reinigen und dessen Macht bannen. Meister Grünewald und Hieronymus Bosch haben den hl. Antonius romantisch gefärbt — die Wüste ist viel leerer und viel bevölkerter, als unsere Phantasie es ahnt. Behutsam sichtet Queffelec die wenigen und unkritischen Dokumente über des hl. Antonius Leben und zieht vorsichtige Schlüsse. Das Verdienst Queffelecs, diese Biographie geschrieben zu haben, ist gewiß auch ein geschichtswissenschaftliches — noch mehr aber dies: Einsamkeit und Schweigen als widerdämonische, heilbringende Kräfte der Bevölkerung unserer Großstädte-Wüsten gezeigt zu haben. P. DD. Diego Hanns Goetz

Auserwählt zu Leid und Wonne. Das Leben der flämischen Mystikerin Luitgard. Von Thomas Merton. Verlag Räber, Luzern. 203 Seiten. Preis 9.40 DM.

Als Thomas das Leben der hl. Luitgard schrieb, das er im wesentlichen einer alten Zisterzienserchronik des 13. Jahrhunderts entnahm, war er noch nicht der Verfasser seines inzwischen zum „Best-Seller" avancierten Buches „Der Berg der sieben Stufen", sondern lebte selbst als unbekannter Zisterziensermönch in einem entlegenen amerikanischen Trappistenkloster. Was ihn aber bald darauf zu so schneller und verdienter Berühmtheit gelangen ließ, seine unvergleichliche Fähigkeit, tiefste religiöse Inhalte dem modernen Menschen derart nahezubringen, daß sie ihn interessieren, packen und ihm verständlich oder doch zugänglich werden, diese seltene Fähigkeit zeigt sich schon hier — in seiner Erstlingsschrift — in hervorragendem Maße. Man hat in letzter Zeit — mit Recht — die Forderung nach theologisch fundierter Hagiographie erhoben. Hier ist sie! Der asze- tische, mystische, kirchengeschichtliche und geschichtstheologische Gehalt dieses unscheinbaren Buches ist erstaunlich — und dabei merkt es der „naive" Leser gar nicht. Er meint nur einfach, ein mittelalterliches Heiligenleben zu lesen, aber eines, das ihn anspricht, interessiert, anregt — zum Unterschied zu so manchen anderen, die er ungenießbar fand. Einen einzigen „Schönheitsfehler" wird man als Kritiker nicht verschweigen dürfen: daß es „stilechter" gewesen wäre, die „Vita" geschlossen zu bringen, nicht vielfach unterbrochen von Erläuterungen und Erwägungen des modernen Verfassers, die, mögen sie noch so wertvoll sein, besser in den „Anhang" verwiesen worden wären. Aber vielleicht wollte Merton dies gerade vermeiden, um zu verhindern, daß sie — ungelesen bleiben.

Es ist sehr dankenswert, daß durch die sachkundige Uebersetzung eines Engelberger Benediktiners dieses wertvolle kleine Buch nun auch dem deutschen Leserkreis Mertons erschlossen wurde. Dr. Herma P i e s c h

Edith Stein. Von Elisabeth Kawa. Morus- Verlag, Berlin. 92 Seiten.

Edith Stein war die Tochter eines jüdischen Kaufmannes aus Breslau, geboren 1891. Sie studierte Philosophie, wurde Assistentin bei Husserl, schließlich Dozentin in Münster. 1921 trat sie trotz des Protestes ihrer tiefgläubigen jüdischen Mutter zur katholischen Kirche über. Als sie durch die Nationalsozialisten ihren Beruf verlor, erfüllte sie ihren lang gehegten Wunsch und wurde Karmeliterin in Köln. 1938 mußte sie Deutschland verlassen und kam in einen Karmel nach Holland. Als die Deutschen Holland besetzten, versuchte sie nach der Schweiz zu entkommen. Es war jedoch schon zu spät. Sie wurde verhaftet, kam zuletzt in ein holländisches KZ und dann nach Auschwitz, wo sie vergast wurde. Ihr bisher berühmtestes Werk „Kreuzeswissenschaft“, das sie nur zu zwei Dritel vollenden konnte, kam erst nach dem Krieg heraus.

