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Der Preisträger Ernst Vasovec

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Der verwunschene Weiher und sieben andere Erzählungen. Preis 60 S — Heimweg zu Agathe, Erzählung. Beide Bücher: Eduard Wancura Verlag, Wien-Stuttgart — Das Unbegreifliche, Novelle. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn

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Der verwunschene Weiher und sieben andere Erzählungen. Preis 60 S — Heimweg zu Agathe, Erzählung. Beide Bücher: Eduard Wancura Verlag, Wien-Stuttgart — Das Unbegreifliche, Novelle. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn

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Im Jahre 1950 habe ich in der „Furche" dem verhältnismäßig jungen Dichter Ernst Vasovec im Hinblick auf seine erste Veröffentlichung, den bei Schöningh erschienenen Novellenband „Der Weg hinab", eine erfolgreiche Zukunft vorausgesagt und ihn als werdenden Meister angesprochen. Es ist für den Literarkritiker eine Genugtuung, derartige mit aller Vorsicht gestellte Prognosen bestätigt zu sehen. Vasovec erhielt kürzlich einen Förderungspreis des Oesterreichiscben Staatspreises und damit die volle offizielle Anerkennung seitens seiner österreichischen Wahlheimat. In drei neuen Bänden liegt nun auch eine wesentliche Bekundung von Art, Gehalt und Richtung seines Schaffens vor.

Die acht Erzählungen des Sammelbandes „Der verwunschene Weiher" erweisen bei aller Schärfe des Profils dieses Dichters die ganze Spannweite der Probleme und ihrer Gestaltung. Während „Chrysanthemen" eine mit wahrer Dämonie ablaufende Tragödie der Pubertät ist, mündet die Erzählung „Wald" aus dunkler Lyrik in das Bal- ladeske des Schatzgräbers: während sich in der „Milden Macht" herbster Realismus mit ironischer Gesellschaftskritik verbindet, ist „Mainacht" ein tänzelndes Scherzo. Selten nur öffnet der Dichter seinen von Lebensnot gepeinigten Figuren eine Tür in die Zukunft, so etwa in der Titelerzählung, die ein soziales Problem vom Seelischen her löst, oder im „Fährmann", einem der bedeutsamsten Dialoge der neueren Literatur.

Die Bände „Heimweg zu Agathe" und „Das Unbegreifliche" enthalten je eine Erzählung. „Heimweg" ist eine große Auseinandersetzung mit der Nachkriegszeit, „Das Unbegreifliche" stößt in den einen einzigen Bereich der Sinngebung unseres Daseins vor. Auch aus der Gegenüberstellung dieser beiden Bücher ergibt sich die Erkenntnis einer erstaunlichen dichterischen Spannweite. Man kann das nicht stark genug betonen. Denn die Gefahr ist nicht ganz von der Hand zu weisen, daß bei mehr oder weniger eiliger Lektüre Ernst Vasovec auf eine bestimmte und einseitige Art klassifiziert wird. Die Gegensätzlichkeit der eben erwähnten zwei Erzählungen bewahrt ihn aber vor dieser Gefahr. Wir bewundern in „Heimweg" die reiche Freiheit seiner persönlichen Sprache, die über beste Vorbilder eigenwillig weiterbauende Darstellung der beseelten Landschaft und die Kraft einer zu-

n weilen grotesk gefärbten Steigerung der dramati- n sehen Momente.

Ernst Vasovec, 1917 im Schönhengstgau, der ® größten deutschen Sprachinsel des Sudetenlandes, geboren, erlebte nach dem sehr frühen Tode seiner r Mutter eine materiell und physisch schwere Jugend- zeit, die ihn zuletzt in die seelische Heimat des ‘ Christentums zurückführte. Er lebt mit seiner Fa- 1 malie als Hauptschullehrer in Hartberg in der Steiermark. Der Staatspreis brachte, wie wir hoffen möchten, seinem Schaffen den endlichen Dnrch-

” brnch zur Anerkennung.

‘ Küß mich noch einmal, Fremder. Von Daphne j du Maurier. Deutsch von A. K. Ko r- nitzky und W. Peterich. Fretz-&-Wasmuth- Verlag, Zürich-Stuttgart. 277 Seiten.

Die Autorin erfolgreicher Romane beweist auch r in diesem Novellenband, daß sie die Technik des r Erzählens virtuos beherrscht. Das Geheimnisvolle i und Außerordentliche im menschlichen Dasein r zieht sie stark an, und sie verbindet auf eine r eigenartige Weise Realismus mit romantischen s Elementen. Jede dieser Erzählungen hat ein unge- r wohnliches Ereignis zum Motiv. Die beste ist wohl die seltsame Geschichte „Der Apfelbaum", in der ein Witwer durch den Anblick eines Apfelbaums in seinem Garten an seine freudlose Ehe erinnert wird und schließlich in seinem Kampf r gegen die Schatten der Vergangenheit unterliegt. 1 Das wird glänzend und auch psychologisch fein dargestellt. Auch die anderen Erzählungen sind r originell und haben Atmosphäre. Sehr fesselnd, mit geschickt gesteigerter Spannung, wird der un- i heimliche Angriff großer Vogelmassen auf r menschliche Siedlungen im englischen Küsten- i gebiet geschildert. Ebenso die Abenteuer einer : gelangweilten Marquise in einem Badeort, oder t das Schicksal eines, durch das Grauen des letzten i Krieges seelisch zerrütteten Mädchens in der Titelerzählung, oder die Tragödie in einer Schwanenfamilie. Die allzu phantastische Er- : Zahlung „Monte Veritä" wäre besser w.eggeblieben, : denn sie fällt gegenüber den anderen Stücken stark ab.

