Fischerauer - © Foto: Imago / Sven Simon

Bernd Fischerauer: Hinter der Fassade

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Vor vier Jahren starb Bernd Fischerauer – ein Regisseur, der sich auch als Schriftsteller mit Zeitgeschichte und dem Umgang Österreichs mit der NS-Vergangenheit auseinandergesetzt hat.

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Vor vier Jahren starb Bernd Fischerauer – ein Regisseur, der sich auch als Schriftsteller mit Zeitgeschichte und dem Umgang Österreichs mit der NS-Vergangenheit auseinandergesetzt hat.

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Bernd Fischerauer hatte sich als Regisseur von Stücken Wolfgang Bauers oder Peter Turrinis einen Namen gemacht, in den letzten Jahren seines Schaffens aber vor allem durch sorgfältig recherchierte TV-Serien und Themensendungen mit zeithistorischem Hintergrund. Und eine Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte ist auch sein Debütroman „Burli“, der kurz vor Fischerauers Tod am 15. Mai 2017 erschienen ist. Es geht um Verlogenheit und Scheinmoral im Umgang mit der NS-Vergangenheit.

Burli, so nennt ihn die Familie samt deren Bekannten hartnäckig, ist ein halbwüchsiger Mittelschüler, dessen Interessen aktuell testosteronbedingt etwas einseitig fokussiert sind – dieser Aspekt ist im Roman vielleicht ein wenig überinstrumentiert. Ansonsten weiß Burli nur, dass er Dichter werden und nicht mehr Burli genannt werden will, schließlich hat er auch einen richtigen Namen: Adolf. Damit sind wir bei jenem Lebensthema, das ihm von außen aufgezwungen wird. Eines Tages steht die Polizei an der Tür und zeigt ihm ein Foto seines Vaters, auf dem er mit einigen besten Kameraden von einst lachend vor einem Leichenberg zu sehen ist.

Nach 1945

Nicht dass sich Adolf-Burli für die Vergangenheit besonders interessieren würde, aber einiges hat er natürlich doch mitbekommen, anderes beginnt er nun etwas besser zu verstehen. Etwa die Geheimnistuerei, mit der sein Vater nach 1945 ab und an nachts aufgetaucht war in jener Schrebergartenhütte, wo sich die Mutter mit ihm und seiner kleineren Schwester offenbar verbergen musste. Oder die Verachtung für den Vater, die der sozialdemokratische Großvater, eine Lichtfigur in Adolfs Leben, stets durchblicken ließ. Eines Tages ist der Vater dann zurückgekommen. Das wird spätestens 1952 gewesen sein, als das Parlament die Amnestie für belastete ehemalige Nationalsozialisten beschloss. Seither arbeitete er als Vertreter einer Keksfabrik, und alles schien wieder normal.

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