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Neue Briefe und das Werk in günstigen Ausgaben.

Der 50. Todestag von Gottfried Benn hat nicht nur neue Biografien und Deutungen verursacht (siehe Dossier Furche Nr. 26), sondern auch sein Werk und wichtige Briefe neu zugänglich gemacht. So sind etwa die Statischen Gedichte, deren Erscheinen 1948 im Schweizer Arche Verlag den Beginn von Benns Nachkriegsruhm eingeleitet hat, in einer Neuausgabe erschienen, die auch die Korrespondenz mit dem Verleger enthält und so die ersten Schritte des seit 1937 verfemten und schweigenden Dichters in die literarische Öffentlichkeit dokumentiert. Ein großes Ereignis ist die beigelegte CD, auf der Benn die bekanntesten Gedichte des Bandes liest: in einem feierlich-singenden Tonfall, der heute als altmodisch gilt, aber einen nichtsdestoweniger sofort in Bann zieht.

Benn war ein großer Briefschreiber. Der achte Band der Briefausgabe macht nun seine Schreiben an den Limes Verlag zugänglich, der die wichtigen Werke Benns im Nachkriegsdeutschland veröffentlichte. Ist auch die vollständige Korrespondenz auf der beigegebenen CD nur für Benn-Spezialisten, so erfährt man aus dem Buch interessante Details über Selbstverständnis und Alltag des Autors wie auch über die Zeitumstände.

Schon 2004 hat der Wallstein Verlag den Briefwechsel zwischen Benn und Thea Sternheim herausgebracht - ein Glück, dass er jetzt auch als Taschenbuch vorliegt. Denn die Briefe der beiden von 1917 bis zu Benns Tod sind - eine große editorische Leistung! - so umsichtig mit Aufzeichnungen Thea Sternheims sowie Tagebucheintragungen und Briefen ihrer Tochter Dorothea ("Mopsa" - sie hatte eine kurze, intensive Liebesbeziehung mit Benn) kombiniert, dass daraus intensive Einblicke in die komplexe Persönlichkeit Benns entstehen - aus der intimen Nähe zweier Frauen, die Benns anfängliche Faszination durch die Nazis zutiefst ablehnten: Thea ging ins Exil, Mopsa arbeitete für die Résistance und kam ins KZ.

Auch Benns literarisches Werk ist in preisgünstigen Ausgaben zu haben: Der Deutsche Taschenbuchverlag hat die bereits 1982 bzw. 1984 erschienenen Gedichte und die Prosa neu aufgelegt. Im Gegensatz zur ebenfalls nicht ganz neuen Ausgabe der Jahrhundertwerke bei Klett-Cotta folgen die dtv-Bände der Reihenfolge der Erstdrucke; in der Prosa ist der Unterschied nicht groß, doch in der Lyrik unterscheidet sich nicht nur die Reihenfolge, denn Benn hat oft frühere Gedichte auf sein späteres Form-Ideal hin überarbeitet. Möglichkeiten genug also, einen neuen Blick auf Benns radikale Kunst und ihre Entstehung zu werfen.

Bücher von Gottfried Benn:

STATISCHE GEDICHTE

Hg. v. Paul Raabe. Mit Audio-CD. Arche Verlag, Zürich-Hamburg 2006. 126 S., geb., e 16,50

GEDICHTE

in der Fassung der Erstdrucke. Mit e. Einführung hg. v. Bruno Hillebrand. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 2006. 685 S., kart., e 12,-

PROSA UND AUTOBIOGRAPHIE

in der Fassung der Erstdrucke. Mit e. Einführung hg. v. Bruno Hillebrand. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 2006. 701 S., kart., e 12,-

DAS JAHRHUNDERTWERK

Band 1: Sämtliche Gedichte. Band 2: Künstlerische Prosa in der Fassung der Sämtlichen Werke - Stuttgarter Ausgabe. Hg., durchgesehen u. m. e. Nachwort v. Holger Hof. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2006. 545 u. 479 S., geb., e 29,90

BRIEFE AN DEN LIMES VERLAG 1948-1956. Mit der vollständigen Korrespondenz auf CD-ROM. Briefe, 8. Band, hg. u. komm. v. Marguerite Valerie Schlüter u. Holger Hof. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2006, 271 S., geb., e 42,-

BRIEFWECHSEL UND AUFZEICHNUNGEN

Von Gottfried Benn und Thea Sternheim. Mit Briefen und Tagebuchaufzeichnungen Mopsa Sternheims. Hg. v. Thomas Ehrsam. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006, 517 S. m. Fotos u. Faksimiles, kart., e 17,-

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