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Ein Glück, das Gott nicht will?

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Jeder Mensch sehnt sich nach Glück, besonders, wenn dieses unrettbar verloren ging. Das fühlen vor allem jene, deren Ehe (-glück) zerbrochen ist. Nicht selten finden sie, durch Erfahrung gereift, in einer zweiten Ehe mehr Glück als zuvor. War die erste Ehe gültig, kann die zweite nicht mehr kirchlich geschlossen werden. Darf man dann aber noch von Glück reden? Zwei konkrete Fälle gehen mir besonders nahe:

Einer jungen Mutter mit drei kleinen Kindern ist der Mann einfach davongelaufen. Sie kämpft sich mühsam allein durch. Da begegnet ihr ein Partner, selber ledig, der sie als Frau ganz ernst nimmt, in ihr heilt, was schwer vervmndet war und der den Kindern ein liebevoller „Vater" sein will. Sie ist sehr glücklich und dankt Gott, der ihr „Unglück" sichthch gewendet hat.

Einem älteren Ehemann, so Ende Sechzig, ist seine sehr geliebte Gattin gestorben. Das Leben ist nun leer, kaum mehr erträglich. Da trifft er unerwartet eine gleichaltrige Frau. Sie hatten sich schon in der Jugend gekannt, später aber aus den Augen verloren. Er klagt ihr seine Einsamkeit und erfährt, daß ihre Ehe vor Jahrzehnten zerbro chen ist. Beide fürchten sich vor dem Alleinsein im fortschreitenden Alter. Da kommt es ihnen vor, als hätte Gott sie selbst zusammengeführt, damit sie einander den letzten Lebensabschnitt in Liebe glücklicher gestalten können.

Solche Menschen können nicht verstehen, daß dieses Glück sündhaft sein soll. Sie glauben ja an einen Gott, der Not wendet, zur Liebe verpflichtet, der den Menschen trotz aller Irrwege immer wieder neue Chancen gibt.

Aber ist es nicht derselbe Gott, der so eindeutig zur Treue verpflichtet? Das Gebot der Unauflös lichkeit der Ehe hat Gott zum Schutz der Liebe und damit der Würde des Menschen gegeben. Eheleute sollten in Krisen noch intensiver die Versöhnung versuchen, und die Kirche müßte ihnen dafür noch viel mehr Hilfen anbieten.

Wo aber für jemand ohne Schuld die Ehe unrettbar zerbrach. Alleinbleiben aus einer bestimmten Lebenssituation heraus unerträglich ist und er in neuer Partnerschaft Glück gefunden hat: ist das dann immer ein Glück, das Gott nicht will? Es ist schwer, genau zu wissen, was Gott will. Sicher aber will er, daß Leben gelingt, und zwar in Fülle.

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