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Bücher zum Hören

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Eeine atttraktive Form von Literaturgenuß sind die „Audio-Books". Bis vor kurzem wurden „Rlassiker" der Vorlesekunst wie Oskar Werners Rilkerezitationen als Rassetten im gutsortierten Buchhandel angeboten. Große Umsatzträger waren diese Raritäten nicht.

In den USA wurde in den letzten Jahren mit auf Tonträgern aufbereiteten Büchern ein regelrechter Boom ausgelöst. 1994 erzielten die Audio-Books einen Umsatz von drei Milliarden Dollar. Audio-Book-Shops schössen wie Pilze aus dem Boden. In Europa steckt der Markt für Hörbücher noch in den Rinderschuhen.

Der Münchner „Hör-Verlag", ein Zusammenschluß namhafter Belletristikverlage, bietet in den Bereichen Literatur, Fantasy, Krimi, Kinderliteratur und Autorenlesung ein breites Spektrum. Die deutschen Verlage Hanser, Suhrkamp und Piper schlössen sich mit dem Österreichischen Bundesverlag und den Häusern Residenz und Deuticke zusammen. „Man dachte an eine eigene Verwertung der Lizenzen ebenso wie an die Nutzung des professionellen Vertriebes", erklärt Claudia Baumhöffer, Geschäftsführerin des Hör-Verlages.

Claudia Baumhöffer weist darauf hin, „daß beim Hören die Leselust wächst". In der Tat: wenn in den USA ein Audio-Book neu auf den Markt kommt, sei eine zehnprozentige Umsatzsteigerung der Taschenbüch Version die Eolge, weshalb in den Staaten inzwischen die Audio-Rechte fast ebenso umkämpft sind wie Filmrechte. Wenn ein bestsellerverdächtiges Buch erscheint, lassen sich die Verlage die Rechte für die Hör-Vermark-tung hohe Summen kosten.

„Die Zielgruppe sind die.20 bis 50jährigen", erklärt Baumhöffer. Jostein Gaarders „Sofies Welt" wurde innerhalb weniger Wochen 15.000 mal verkauft. Ein „Hörspiel, das den Imaginationsreichtum des Bomans überzeugend ins akustische Medium überträgt", lobt die FAZ die Audio-Book-Version von Gaarders „Sofies Welt". 1995 gab es sogar den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Die Laufzeit von etwa 400 Minuten ist in acht Kassetten oder sechs CDs aufgeteilt. Derartige Hörerlebnisse, meisterhaft aufbereitet von Richard Hey (Träger des Schiller- und Gerhart-Hauptmann-Preises) eignen sich speziell für an Philosophie interessierte

Jugendliche, schließlich ist Sofie, die eine Reise durch die Philosophiegeschichte des Abendlandes unternimmt, erst vierzehn Jahre alt.

Der Hör-Verlag bietet aber nicht nur zeitgenössische Literatur, auch Goethes Novelle - gelesen von Oskar Werner und Therese Giehse, unter der Regie von Max Ophüls -liegt in einer wohlfeilen Einspielung vor. Axel Corti und Henning Venske ist ihr Amüsement beim Lesen von Bolls „Dr. Murkes gesammeltes Schweigen" anzumerken. Patrick Süßkinds Einakter „Der Kontrabaß" liegt in einer glänzenden Aufnahme mit Walter Schmidinger in der Titelrolle vor.

Wer sich vom Zauber der Hobbit-Geschichten einfangen lassen will, der ist mit J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe" richtig beraten. In Bilbo Beutlins Reich kann man sich 750 Minuten lang auf Fantasiereisen begeben. Wem das zu lange dauert, der nimmt sich zum „Einhören" den „Kleinen Hobbit" mit nur 270 Minuten.

Klassiker des Krimi-Genres sind die sozialkritischen Krimis von Maj Sjöwall und Per Wahlöös. Highsmith, Chandler, John Le Carre und Sara Pa-retsky.

Spannung und Zeitsatire sind mit den Geschichten der Science-Fiction-Autoren Douglas Adams und Stanislaw Lern garantiert.

Unvergleichlich werden die Hörerlebnisse, wenn die Autoren ihre Werke selber lesen, und dann noch so einprägsame Stimmen haben wie Elias Canetti. Seine „Stimmen von Marrakesch" haben noch nach öfterem Anhören viel Zauber. Hermann Hesse liest „Über das Glück" Briefe, Prosa und Gedichte aus „Klingsors letzter Sommer". Und nicht zuletzt macht Ingeborg Bachmanns Stimme die Lesung ihrer Gedichte aus den Jahren 1948 bis 1957 zum Genuß.

Zur kriminalistischen Spurensuche in der Geistergeschichte des Abendlandes lädt Umberto Eco mit „Der Name der Rose" und „Das Fou-caultsche Pendel" ein.

Im gutsortierten Buchhandel kann man die Kassetten und CDs ebenso finden wie im Schallplattenhandel. Ein Blick auf die kleinen Drehständer lohnt sich.

Die Autorin ist

Journalistin in Villach.

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