Dieses seltsame, so reiche Leben zeichnet Elisabeth Kawa auf wenigen Seiten nach. Nach der Lektüre ihres Buches werden die meisten Leser Sehnsucht bekommen, sich intensiver mit Edith Stein und ihren Werken zu beschäftigen, womit die Verfasserin alles erreicht hat, was sie sicher gewollt hat.

Von Wundern und Geheimnissen. Von Peter Lippert SJ. Verlag „Ars sacra", München 261 Seiten. Preis 11.60 DM.

Dieses neuaufgelegte Buch enthält zwölf Rundfunkvorträge des berühmten Predigers über verschiedene Dogmen der katholischen Kirche, wie über die Trinität, den Gottmenschen, die Trans- substantiation, die Kirche usw. Die große Kunst dieses Jesuiten, die Lehren der Kirche dem heutigen Menschen, auch dem ganz Fernstehenden, nahezubringen, wird hier wieder sichtbar.

Pius X. Der Papst mit dem glühenden Herzen. Von Abel Moreau. Ferdinand Schöningh, Paderborn. 103 Seiten. Preis 3 DM.

Eine kurze, aber sehr flüssig geschriebene Biographie des seligen Papstes. Sie ist für große Verbreitung bestimmt, was ihren populären Ton rechtfertigt. Die Quellen und die Literatur hat der Verfasser gut benützt. Wie in so manchen modernen, populären Biographien des Papstes, wird zwar der Modernistenstreit behandelt, nicht aber die üble Modernistenriecherei, die von manchen Anhängern des Papstes betrieben wurde. Und doch hätte der große Papst die Erwähnung dieser Episode nicht zu scheuen, fällt sie doch auf die Schuldigen, die meist aus gekränktem oder unterdrücktem Ehrgeiz handelten, zurück.

Weg zu Gott. Gesammelte Texte über das religiöse Leben. Von Franz von Sales. Herausgegeben von Otto Karrer. Verlag „Ars sacra", München.

Franz von Sales, angeblich von Natur sehr zornig, der diese Anlage ständig niederkämpfte, gilt als der große Lehrer der Güte, Milde und Sanftmut. Das vorliegende Buch, das von Otto Karrer ausgewählte Stücke aus seinem Werk darbringt, bestätigt nur zu sehr diese Behauptung. Kapitel wie „Bruderliebe". „Geduld". „Freiheit" usw. bieten gerade dem heutigen Menschen wertvolle Hinweise für den Weg zur Vollkommenheit.

Das Bild von Jesus dem Christus im Neuen Testament. Von Romano G u a r d i n i. Werkbund- Verlag, Würzburg. 128 Seiten.

Bereits 1936 erschien erstmalig Guardinis „Bild vom Jesus dem Christus im Neuen Testament". Der Verfasser ging darin den Fragen nach: Wie ist die Gestalt Christi? Wie tritt sie aus den Quellen entgegen? Wodurch unterscheidet sich das Bild, das die Synoptiker geben, von dem Bild, das Johannes und Paulus zeichnet? Wie verhalten sich diese Bilder zueinander? Der Verfasser ging in seiner Studie den Weg eines Menschen, der völlig unbelastet an Christus herantritt und sich ein Bild von dem Gottmenschen auf Grund des Neuen Testamentes machen will. Ein Weg, für den ihn viele moderne Menschen gerne gefolgt sind, hatten sie doch von Christus so gut wie keine Vorstellung. Die schöne, klare, romanisch geschulte Sprache des Verfassers war dabei ein nicht unwesentliches Hilfsmittel. Seit dem erstmaligen Erscheinen sind weitere Arbeiten des Verfassers über Christus erschienen, die diese kleine Schrift noch übertroffen haben, so insbesondere das Werk „Der Herr", bis heute vielleicht noch immer das bedeutendste Werk dieses bedeutenden Theologen. Die Nachfrage nach der kleinen Schrift aus dem Jahre 1936 blieb daneben immer rege. Glücklicherweise hat der Verlag diesem Drängen nachgegeben und sie neu herausgebracht. Sie hat all die Jahre hindurch nichts verloren an ihrem inneren Gehalt.

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