Wolken 10 11 - © Foto: Istock

„Maria malt“ von Kirstin Breitenfellner: Die fremde Kämpferin

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Anton Thuswaldner über „Maria malt“, den Roman von Kirstin Breitenfellner.

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Anton Thuswaldner über „Maria malt“, den Roman von Kirstin Breitenfellner.

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Es ist immer ein Wagnis, eine Person des öffentlichen Lebens in eine Romanfigur zu verwandeln. Erika Wimmer Mazohl hat das gerade getan mit dem Roman „Wolfs Tochter“ (edition laurin) über die Schriftstellerin und Friedensaktivistin Erika Danneberg. Noch heikler, weil die Porträtierte ungleich bekannter ist, das Unterfangen von Kirstin Breitenfellner, die sich über das Leben der Malerin Maria Lassnig beugt. Entwarnung darf in beiden Fällen gegeben werden, weil die Autorinnen reflektiert vorgehen und um die Tücken einer Romanbiografie wissen.

Empathie als Methode taugt gar nicht, ist sie nicht viel mehr als eine Mogelpackung. Nur schlechte Verfasser historischer Romane lassen sich in die Gefühlswelt von Fremden hineinfallen, als wäre sie die eigene, weil sie meinen, Lebensgefühle blieben über Zeiten und Räume gleich. Ohne Reflexion und Recherche geht gar nichts. Und hier hat Kirstin Breitenfellner ganze Arbeit geleistet. Sie hat sich nicht nur leicht zugängliches Material beschafft, sondern sich auch in Briefe und Notizbücher eingelesen. So kommt sie der Person einigermaßen nahe, ohne mit ihr gleich auf Du und Du zu stehen. Eine Persönlichkeit wie eine so hellwache Künstlerin vom Schlage der Lassnig ist ohne den Zeithintergrund nicht zu verstehen. Und so leistet Breitenfellner gleich noch eine Bestandsaufnahme der besonderen Situation der Nachkriegsjahre, als eine neue künstlerische Generation den Bruch mit einer alles Ambitionierte lähmenden Politik der Restauration unternahm. Mittendrin Maria Lassnig, die als Frau einen schweren Stand hatte gegen Männer, die ihr zum Teil heillos unterlegen waren. Ihr Wille aber, etwas aus sich zu machen, ist enorm. Das funktioniert nur über eine Absetzbewegung von hinderlichen Männern. Maria malt, Maria allein.

Breitenfellner geht sparsam um mit Füllmaterial, das Lücken der Überlieferung kraft ihrer Fantasie schließen soll. Es ist ein gutes Zeichen, dass sich nicht das Gefühl aufdrängt, die Autorin wäre nach diesem Roman fertig mit Lassnig, weil sie alles gesagt hat. Dazu bleibt die Figur zu rätselhaft, sperrig, widersprüchlich.

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