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Macht und Widerstand dagegen

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Der bosnische Autor wurde mit diesem Roman, der 1966 im Original erschien, weltberühmt. Er beschreibt ein früheres düsteres Kapitel aus der Geschichte dieses Landes.

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Der bosnische Autor wurde mit diesem Roman, der 1966 im Original erschien, weltberühmt. Er beschreibt ein früheres düsteres Kapitel aus der Geschichte dieses Landes.

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Der historische Roman „Der Derwisch und der Tod“ von dem Serbokroaten Meša Seli- movic (1910-1982) wurde bald nach dem Erscheinen des Originals (1966) ins Deutsche und in andere Sprachen übersetzt. Der Neudruck erfolgte vermutlich, weil der Ort der Handlung - die freilich im 18. Jahrhundert spielt -, also Bosnien, auf tragische Weise aktuell ist. Das Thema des Werkes und seine selbstkritisch meditierende Weisheit sind

aber überzeitlich und erzählen von der Korrumpierbarkdlt des Menschen durch errungene Macht. Es sind Aufzeichnungen des 40jährigen Derwischs Ahmed Nurudin, der gewissenhaft sein Gewissen erforscht. Sein Bruder kam ins Gefängnis, ohne etwas verbrochen zu haben; durch Zufall hatte er vom Verbrechen eines Hochrangigen erfahren, darum wird er hingerichtet.

Der Ich-Erzähler verabscheut Rache, aber der Haß gegen den mächtigen Mörder ist größer als seine Moral; er vernichtet den ungerechten

Kadi, wird selber Kadi, und auch in ihm wird die erreichte Macht gewichtiger als der Gerechtigkeitssinn. In der geheimen Selbstkritik bleibt er geständig bis zu seiner Hinrichtung. Mit ihr endet alles Unrecht und führt trotzdem nicht zum Recht. Eine großartig vorgetragene Fabel von der sittlichen Unzulänglichkeit des Menschen.

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