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Dante und seine Diener

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DIE GÖTTLICHE KOMÖDIE. Von Dante Alighieri. Italienisch und Deutsch. Uebertragung, Einführung und Erläuterung von August V e z i n. Verlag Herder, Freiburg. 1432 Seiten, ein Titelbild. Preis 3 8 DM.

Das unaufhörliche Bemühen und das Bestreben jeder Generation, von ihrer wissenschaftlichen Arbeit Rechenschaft zu geben, hat der episch-didaktischen Dichtung, von der mehr als 500 Handschriften existieren und von der im Jahre 1862 die erste kritische Ausgabe in Deutsch erschien, gerade — und nicht zuletzt durch die Romantik — bei den Deutschen einen Widerhall verschafft, dem nur zwei Namen an die Semite gestellt werden könnten: Homer und Shakespeare. Vezm hat 1926 seine erste vollständige Uebersetzung vorgelegt, nachdem eine Probe bereits 1909 erschienen war. Soweit eine Uebersetzung — gerade auf dem unerhört schwierigen Gebiete der Terzine und einem mehr als 600 Jahre alten Urtext gegenüber — die Farbe, den Klang und die Atmosphäre des Originals bringen kann, hat das Vezin beispielhaft zustande gebracht. Er hat in den Jahrzehnten seiner Arbeit immer wieder Wort für Wort gewogen, Satz für Satz gefeilt. Wichtig ist bei dieser, den Urtext und die Uebersetzung gegenüberstellenden Ausgabe, der Kommentar, dem ein profundes Wissen, eine klare Ausdrucksweise und eine weise Beschränkung auf das Sagenswerte nachzurühmen bleibt. Ein Anhang orientiert über die Datierung, weist Parallelen nach vielen Seiten hin nach — bis zum mittelhochdeutschen Epos und zu Goethe. Das hervorragend gedruckte, in Halbleder auf Dünndruck und damit handlich ausgestattete Werk verdient weite Verbreitung.

MARIA IN DANTES GÖTTLICHER KOMÖDIE.

Von Hellmut Schnackenburg. Verlag Herder, Freiburg. 90 Seiten. Preis 9.50 DM.

Dieses Buch des in Bremen lebenden Verfassers und Vetters des Exegeten Rudolf Schnackenburg ist nicht bloß äußerlich in der Einbandgestaltung dem vorhin besprochenen Werke Vezins gleichgestellt; es bildet vielmehr eine unentbehrliche Weiterführung dort, wo Vezin angesichts seines gewaltigen Unternehmens nur andeuten konnte. Anderseits ist das Buch Schnacken- burgs als sinnvoller Ausgleich zu werten: ein Freund, der Dichtung, ein Nachdenklicher, schrieb es, kein Philologe. Der Autor unterzieht sämtliche Verse der Commedia einer Prüfung, zu der er (im Texte nachgewiesenen) Stellen der Heiligen Schrift und der kirchlichen Ueberlieferung das Wort über- IL läßt.. Vielkicht Majf sogąr behauptet werdep, daß — weil “die KenhtniS der Commedia nicht vorausgesetzt wird — hier eine Hinführung von ganz bedeutendem ‘ Gewicht entstanden ist.

NEUES LEBEN. Von Dante. Uebertragen und mit einem Nachwort versehen von Sophie Hildebrandt. Böhlau-Verlag, Graz-Wien. 180 Seiten. Preis 8.90 DM.

Die „Göttliche Komödie” wird ohne die Kenntnis des Danteschen Jugendw.erkes „Vita nuova” nicht richtig begriffen werden können. Dante hat die Vita als Vorbereitung aufgefaßt. Die vorliegende Parallelausgabe ist im Augenblick, als Vezins Arbeit erscheint, daher von doppeltem Wert und für Lehrer und Studenten wichtig.

LANDSCHAFT DER EWIGKEIT. Von Romano Guardini. Kösel-Verlag, München. 256 Seiten. Preis 100.65 S.

Auf den ersten Band seiner Dante-Studien („Der Engel in Dantes Göttlicher Komödie”, ebenfalls bei Kösel) folgt diese Sammlung von Aufsätzen, die zwischen 1931 und 1956 entstanden sind. Bis auf den Aufsatz „Das letzte Sonett der Vita Nuova” hängen alle Arbeiten unmittelbar mit ‘ der „Commedia” zusammen. Es geht in ihnen nicht um philologisch-historische, sondern um philosophische Untersuchungen. Als Grundlage diente der Text „Le opera di Dante”, Florenz 1921. Auch Guardini, der dem Buche eine kleine biographische Skizze beigibt über den Weg, wie er zu Dante gefunden, verweist auf die großen Schwierigkeiten der Uebersetzung. Betont muß übrigens werden, daß der Leser ein Weltbild mitbringen und über jene „Konzentration der Kraft, ja sogar Hinordnung des Lebens” verfügen muß, von der Guardini im Epilog spricht.

DEUTSCHES DANTE-JAHRBUCH. Bände 34/35 und 36/37. Herausgegeben von Friedrich Schneider. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar. VI1/235 und VII/247 Seiten. Preis 16 bzw. 18 DM.

Unter den Dante-Gesellschaften ist die deutsche, welche 1865 gegründet wurde, die älteste. In den Jahrbüchern liegt denn auch eine überwältigende Fülle von Einzeluntersuchungen vor, ein Fachwissen, zu dem verschiedene Nationen beigetragen haben und in den vorliegenden zwei Bänden erneut liefern. Damit wird ein überzeitlicher und gültiger Beweis gegeben für die ewige Heimat des Geistes, die von den Wogen des unruhigen Alltags unberührt bleibt. Im Band 34/35 dünkt uns vom Sprachlichen her der Beitrag Heinrich Kuens (zurückgehend auf einen Vortrag in Mainz 1955) von besonderem Gewicht. Instruktive Karten über die Dialekte der Apenninenhalbinsel unterstützen die Ausführungen. Otto F. Babler gibt im Band 36/37 einen wichtigen Aufschluß über die Dante-Bestrebungen der Südslawen. Die jeweiligen Literaturberichte Schneiders sind sorgfältig gearbeitet und für Dante-Forscher unentbehrlich.

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