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Mutter Teresa t(1910-1997), für viele schon zu Lebzeiten eine Heilige des 20. Jahrhunderts

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Sie hätte auch ein anderes Leben leben können, Agnes Gonxha Bojaxhiu aus Skopje in Albanien. 1910 in ein wohlhabendes Elternhaus hineingeboren, bekam sie eine gute Ausbildung, war künstlerisch und sprachlich talentiert und hatte Freude am Leben. Sie hätte ein bequemes Dasein haben können. Aber sie fühlte schon früh, daß sie für etwas anderes bestimmt war.

Mit 18 Jahren trat sie, die schon als Kind ihre Mutter bei Aktionen der Nächstenliebe begleitet hatte, in den Orden der irischen Schwestern von Loreto ein und nahm den Namen Maria Teresa vom Kinde Jesu an. Sie wurde nach Indien geschickt, 1929 traf sie in Kalkutta ein und unterrichtete dort 20 Jahre lang als Lehrerin in der Missions-Hochschule.

Aber der Wunsch, angesichts des furchtbaren Elends außerhalb der Klostermauern mehr zu tun als Mädchen Erdkunde, Geschichte und Katechismus beizubringen, war groß. Und sie folgte ihm.

Die Ordensfrau gab - nach vielen Schwierigkeiten, Selbstzweifeln, Gebeten und Selbstbefragungen - alles auf und zog in das schlimmste Elendsviertel Kalkuttas, um das zu tun, was sie „tun mußte”: den Armen zu die nen, ihnen eine Schlafstätte, Essen und Trinken zu geben, Sterbende, die sie irgendwo aufgelesen hatte, „auf die Begegnung mit ihrem Gott vorzubereiten”, Sieche, Leprakranke, Krüppel zu waschen und zu kämmen ... Vor allem aber ihnen jene Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken, die ihnen niemand sonst geben wollte.

In kurzer Zeit hatten sich ihr viele Helferinnen angeschlossen. Ihr 1950 gegründeter Orden breitete sich rasch in Indien aus, bald schlugen die „Missionarinnen der Nächstenliebe” in allen Teilen der Welt ihre Zelte auf, 1985 auch in Wien.

Kritiker hatten ihr vorgeworfen, sich nicht um entsprechende medizinische Hilfe für die Todkranken zu kümmern und den Ausbildungsstandard der Schwestern und Helfer nicht anzuheben. Aber sie sagte immer: „Wir sind kein Krankenhaus, sondern ein spiritueller Orden.”

Die Spenden fließen reichlich aus aller Welt. Daß sich in ihrem Namen auch Schwindler Geld erschleichen, kann dem Orden nicht angelastet werden. Ebensowenig wird man es verhindern können, daß Hollywood ihr Leben verfilmt - wogegen sie sich immer gesträubt hatte.

Mutter Teresa ist am 5. September 87jährig in Kalkutta gestorben. Die ganze Welt trauert um sie, die im ausgehenden 20. Jahrhundert schon zu Lebzeiten eine Heilige war.

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