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Das Leiden Chinas

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Chinas Märtyrer sprechen. Von Jean Monster-1 e e t SJ. Verlag Herold, Wien. 400 Seiten. Preis 68 S.

Was hier von einem früheren Professor der Universität Tsinkou in Tientsin an dokumentarischen Berichten über die Christenverfolgung im kommunistischen China vorgelegt wird, kann Leser mit weichem Gemüt stellenweise zu Tränen rühren. Ein erschütterndes Buch, wenn man an die fast unvorstellbaren Leiden der. chinesischen Märtyrerkirche denkt; ein aufrüttelndes Buch, wenn man die oft so wenig übernatürliche Auffassung vom Christsein und von der Reich-Gottes-Arbeit in unseren Ländern damit vergleicht; ein trostvolles Buch, wenn man an die aus Chinas Saat von Tränen und Blut zu hoffende segensreiche Auswirkung auf das Corpus Christi mysticum denkt. Die Uebersetzung ist vorbildlich. Manchen einfachen Lesern weniger bekannte Fremdwörter hätten sich leicht vermeiden lassen. Ein herrliches Buch zur Tischlesung in Seminarien und Klöstern, zum Vorlesen in Glaubensstunden und beim Religionsunterricht, zur Auswertung in Predigten und Vorträgen, zur Privatlektüre für alle, ob sie glaubensstark oder glaubensschwach sind; diese müssen gestärkt, jene begeistert werden.

Anne-Marie Javouhey. Gründerin und Kolonisatorin. Von C. C. M a r t i n d a 1 e SJ. Verlag Herold, Wien. 168 Seiten. Preis 42 S.

Die 1950 seliggesprochene Anne-Marie Javouhey (1779 bis 1851), die kühne Tochter eines burgundischen Bauern und mutige Bekennerin in der Revolutionszeit, erwirkte sich 1807 von Napoleon die erste Bestätigung der von ihr gegründeten Josefsschwestern von Cluny, die 1826 die bischöfliche und 1854 die päpstliche Approbation erhielten und heute mehrere Tausende von Jugenderziehungsund Missionsschwestern in alle Kontinente der Erde senden. Die Gründerin wird mit Recht Kolonisatorin genannt, denn in der Zeit, als in den französischen Kolonien die Abschaffung der Sklaverei sich vorbereitete, erkannte sie es als die ihr von Gott aufgetragene Aufgabe, die farbigen Völker dem Christentum und der Kultur zuzuführen. Ihrer Zeit um ein Menschenalter vorauseilend, hat sie dieser schwierigen Aufgabe mit bewundernswerter Demut, ununterdrückbarem Sendungsbewußtsein, unbeugsamer Willensstärke und genialem Erziehertalent ihr abenteuerliches, opferreiches Leben bis zur letzten Minute mit staunenswertem Erfolg geweiht. Dabei war ihr Werk ständig bedroht vom alternden Gallikanismus, der in krampfhaftem Abwehrkampf gegen gesündere kirchliche Strömungen seine letzten Kräfte verzehrte, und dessen Vertreter sich nicht scheuten, ihr mehrmals, einmal durch fast zwei Jahre, die Sakramente zu verweigern. Historisch oder geographisch wenig geschulte Leser dürften zuweilen eine etwas ausführlichere Schilderung des örtlichen und zeitlichen Rahmens ihres Wirkens wünschen. Die Uebersetzung ist einwandfrei. Uebersetzer fremdsprachiger Werke werden aber gut tun, wenn sie zuweilen in einer zwar getreuen, aber doch freien Wiedergabe dem deutschen Sprachempfinden besser zu entsprechen suchen. Wie leicht könnte man zum Beispiel Seite 14 statt „Was hier aber besonders auffällt, ist, daß Anne ...“ sagen: „Besonders aber fällt hier auf, daß Anne...“ Das sehr lesenswerte, ebenso interessante wie erbauliche Buch gehört wirklich in die Buchreihe „Abenteuer Christentum“.

Ave Maria. Ein marianisches Hausbuch. Von Doktor Franz J a n t s c h. Verlag Herbert St. Fürlinger, Wien-München. 368 Seiten.

Das Marienleben, die Lehre der Kirche von Maria und die Marienverehrung bilden den reichen Inhalt dieses marianischen Jubiläumsbuche;. Es klingt aus mit der ansprechenden Antwort auf die Frage: Was hat Maria dem modernen Menschen zu sagen? Pfarrer Jantsch schreibt sich leicht und liest sich leicht. Manches, wie der Besuch bei Elisabeth und das Schweigen gegenüber Joseph, hätte eine tiefere Erklärung zugelassen. Seite 92 steht Matthäus für Lukas. Für das einfache Volk schwer verständliche Fremdwörter hätten zuweilen leicht vermieden werden können. Einzelne Sätze klingen recht kühn, zum Beispiel: „Der Menschensohn war auch weniger für die Gescheiten und Sicheren als für die Armen und Einfachen gekommen“ (S. 69); „die Pharisäer besaßen auf jeden Fall mehr Format und Glauben als wir“ (S. 80); „warum ein Mensch glaubt und der andere nicht“, wird „das größte Geheimnis“ genannt (S. 83); „die Hölle ist nichts anderes als der Widerstand gegen Gott“ (S. 1*9); „Josef IL, der erste große österreichische Rationalist“ (S. 285); „die Bibel bleibt für 999 von 1000 ein totes Buch“ (S. 340). Befremden muß, daß bei den „Muttergotteserscheinungen der letzten Zeit“ wohl die wundertätige Medaille (1830), nicht aber Lourdes (1858) behandelt wird. Die strenge Scheidung zwischen Geschichte und Legende ist sehr zu begrüßen. Geht es aber nicht fast zu weit, wenn Wundergeschichten aus der Legenda aurea gleichgesetzt werden dem Protoevangelium Jacobi, das vielleicht noch dem 2. Jahrhundert angehört? Wenn man in di:sem jeden geschichtlichen Kern leugnen will, kann das gläubige Volk leicht in Verwirrung kommen. Denn es wird ohne Erklärung schwer verstehen, wieso die Kirche, die doch unter der Führung des Heiligen Geistes steht, der heiligen Anna offiziell eine so bevorzugte Verehrung zugebilligt hat. Der Abschnitt „Maria in der Kunst“ rechtfertigt die Auswahl und Anordnung der gut wiedergesehenen Bilder (12 Färb- und 52 Kunstdrucktafeln). In einem religiösen Erbauungsbuch wird man auch Rücksichten der Ehrfurcht und Liebe walten lassen müssen. Sonst wird mancher Beschauer auch künstlerisch hochwertiger Bilder in Maria nicht „die strahlendste Persönlichkeit der Weltgeschichte“ (Vorwort) sehen, sondern „eine gewöhnliche Mutter mit Kind, das alles Geheimnisvolle verloren hat“ (S. 229),. Ueber den Gesamtwert des Buches sagt Bischof Schoiswohl sehr treffend im Geleitwort: „Fast kühn hält sich der Verfasser an die historischen Unterlagen, sucht keinerlei sentimentale Beigaben und weiß auch der Phantasie des Lesers Zügel anzulegen. Er bleibt stets auf dem Boden der klaren kirchlichen Lehre, gibt aber dem gläubigen Leser zugleich eine Fülle von Anregungen.“

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