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Das Rätsel Daniel-Rops

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Die Kirche zur Zeit der Apostel und Märtyrer. Von Daniel-Rops. Übertragen aus dem Französischen von Martha Fabian und Hilde Höfert. Abendländische Verlagsanstalt, Innsbruck-München 1951. 816 Seiten

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Die Kirche zur Zeit der Apostel und Märtyrer. Von Daniel-Rops. Übertragen aus dem Französischen von Martha Fabian und Hilde Höfert. Abendländische Verlagsanstalt, Innsbruck-München 1951. 816 Seiten

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Bin Fachmann auf dem Gebiete der frühchristlichen Geschichte und Literatur, Professor Hugo Rahner S. J., hat diesem Werk ein Geleitwort gegeben, in dem er Daniel-Rops einen Geschichtsschreiber nennt, .dem weit über viele seiner Fachgenossen hinaus das eignet, was ich das Künstlertum in der Historiographie nennen möchte ... Das in seiner wissenschaftlichen Herkunft oft minuziös genaue Wissen um die Einzelvorgänge wächst hier zusammen, wird konkret zu einem scharf gezeichneten Gesamtbild . Der Fachgelehrte ,6ieht hinter einer Fülle von scheinbar nur wie im Vorübergehen angedeuteten Einzelheiten, mit welcher Kenntnis der wissenschaftlichen Forschung und der unübersehbaren Literatur Daniel-Rops 6ein historisches Kunstwerk zu6ammengefügt hat Und so kann sich auch, wer nicht ein Fachkenner ist, seiner Führung ruhig anvertrauen .

Diesem wohlbegründeten Urteil haben wir nichts mehr hinzuzufügen als das augusti- nische Wort: tolle, lege!

Wir stehen bei Daniel-Rop6 vor einem Rätsel, wie es ihm nämlich nach den zwei großartigen Darstellungen der Geschichte des jüdischen Volkes und der des neutestament- lidien Zeitalters (.Je6us der Heiland in seiner Zeit“, 1950 im selben Verlag erschienen) jetzt wieder gelungen ist, mit der gleichen Meisterschaft die Geschichte der jungen Kirche zu beschreiben. Für dieses vielumfassende Wissen reichen unter normalen Umständen kaum drei Spezialisten aus: ein Alttestamentikus, ein Neutestamentikus und ein Patrolog. Genau so wie bei seinen anderen Werken, wissen wir nicht, was am meisten zu bewundern wäre: der sichere Griff, womit Rops die wesentlichen Ereignisse, Texte und die wichtigste Literatur heranzieht, oder seine unverkeim- baie Gabe der historisch-künstlerischen Darstellung, wodurch er die Geschichte der jugendlichen Kirche wirklichkeitsgetreu und cach wie ein lebendiges Drama — oder wie

