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Brasilienabenteuer in Aquarellen

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Am 10. November wird in der Akademie der bildenden Künste In Wien eine Ausstellung mit Aquarellen und Zeichnungen Thomas Enders eröffnet: Brasilien aus der Biedermeierzeit.

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Am 10. November wird in der Akademie der bildenden Künste In Wien eine Ausstellung mit Aquarellen und Zeichnungen Thomas Enders eröffnet: Brasilien aus der Biedermeierzeit.

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Dses. Jahr auch die naturhisto-ische petition genheit der Vermählung der Österreich!-, sehen Prinzessin Leopoldine hrit* Dom Pedro nach Brasilien geschickt. Auch ein Maler sollte mitgenommen werden. Ich habe immer einen großen Drang zu rejsen iri mir gefühlt und so 'eine Reise konnte mir nicht anders als höchst beglückend vorkommen. Ich meldete mich dazu und hatte wirklich das Glück, daß meinerletz^n Sä’lz burger Skizzen dem Fürstefi Metternich so gefielen, daß-ich beson ders durch seine Protektiori den Platz äls Maler der Expedition erhielt.“

Der anlablich. November 1793 in Wien geborene Maler Thotflas En der schreibt in seiner Autobiographie zu seinem Schicksalsjahr 1817 nichts von den politischen Überle-' güngen Metternichs, die die Ursache für die dynastische Verbindung Österreichs mit dem Königreich Portugal und seiner riesigen Kolonie Brasilien waren. Daß die politische Rechnung* des Habsburg- Kanzlers später nicht aufging, Dom Pedro zwar 1820 Regent in Brasilien und-1822 im Gefolge brasiliani scher Unabhängigkeitsbestrebungen gekrönter Kaiser vön Brasilien wurde, 1831 aber zur Abdankung .gezwungen wurde und 1 copoldmes Lhejalire von politischen Unruhen und des Gemahls Maitressen über- schaftM waren, steht auf einem an deren Blatt?' ttön . Der anläßlich'der Heirat zusam mengestellten naturwissenschaftlichen Expedition gehörten' außer Thomas Ender als Lähdschafts- zeichner und Aquarellist auch ein Zoologe, ein Botaniker, ein Präpa ratöf, ein Mineraloge, ein Pflanzen mąler sowie Naturforscher aus Prag. München ’ und Florenz an. Leopoldine'selbst war naturwissen- schaftlich höchst interessiert und gebildet undd . sorgte in der Folge auch dafür, daß die gesammelten Objekte regelmäßig nach Wien geschickt wurden.

Am 10 April 1817 schifften sich Ender urid die meisteri Expeditionsteilnehmer in Triest ein, bereits in Pola gab es die erste Fanrtunter- brechühg wegen Schlechtwetters,

nach Stationen in Malta, Gibraltar und Madeira langte man am 14. Juli endlich in Rio de Janeiro eirt.

Schon auf dem Schiff und an den- Zwischenstationen waren die ersten Aquarelle entstanden, nach der Ankunft stürzte sich Ender in die künstlerisch«? Wiedergabe, der vielen, damals noch von üppigem Tro .penwald umwucherten Sehensix ür digkeiten der Stadt und ihrer Um gebpiijg. Vom Corcovado aus, dessen Besteigung damals eine Meine Expedition war, hielt er den Blick über Rio fest. Die Wallfahrtskirche Maria da Gloria - hinter ihr erstreckt sich heute der Flughafen •*- und die meisten der von Ender fest-. gehaltenen Bauten konnte. Robert Wagner, der Leiter-.des Kupfer- stichkabinetts und Ausstellungsver- atuwort liehe, genau lokalisieren.

KAMMERHERREN AUF REISEN

Audi gesellschaftskritische kleine Skizzen ’entstanden, wenn der Künstler das Leben der Einheimischen festhielt: Sei es der Verkauf einer schwarzen Sklavin, bei der der Käufer noch das Gebiß befühlt, oder Darstellungen der Schwarzen bei der Arbeit, im Gegensatz dazu zeigt er eine vornehme portugiesi sche Dame, die im Tragsessel durch die Straßen getragen wird.

Mit einer Expedition ins J .an- desinnere wurde nach den Hoch- ’ Zeitsfeierlichkeiten im Jahr 1818 begonnen. Diese Fahrten waren für Europäer überaus strapaziös, das heißfeuchte Klima und Tropenkrankheiten machten auch Ender . zu schaffen.

Das Aquarell „Die österreichische^,Kammerherren auf der Reise nach Sao Paulo“ zeigt die Am gehörigen der österreicliischen Botschaft im Tropenwald, von Sonnenschirmen beschattet, gefolgt von eT ; her , Uifzahl bepackter Lasttiere. (Heute brausen diese Hauptverkehrsader täglich Zehntausende Autos entlang).

Eingeborene auf Bananenplantagen, näckte Schwarze an den Ufern eines Flusses, auf dem menschenge füllte Boote schwimmen^ die üppige Pracht der Bäume und Pflanzen sind mit präzisem Strich oder in feiner farbiger Stimmung festgehalten. . * *

In der durch Gold- und Diamantenvorkommen reichen Provinz • Minas Geraus gibt Ender die brasilianische Barockstadt Ouro Preto wieder, die* sich bis heute fast unverändert erhalten hat. Obwohl En der selbst nie bis Ouro Preto gelangte, hat er die Motivzeichnungen eines anderen Expeditionsteilnehmers zu rėizvofleri eigenen Blättern verarbeitet.

Nach seiner zweiten schweren Malariaerkrankung kehrte Ender vorzeitig nach Österreich zurück, zusammen mit einer reichen Sammlung präparierter Tiere und Pflanzen und von Mineralien.

Nicht weniger als 652 Zeichnungen und 124 Aquarelle brachte, er seinem kaiserlicnen Auftraggeber mit; überdies seinem Förderer Metternich ein eigenes Album mit Skizzen und Aquarellen.

Gemeinsam mit den naturwissenschaftlichen Objekten gingen Enders Werke zunächst ans „Brasilianische Museum“ in der Wiener Johanpesgasse, 1835 landeten die Zeichnungen und Aquarelle in der Obhut der /Akademie der bildenden Künste, deren Schüler und späterer Professor Ender war.

165 Aquarelle und Zeichnungen von den 776 im Besitz des Kupferstichkabinetts’der Akademie befindlichen Blätter werden dort bis 21T Dezember zu besichtigen sein. Zuletzt wär 1954 am Schillerplatz eine kleine Ender-Sčhau zu sehen.

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