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Der „Macbeth“ und sein Kind
Die Problematik, in die der ganze Film von heute hineingeraten ist, wird am ehesten durch sein stoffliche Ermüdung, ja Erschöpfung deutlich. Der Prozentsatz von „Verfilmungen“ und Remakes ist ungeheuerlich geworden. Die Zukunft wird lehren, ob diese Krise heilend oder tödlich wirkt, ob sie zu Besinnung oder Untergang führt.
Bis dorthin häufen sich die kuriosesten und schrulligsten „Lösungsversuche“. Ein amerikanischer Versuch etwa, Shakespeares „Macbeth“ in die Unterwelt moderner Großstadtgangsterei zu übertragen — der Film „Joe Macbeth“ heißt in Wien „Legion der Hölle“ —, erinnert verteufelt an den Versuch jener Nacktplakatanstreicher der Kinoindustrie, di ihren großen Ariernachweis bil Michelangelo zurückverfolgen wollen. Der schüchterne Versuch, durch Gewitter, wehende Vorhänge, blutige Hände und dunkle Prophezeiungen Stimmungen ä la Shakespeare zu zaubern, muß scheitern. Was dem Jupiter gelang, muß nicht jedem Hornochsen gelingen. Auseinander bricht natürlich der ganz Krempel bei der Geistererscheinung beim Gastmahl; dort ist der Stilbruch zwischen der poetischen Illusion des Dichters und der faustdicken Realität des Films handgreiflich: Magie wird zur Parodie, der König von Schottland zum Halbstarken Joe und „Macbeth“ zum „Müller und sein Kind“. Im Weg von Shakespeare über Verdi zum „Joe Macbeth“ aber offenbart sich ein Stück geistiger Tragik der Neuzeit.
Nicht glücklicher nimmt sich „Literatur“ strittigeren Ranges, D. H. Lawrences „Die erste Lady Chatterley“, in der französischen Facettierung des Filmes „Die Liebe der Lady Chatterley“ aus. Hier wird ein an sich simpler Stoff, der Konflikt der hübschen, jungen Frau an der Seite eines machtgierigen Krüppels, durch gewagteste Intimitäten und ein sinnloses Geschwätz über den Sexus als Brücke zwischen Körper und Seele an den Rand des Erträglichen getrieben. Und bisweilen darüber hinaus.
Auch von dem einstigen Filmscherz „Kirschen in Nachbari Garten“ ist in der groben Neuverfilmung durch Erich Engels nur das Plumpe und Derbspaßige übriggeblieben. Das ganze riecht nach der Antiphilisterei von „Wenn wir alle Engel wären“. Wer aber im Glashaus sitzt, soll nicht mit so läppischen Zelluloidstreifen werfen. Auch solche Filme sind Philisterei;
Da ist Ernst Marischka in dem Remake des „O p e r n b a 11“ ehrlicher. Er weiß genau, an welcher Stelle die Leute vor 15 Jahren vor Lachen geschrien haben, und läßt genau dort ein halbes Dutzend Wiener Komiker von Rasse los. Der Tumult ist unbeschreiblich. Man übersieht fast die Lockerheit des Librettos (einer Milchschwester der „Fledermaus“) und lacht aus vollem Halse über die ältesten Trick und Gags. Aber, das ist es ja: wir haben Ja seither nicht mehr gelacht im Kino.
Ein Originalstoff ist der deutsche Film „Ohne dich wird es Nacht“, in dem Curd Jürgens als Regisseur und Hauptdarsteller dem düsteren Kapitel Rauschgift neue, fesselnde Seiten und ein saubere Lösung abgewinnt. Kultivierte Darstellerleistungen Eva Bartoks und Rene Deltgens, profiliert auch Majewskis Musik.
Hausbacken und instinktlos ist dagegen das (deutsche) „Beichtgeheimnis“ ohne Geheimnis geraten. Solche sensationellen Samtmäntelchen um da strenge Mysterium der priesterlichen Schweigepflicht wärmen den Katholiken nicht und lassen den anderen kalt.
Des Dschingis Khan weltgestaltende Einigung der Mongolen zu Anfang des 13. Jahrhunderts, dem Jahre später die Eroberung Nordchinas und Turke-stans, der Einbruch nach Rußland und damit der Bau eines Riesenreiches vom Schwarzen Meer bil zum Pazifik folgten, hat Hollywood zu einem bestechend farbigen und wild bewegten Cinemascopefilm, „Der Erobere r“, gemacht, in dem neben den üblichen Kindereien da und dort auch wirklich große Ausblicke aufreißen. Sie drängen die Frage zurück, wieviel Menschen und Tiere eigentlich bei io unerhörten Aufnahmen zu Schaden kommen.
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