.ein Gedicht Gottes — zu gestalten versteht Durch diese Übertragung wurde das katholische Schrifttum in deutscher Sprache positiv bereichert, weshalb wir dem Verlag zu dieser Herausgabe nur gratulieren können. Aber vor allem gebührt den beiden Übersetzerinnen, die sich bereits durch die Verdeutschung des .Jesus der Heiland große Verdienste erworben haben, alle Anerkennung für diese schwere Leistung. Mit Recht schreibt Professor Rahnen, daß .die gallische Sprachschön- heit des Originals auch in der besten Übertragung nicht ganz eingefangen werden kann . Trotzdem können wir sagen, das diese Übersetzung nicht nur getreu, sondern auch sauber und flüssig ist. Die Übersetzerinnen verfügen über genügsame Kenntnisse, um für die oft schwierigen Fachausdrücke eine einwandfreie Wiedergabe zu finden. Hie und da leuchtet zwar — vor allem in der Transkription von Personen- und Ortsnamen — das Feuer des Originals durch, zum Beispiel in Guillaume de Saint-Thierry, Donat (statt des üblichen Donatus), Niklas statt Nikolaus (47), Freunde in Galata (83) usw. Auch 6ind einige Seh- oder Druckfehler stehen geblieben, wie Das Testament, 6tatt Die Testamente der 12 Patriarchen, metanoete statt metanoeite, Arotas 6tatt Aratos (80) , sarcofagie statt 6arcofaghi und leider durchlaufend Septimus Severus statt Septimius S. und anderes mehr. Aber das 6ind nur Kleinigkeiten, die den Wert der Übersetzung als solcher nicht beeinträchtigen. Was wir jedoch stärker vermißt haben, ist fast jede bibliographische Notiz aus der deutschsprachigen Literatur. Was soll zum Beispiel der deutsche Leser mit dem Hinweis auf die hekto- graphierte Vorlesung Daniėlous anfangen, 'vohingegen die Erwähnung von Holzers „Paulus oder von Dölgers IXTHUS-Arbeiten unterblieben ist. Aber auch dieser Schönheitsfehler kann bei einer Neuauflage, die Werk bestimmt verdient, leicht behoben werden. Dr. Nico Greitemann kultureller Beziehung geprägt. Von Heft Stiftungen der Söhne St. Augustins ist Klosterneuburg zum Brennpunkt materieller und geistiger Kultur geworden. Das, was in einzelnen Monographien über den reichen bau- uod kunstgeschichtlichen Komplex, der sich in der St.-Leopolds-Stiftung zusammengeballt voc- findet, geboten wird, hat der weithin bekannte Publizist V. O. Ludwig in geradeart klassischer Kürze und mW vornehmer Objektivität meisterhaft dargestellt Das Werk tot für weitere Kreise geschrieben und daher wurde auf den erschwerenden wissenschaftlichen Anmerkungsapparat verzichtet, nur gelegentlich wird im Text auf Einzeldarstellungen verwiesen. Es ist durchaus nicht überheblich, zu behaupten daß „Klosterneuburg für die österreichische Kunstgeschichte ein Begriff, für die Kunstentwicklung aber ein typische Beispiel geworden ist . Daß die wissenschaftliche Tradition auch heute noch in Klosterneuburg nach der alten Devise St. Augustins fortgeführt wird, beweisen die neun Bände des 1908 begründeten „Jahrbuch de6 Stiftes Klosterneuburg“, ein Spiegelbild regsten Geisteslebens, ferner das beigegebene Verzeichnis dei seit 1900 außerhalb der Jahrbücher erschienenen Arbeiten Klosterneuburger Chorherren, von denen so mancher weit über die Grenzen Österreichs hinaus in der wissenschaftlichen Welt einen Namen von Klang hat. Es wäre müßig, auch nur einige zu nennen! Der Historiker hat nur einen Wunsch: Möge in gleicher Weise die Kulturgeschichte eines jeden österreichischen Stiftes aufgezeigt werden Dem Verlag gebührt für die geschmackvolle Ausstattung, insbesondere für die Wiedergabe der gutausgewählten Bilder, die wesentlich den Text illustrieren, Anerkennung.

Dr. P. Benno Roth O. S. B. Abtei Sedcau

Der Große Entschluß.“ — Märzheft 1952. Schriftleiter: Dr. Georg J. S t r an g f e 1 d S. J., Wien. Verlag Herold, Wien.

