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Ausstellungen in Galerien und Museen

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Die Galerie Welz (W ü r t h 1 e) in der Weihburggasse stellt auch diesmal wieder dem Wiener Publikum eine starke, noch zu wenig bekannte Begabung vor: Margret Bilger eine Oberösterreicherin, zeigt eine Kollektion von Zeichnungen, Aquarellen und Holzrissen als Vorschau zu einer größeren Ausstellung, die demnächst in der Albertina eröffnet werden soll und von der vielleicht noch ausführlicher zu reden sein wird. Für diesmal sei angedeutet, jaß die Arbeiten Margret Bilgers sehr ursprünglich anmuten und ihr Schaffen von einem starken Gefühl für das Lyrische und Märchenhafte gėspeist wird; es äußert sich das ebenso in ihren zugleich lebhaften und zarten Landschaftsaquarfellen, wie in ihren etwas zurückhaltenderen Zeichnungen, die zwar angenehm, aber manchmal noch etwas akademisch wirken. Am stärksten sind ihre Holžrisse, unter denen sich einige befinden, die jeden Vergleich aushielten: Märchenbilder, die keiner literarischen Auslegung bedürfen, weil sie einer instinktsicheren Phantasie entsprungen und daher sbfort begreifbar sind, Fabelwesen, die sonderbaren, aber gutartigen Träumen entstammen, Bibelillustrationen, die ein wenig an die Naivität bäuerlicher Volkskunst gemahnen. Daß sich das Dämonische, an dessen Darstellung Margret Bilger sich wie so viele der zeitgenössischen Künstler versucht, unter ihren Pländen zum Spukhaft-Märchen1 haften wendet, gereicht keineswegs zum Nachteil; sie schafft sich eine eigene Welt, in der alles geheimnisvoll und traumhaft wird, aber liebenswert bleibt. Man freut sich, diese Künstlerin kennengelernt zU haben und ihr bald wieder zu begegnen.

Helene Funke, deren Werke jetzt im Könzerthaus hängen, gehört einer älteren Generation an, aber freilich nicht einer vergangenen Stilepoche. Die heute hochbejahrte Malerin hat im Gegenteil, wir ihre Bilder beweisen, zeit ihres Lebens Temperament und Frische besessen. Ungebrochene Farben, in großen Flächen angelegt, keine Scheu, selbst bunt zu wirken, kein Zurückweichen vor der Wiedergabe großer Formen — wahrhaftig, an den Arbeiten der Achtzigjährigen könnte sich manch Jüngerer ein Beispiel nehmen!

Die zwei Ausstellungen haben ihre Berechtigung; Margret Bilger tritt mit ihr zum erstehmal an eine Öffentlichkeit, die sie will- kbrtirhen heißen wird, und Helene Funke vermag auf ein umfangreiches und gehaltvolles Lebenswerk hinzu weisen. Wenn man hingegen die Sezession betritt, ih der nun Ferdinand Kitt Entwürfe für Fresken und Glasmalereien vorweist, fragt man, was diesen Maler, der vor nicht allzu langer Zeit in einer Kollektivausstellung Schönes zü Zeigen hatte, Bewögen haben mag, belanglose Skizzen zu wenig charakteristischen Werken auszustellen, glatte und unverbindliche Dinge, wie man sie ohnehin viel zu oft Sieht. Eine Enttäuschung, die nicht notwendig war.

Das Naturhistorische Museum hat auf eine Umfangreiche Ausstellung hin- zuweiseh, die der Bekämpfung des Rassenhasses dienen soll und den guten Titel „D ie Menschheit eine Familie“ trägt. Die Menschheit eine Familie! Ein Gedanke, der zu einer Ausstellung anregen müßte, die erschüttern, hinreißen, Wachrütteln könnte! Welche Gelegenheit, die unanzweifelbaren Ergebnisse einer wirklich sauberen, von keiner Ideologie gehemmten Wissenschaft dem Menschen, dem Volk nahezubringen!

Der güt£ Wille war zweifellös da, es fehlte weder an der Absicht, nodi an Mitteln, schon gar nicht an den wissenschaftlichen Grundlagen. Und trötzdem sind, man kann das nur mit Bedauern konstatieren, viele Möglichkeiten unaukgeschöpft geblieben. Die Besucher werden durch einen endlos langen Gang geschleust: links hängen Diagramme und Statistiken, dann kommen Schrifttafeln und wieder Diagramme, Wieder Statistiken, wieder Zahlen- kolönnen und noch immer Statistiken. Was soll der Besucher damit anfangen?

Er will nicht lesen, er will sehen; da er kein Anthropologe ist, hat er nichts von umständlichem Studienmaterial, er Wird die ersten drei Diagramme vielleicht noch entziffern, an den folgenden wird er ermüdet vorübergehen. Wahrscheinlich wird er den guten Willen haben, starke Eindrücke aüf- zunehmen, sich aber gegen langatmige Erklärungen wehren. Weniger wäre hier mehr, Einfälle nötig gewesen. Schade um die ungenützte Gelegenheit!

Das Völkerkunderquseum hat es besser getroffen, als es, was es an indianischen, arabischen und albanischen Sammlungsstücken besitzt, zusammenstellte und ihrti den Titel , Karl-May-Ausstel- 1 u n g“ gab. Der Erfolg lohnte den Versuch: das sonst so stille HaUs ist mit jungen Menschen überfüllt, die der ritterliche Geist Winnetous also selbst in ein Museum zu locken vermag. Warum nicht? Karl May hat mit den Figuren seiner anscheinend eben doch unsterblichen 64 Bände vielleicht mehr zur Rassenverständigung beigetragen, als man ihm zubilligen möchte — und die Leitung des Völkerkundemuseums hat recht getan, als sie einen Ausspruch Old Shatter- hands zwischen Mokassins und Friedenspfeifen hängte: „Zuerst bin ich Mensch und wenn sich ein anderer Mensch in Not befindet und ich ihm helfen kann, so frage ich nicht danach, ob er eine blaue oder eine grüne Haut hat...“

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