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Aus Liebe zu Gott das Handeln verändern
diefurche: Wethen Stellenwert hat die Moralfür den Christen? P. JOAQUIN Aliende-LucO: In der Moral geht es um das Handeln. Und das Handeln ist, was den Menschen anbelangt, ein zweites, ein nachgeordnetes Moment. Das erste ist das Dasein, das Sosein. In der Fachsprache verwendet man den Begriff Ontholo-gie. Wenn wir es näher ausfalten, geht es um das Kindsein, um den Glauben, die Hoffnung, die Liebe. • Das christliche Leben hat Paulus mit dem Wort gekennzeichnet: „In Christo Jesu”. Es geht beim Glauben um das Leben in Christus. Dieses Leben verwandelt alles. Wir sehen es in der Parabel vom „Verlorenen Sohn”. Das Handeln des Sohnes war schrecklich. Dieses Handeln konnte aber das Sein des Sohnes nicht wegwischen. Und aus diesem Sein heraus wurde das Handeln des Sohnes wieder zurückgeholt, verwandelt. Die Bekehrung besteht nicht darin, daß ich mir ein neues Schicksal wähle, sondern, daß ich zu meinem eigentlichen Sein zurückkomme. Das unmoralische Handeln ist die große Verfälschung meiner eigentlichen Bestimmung. Deswegen treffen wir beim Sünder
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dieFurche: Sorna ist das richtige Verhalten nicht das Vorrangige. Entscheidend ist also das Erkennen meiner Beziehung zu Gott?
P auendk-luco: Das Entscheidende und Erste ist, daß ich den Vater anerkenne. Darin kommt keine laxe Moral zum Ausdruck, sondern es stellt die richtige Ordnung dar. Es kommt darauf an, klar zu erkennen, daß das christliche Leben eine Antwort der Liebe auf die Liebe Gottes ist.
dieFurche: Kommt diese Sichtweise nicht in den üblichen Debatten um den Glauben und um die Kirche zu kurz? Wird nicht fast immer nur richtiges und falsches Verhalten diskutiert? P. aliende-luco: Das ist eine funktionelle Sichtweise, ein dekadentes Christentum. Zweifellos ist es sehr wichtig zu wissen, wie man handelt. Aber nur das zu sehen, ist seelenlos. Die Frage nach des Seele ist aber eine nach dem Sein, nach der Liebe. Wer nur die funktionelle Sicht hat, verliert die Dynamik. Da fehlt das Feuer. Dann wird das Christentum langweilig. Wenn es nur Dogmen und Regeln gibt, die man mit dem Kopf zu erfassen und zu akzeptieren hat, dann wird
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diefurche: Wo ist da der Durchbruch zu suchen?
P. aliende-luco: Man muß sich klarmachen: Im Glauben geht es um Personen. Gott hat mich so lieb, daß er seinen eigenen Sohn dem Tod überliefert hat. Das muß ich begreifen, das muß mich berühren - total. Wenn ein junger Mann verliebt ist, dann ändert sich alles von heute auf morgen. Wenn eine junge Frau ein Kind bekommt, dann ist ihre Existenz verändert. Sie wird ganz neu. Und so ist es in der Beziehung zu Gott. Sobald man diese Erfahrung gemacht hat, geschehen viele Dinge. Das Verhalten ändert sich, so wie sich das Verhalten der jungen Frau, die Mutter geworden ist, ändert. Sie beginnt aus der neuen Gegebenheit heraus, anders zu handeln.
diefurche: Spricht der Papst von dieser Erfahrung, wenn er zur Neuevangelisierung aufruft? P. aliende-luco: Absolut. Es ist eine Verarmung der Kirche, daß sie so wenig gut mit Persönlichem umgehen kann. Genau das suchen aber die Menschen. Sie suchen ein Zuhause, eine Heimat. Die Kirche muß von Maria das Muttersein lernen. Darum ixpht es bei Her Npnpvancrplisiprnnor
Natürlich hat diese neue Beziehung, die da entsteht, Folgen auf das Handeln. Man wird daher auch von Moral sprechen.
diefurche: Hinwendung zum Glauben hat also Folgen für das Handeln.. P. auende-luco: Es gibt keinen „moralischeren” Menschen als einen Heiligen. Er handelt aus Treue, mit feingeschärftem Gewissen. Aber aus der Tatsache heraus, daß er in Liebe zu Gott entbrannt ist. Aber andersherum: Diese Liebe ist nicht nur Emotion, sie ist nicht nur ein Einfall. Sie hat einen Inhalt. Denn die geliebte Person hat gesprochen. Wenn ich Christus liebe, dann nehme ich das Wort an, das er gesprochen hat. Er hat die Kirche gegründet. Auch sie ist eine Person. Sie ist meine Mutter, die Christen sind meine Geschwister, der Heilige Vater ist keine Dogmenakademie...
dieFurche: Also geht es vorrangig darum, daß die Christen von diesen Beziehungen Zeugnis geben? P. aliende-luco: Unbedingt. Zeugnis davon, daß ich in und mit dem dreifaltigen Gott lebe. Ich lebe im
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mich führt, die mir eine neue Existenz als Sohn Gottes, als „anderer Christus”, eröffnet. Und ich bemühe mich, ständig für den Vater zu leben, wie Christus es getan hat. Die christliche Existenz heißt wirklich, in Christus den Vater zu lieben. Aber Christus ist das Wort Gottes, die Weisheit, die Wahrheit. Daher kann ich die Liebe nicht gegen die Weisheit und Wahrheit ausspielen. Liebe gegen Wahrheit: Das macht keinen Sinn.
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