Österreich besitzt leider keime Zeitschrift für christliche Kunst, ein Mangel, der sich seit langem sehr fühlbar macht. In diese Bresche sprang vor einiger Zeit bereits in äußerst verdienstvoller Weise die Zeitschrift „Der Große Entschluß“ durch Beifügung einer Kunstdruckbeilage ein, die Reproduktioren moderner christlicher Malerei und Graphik enthielt Leider wurde dieser verheißungsvolle Anfang unterbrochen, um erst im Märzheft 1952 wieder eine Fortsetzung zu finden. In drucktechnisch ausgezeichneter Wiedergabe werden diesmal auf drei Seiten Bilder über die berühmten Ausgrabungen des Petius- grabes gezeigt — Ausgrabungen, die die gesamte christliche Welt aufs tiefste interessieren —, während die letzte Seite einen äußerst gelungenen modernen Taufkerzen- leuchter von Schneider-Manzell bringt. Es ist sehr zu hoffen und zu wünschen, daß im „Großen Entschluß“ die Kunstdruckbeilagen regelmäßig wiederkehren, damit die Fragen der christlichen Kunst in Österreich endlich ein entsprechendes Forum erhalten.

Dr. Raimund Schiffner wes er des Wiener Bistums im Dom zu St. Stephan, bei Seelsorgeaushilfen in den Pfarrkirchen der Wiener Umgebung und sprach zu den Sträflingen im Gefängnis. Als im Jahre 1552 in Wien die Pest wütete, sah man ihn öfter denn je auf den Wiener Kanzeln, so daß die Einwohner der Stadt, wie ein Zeitgenosse zu berichten weiß, .in Bewunderung aufgingen über den brennenden Eifer des Petrus Canisius für die Rettung der Seelen“.

Der Kirchenlehrer Canisius bediente sich aber nicht nur des gesprochenen, sondern auch des geschriebenen Wortes. Ihn, der schon in seiner Jugend schriftstellerisch tätig gewesen war, erwartete in Wien eine besonders schwierige und wichtige Aufgabe, da König Ferdinand erkannt hatte, daß er seinen Untertanen ein dem Katechismus Luthers gleichwertiges katholisches Buch in die Hand geben müsse. Dieses Handbuch mußte aber nach der Meinung eines modernen Biographen des Heiligen eine Reihe von Bedingungen erfüllen, denen voraussichtlich nur einer unter einer Millibn theologischer Schriftsteller mit Gleichmut die Stirn bieten konnte. Es sollte vollständig und bündig, tief, aber ohne Spitzfindigkeiten sein, die Streitpunkte im einzelnen, jedoch in freundlichem Geiste behandeln, gelehrt und leicht verständlich, mit einem Wort das Muster eines solchen Buches sein, von dem die Professoren öfter träumen, als sie es schaffen. Canisius sah in der Tat auch selbst diese Aufgabe als die schwerste seines bisherigen Lebens an,

die ihn Tag und Nacht wie ein Alptraum verfolgte. Als er aber dann nach drei Jahren seinen Katechismus vollendet hatte, erkannten auch die Protestanten sehr bald, daß mit diesem Buch und seinen Nachfolgern den Katholiken eine seinen Nachfolgern den Katholiken ein besonderes Werkzeug in die Hand gegeben war.

Der Heilige hat auch sonst das Schriftenapostolat geübt. Er gab die Werke einzelner Kirchenväter heraus, suchte mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten über den hl. Johannes den Täufer und die allerseligste Jungfrau die Magdeburger Zenturiatoren zu widerlegen, bemühte sich um die Herausgabe der Schriften zeitgenössischer Autoren und setzte Luthers Postille seine Erklärung der Sonntagsevangelien und Episteln entgegen. Canisius, der, wie wenige, nicht nur die Akademiker verstand, sondern auch die Psyche des Volkes kannte, ist endlich auch der Verfasser eines weitverbreiteten Gebetbuchs, und das darin enthaltene .Algmeine Gebet“ wurde vielfach bis in die jüngste Vergangenheit vom Volke nach der Sonntagspredigt gemeinsam gebetet. Die größte schriftstellerische Tat ist aber doch der Katechismus, der von Wien aus seinen Siegeszug durch die ganze katholische Welt antrat und dem hauptsächlich die Anerkennung der Kirche galt, wenn sie den zweiten Apostel Deutschlands zum Kirchenlehrer erklärte und damit seinem Lebenswerk die höchste Auszeichnung zuerkannte.

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