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„Bolivien wird immer das Grab der Guerillas sein“

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Tibet ist „das Dach der Welt“. Bolivien ist das Dach Amerikas, das Sonnentor und das Vaterland der Ruinen der Vor-Inka-Jahr-hunderte. La Paz ist die höchstgelegene Stadt der Welt und El Alto der höchstgelegene Flugplatz der Welt. Der Titicaca ist der höchste See der Welt. Potosi ist die Stadt des Cerro Rico, des Silberberges, wo die Konquistadoren unermäßliche Schätze gefunden hatten. Das Tal des Mondes liegt unweit von La Paz, aber es scheint so, daß es näher zum Mond sei, da man sich in dieser echten Mondlandschaft als Astronaut fühlen könnte.Rene Barrientos hat mit Hilfe der Armee im Jahre 1964 die Herrschaft des Präsidenten Paz Estensoro gestürzt und wurde nach zwei Jahren zurrt''Staatspräsidenten gewählt. Der bolivianische Präsident ist ein sonnengebräunter, auffallend energischer Mittvierziger.

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Tibet ist „das Dach der Welt“. Bolivien ist das Dach Amerikas, das Sonnentor und das Vaterland der Ruinen der Vor-Inka-Jahr-hunderte. La Paz ist die höchstgelegene Stadt der Welt und El Alto der höchstgelegene Flugplatz der Welt. Der Titicaca ist der höchste See der Welt. Potosi ist die Stadt des Cerro Rico, des Silberberges, wo die Konquistadoren unermäßliche Schätze gefunden hatten. Das Tal des Mondes liegt unweit von La Paz, aber es scheint so, daß es näher zum Mond sei, da man sich in dieser echten Mondlandschaft als Astronaut fühlen könnte.Rene Barrientos hat mit Hilfe der Armee im Jahre 1964 die Herrschaft des Präsidenten Paz Estensoro gestürzt und wurde nach zwei Jahren zurrt''Staatspräsidenten gewählt. Der bolivianische Präsident ist ein sonnengebräunter, auffallend energischer Mittvierziger.

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Bolivien machte seit dem Tod Ohe Guevaras Schlagzeilen. Wie geht es mit den Guerillas weiter?

Barrientos: „Castro hat eine schwere Niederlage in Bolivien erlitten, und derzeit opfert er viel Geld dafür, daß er die bolivianische Regierung niederwerfen könne. Seit dem Tode Che Guevaras sind die Guerillas auch in anderen lateinamerikanischen Staaten merklich schwächer geworden. Wenn nach dem Fiasko Castro in Bolivien Erfolg haben würde, wären damit die Guerillas auch in anderen Ländern Lateinamerikas gestärkt. Deswegen experimentiert Castro mit einem neuen Guerilla-Abenteuer in Bolivien. Jetzt agitieren auch Stadtguerillas, die Terroraktionen ausführen. Leider werden die Castro-Anhänger von ein paar abgewirtschafteten Politikern ebenfalls unterstützt. Wir haben Beweise von den neuen Guerilla-versuchen Wir fanden Waffendepots, im großen und ganzen kennen wir die Trainingslager im Urwald, und wir haben einige 16jährige Burschen verhört, bevor sie die Reise nach Kuba angetreten haben. In seiner Tasche hatte jeder 1500 Dollar. Sie wollten zwecks Guerillaausbildung nach Kuba fahren.“

„Wir haben kein Geld, und niemand unterstützt uns im Kampf. Und dennoch werden wir Castro in Bolivien immer besiegen. Bolivien wird immer das Grab der Guerillas sein, weil das Volk, vor allem das Bauerntum in Bolivien, nicht aus Castroisten besteht, sondern um eine bolivianische Revolution kämpft.1'

Was ist die bolivianische Revolution?

„Während vieler Jahrhunderte wurde Bolivien von oligarchi-schen Regimen ausgebeutet. Das Land hat in einem Neokolonialismus gelebt, der grausamer wair als der spanische Kolonialismus. Nur der Bergbau hat gezählt und gar nichts anderes! Indessen wurde das Geld des Landes ins Ausland gebracht, Bolivien versank im Elend. Die menschliche Arbeitskraft hatte keinen Wert, der Bauer war nur ein Lastesel — burro de oarga —, er hatte gar keine Rechte, hat in Unwissenheit gelebt und keine Rolle im Leben der Nation gespielt. Eine kleine Kamarilla, die .rosca', hat dem Land die Kehle zugeschnürt. Die riesigen Bergwerke schütteten enormen Reichtum aus — das Volk vegetierte dennoch Im größten Elend.“

Geht es jetzt wirtschaftlich aufwärts?

Barrientos: „Der Kapitalmangel ist .eines der größten Probleme Boliviens.“ Dadurch wird auch die Tätigkeit der Alianza para el Pro-greso erschwert. Die Alianza protegiert nämlich jene ausgearbeiteten Pläne, bei denen das zur Verwirklichung notwendige Kapital teilweise aus heimatlichen Quellen gedeckt werden kann. In Bolivien kann man nicht einmal diesen kleineren Teil hervorzaubern.

Aber unser Hauptproblem heißt: ein bolivianischer Hafen am Meer. Wir suchen die grundlegenden Lösungen. Diese Frage muß von Chile und Bolivien selbst und untereinander gelöst werden. Mit Peru haben wir gar keine Probleme. Chile hat den Hafen von uns weggerissen, wir müssen diese Frage also mit Chile regeln. Bedauerlich, daß gemäß der chilenischen Theorie Bolivien weiterhin in einer nachteiligen Situation bleiben sollte. Wir fordern gleiche Opfer und gleiche Vorteile.“

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