Schreiben
Bücher, wie man zum Autor wird, gibt es schon genug. Beeinflusst von amerikanischen Schriftstellerlehrwerkstätten wird auch hierzulande versucht, das Handwerkszeug, das Schriftsteller brauchen, in Buchform zu erklären. Mario Vargas Llosas "Wie man Romane schreibt" ist insofern anders, als es in Briefform geschrieben ist, an einen Freund, der schreiben will, vor allem aber, weil es auch für Nichtmöchtegernautoren eine lesenswerte Auseinandersetzung mit der Literaturauffassung des engagierten peruanischen Schriftstellers bietet. Jenen, die seinen Essay "Die Wahrheit der Lügen" schon gelesen haben, wird einiges bekannt vorkommen: Literatur begreift er als Auflehnung gegen die Realität, eine Auflehung, die keineswegs harmlos ist, da sie aus der Unzufriedenheit mit dem wirklichen Leben entsteht ... Anhand seiner einfach erzählten Theorien besucht man auch andere literarische Werke, die Vargas Llosa zur Beweisführung heranzieht. Eine Lektüre, die eine aufschlussreiche und unterhaltsame Einführung in die Denk- und Schreibwelt des Autors, aber auch in die Welt der Literatur insgesamt darstellt. bsh
Wie man Romane schreibt
Von Mario Vargas Llosa
Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2004
117 Seiten, kart., e 7,20
Vergessen
Wer zu viel weiß und nicht in eine Schublade passt, der hat es schwer, eine Heimat zu finden und verstanden zu werden. Jean Gebser (1905-1973) hat erfahren, was es heißt, ein Sucher und Forscher in den Grenz- und Übergangsgebieten des menschlichen Wissens und Philosophierens zu sein. Als Polyhistor kann er in die Reihe der großen Synthetiker wie Spengler und Toynbee eingereiht werden. Mit seinem Hauptwerk "Ursprung und Gegenwart" hat er versucht, eine Phänomenologie des abendländischen Geistes und eine Kultursoziologie zu bieten. Elmar Schübl von der Universität Graz hat in seiner Studie das Leben und Werk dieses Vergessenen nachgezeichnet.
Ein Leben zwischen Berlin, Madrid, Paris und der Schweiz, geprägt durch Freundschaften mit Federico Garcia Lorca, Pablo Picasso, C.G.Jung. Gebser wird als ein faszinierender Geist und Lyriker greifbar, der gelesen werden müsste. "Warten und Weilen und Weben und/ Harren und Horchen und Hören und/ Denken und Dichten und Deuten und/ Sinnen und Sehen und Sagen/ das Hohe und Tiefe/ das Helle und Dunkle/ das Alte und Neue/ das Gestern und Morgen/ das Runde/ das Ganze/ das All/ das A/ und 0." Das Buch macht Lust darauf und ist ein kleiner Beitrag zur Würdigung Gebsers, die ihm zeitlebens nicht in dem Ausmaß zuteil wurde. Die Bestrebungen, ihm eine Honorarprofessur in Salzburg zu verschaffen, zogen sich so lange hin, bis er den Verpflichtungen aus Gesundheitsgründen nicht mehr nachkommen konnte. bsh
Jean Gebser (1905-1973)
Ein Sucher und Forscher in den Grenz- und Übergangsgebieten des menschlichen Wissens und Philosophierens
Von Elmar Schübl
Chronos Verlag, Zürich 2003
281 Seiten, brosch., e 25,50