
Monströser Schutzschild
Stephan Roiss' Debütroman "Triceratops" findet neue Wege, von psychischer Versehrung zu erzählen.
Stephan Roiss' Debütroman "Triceratops" findet neue Wege, von psychischer Versehrung zu erzählen.
Die österreichische Literatur und der Wahnsinn (wie man früher sagte), die psychische Erkrankung (wie man heute sagt), das geht gut zusammen, bei Bernhard, Bachmann, Lavant sowieso, aber auch die gegenwärtigen Autorinnen und Autoren haben einen Hang zur literarischen Beschäftigung mit der zerstörten Seele.
Natürlich ist der Wahnsinn, um bei der episch-motivischen Bezeichnung zu bleiben, ein Motiv der Weltliteratur, aber die Österreicher und Österreicherinnen scheinen das (leider?) besonders gut in Worte fassen zu können. Woran das liegt, sei dahingestellt. Der gebürtige Linzer Stephan Roiss beweist mit seinem Debütroman „Triceratops“ jedenfalls eindrucksvoll, wie man das Thema neu erzählen kann, ohne dabei nur auf inhaltliche Originalität zu setzen.
Erzählt wird von einem Jungen, der in einer dysfunktionalen Familie aufwächst, die vor allem unter der schweren Depression der Mutter zu leiden hat. Der Vater ist ihm keine große Hilfe. Seine Funktion besteht hauptsächlich darin, den Jungen, wenn es wieder einmal besonders schlimm wird und die Mutter in die Psychiatrie muss, zur Großmutter auf den Bauernhof zu bringen. Die Mutter ist nicht die Einzige mit psychischen Problemen im engsten Familienkreis. Schon der Großvater zog sich mit einem imaginären Freund in eine Hütte im Wald zurück, die ältere Schwester lebt in ihrer eigenen Welt – vielleicht eine Form von Autismus –, was in der Katastrophe endet.
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