Protest gegen die Vernunft anderer Theologien.

Augustinus, der Mann der Vernunft, der Mystiker, Augustinus, der Psychologe Mütter und Erzieher halten sich besser an ihn. Aber Deku, der Augustinus doch so gut verstanden hat, weil er auch Konvertit ist, weil er auch aus dem anderen Lager kommt, er hält nichts von Psychologie. Mathematik sei die letzte Bastion für Gott. Gewiß war Augustinus auch Naturwissenschaftler. Worum wir uns streiten, das war für ihn gar kein Problem. Schöpfung oder Entwicklung. Warum: oder? Die von Gott gegebene Partitur und das Abspielen der Partitur — da gibt es keinen Widerspruch. Aber wie heiß wurde gestritten, bis auch der Heilige Vater die Entwicklung für diskutabel erklärt hat! Mitterer, Wien.

Hat die Fülle im Philosophischen schon erdrückt, so ist dies noch wenig gegen die Leistung in der Theologie. Augustinus, der Theologe der Trinität, des Corpus Christi mysticum, des großen Zeichens Mariä. 15 Bücher schrieb Augustinus über das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit, bis er einsah, daß man das Meer nicht ausschöpfen, das Geheimnis nicht ergründen könne. Aber wir haben es noch viel früher aufgegeben, ja, es will uns gar nicht mehr so wichtig erscheinen, das Geheimnis, das Augustinus anders als die anderen nicht von der einzelnen Person, sondern von der göttlichen Einheit her sah. Karl Rahner, Innsbruck. Wo ist denn die Lehre vom mystischen Leibe hingekommen? Wie viele Jahrhunderte vergingen zwischen der Katechese des großen Bischofs und der päpstlichen Enzyklika! Dr. Pinsk, Berlin. Was hat man für merkwürdige Vorstellungen von der Kirche gezüchtet, als ob die Kirche nur Kirche der Hierarchie sei! Welche Mißverständnisse gab es doch, als wenn die katholische Kirche nur die Kirche der Autorität und die evangelische Kirche die Liebeskirche wäre! Aber schlagen wir an die Brust, da wir durch den Rückschlag auf die Reformation ja auch Schuld daran tragen. Man darf sich nicht so an die anderen halten, auch nicht in der gegenteiligen Aussage, sondern muß aufbauen vom Eigenen her. Abt Hugo Lang, München. — Die Marienlehre des heiligen Augustinus hatte freilich noch nicht den heutigen Stand erreicht. Sie ist nur wie ein Baum, voll bedeckt mit Knospen, die eine nach der anderen aufspringen werden D i 11 e r s b e r g e r, Salzburg. Aber für alles, was wir heute über Maria wissen, war bei Augustinus schon die Grundlage vorhanden.

Was Augustinus heute für unsere Theologie bedeutet, sein Christsein „in der Frische des ersten Tages“, seine religiösen Kategorien, die prägnant ‘ausgesprochene Zeugnisse erlebter Erfahrung sind, die ihre Frische und ihre Nähe bewahrt haben, auch und gerade in dieser Stunde, da man versuchen möchte, die allzu große Abgeleitetheit gerade unserer religiösen Denk- und Sprachformen mit neuem Leben zu erfüllen! W eite, Freiburg. Was bedeuten uns heute doch seine Confessiones, die ja gar nicht Autobiographie sind und bei denen es auch nicht oder nicht in erster Linie um das Psychologische, sondern wie in den Evangelien um die Heilswahrheit, um den Lobpreis Gottes geht! Söhn g e n, München. Wie erfuhr der römische Rhetor Macht und Not der Sprache! Dem Christ Gewordenen ist das Wort der Schlüssel zum Sein. Auch die Erlösung geschah im Worte, das Gott im menschgewordenen Logos ausgesprochen hat. W a r n a c h, Maria-Laach.

Und diese Fülle der Inhalte im passenden Rahmen: Salzburg, das auch die Atmosphäre verlieh. Vom Glanz über der Veranstaltung wurde gesprochen bei den stimmungsvollen Empfängen beim Erzbischof, beim Landeshauptmann, in der Residenz, im Palais. —

„Die philosophischen Mächte der Gegenwart und die Wahrheitsmacht der Kirche“ wird wahrscheinlich — nach Ankündigung des Obmanns des Direktoriums Univ.-Prof. Dr. P. Thomas Michels OSB. — das Thema der kommenden Hochschulwochen sein. Daß sie so fruchtbar wie die soeben beendeten verlaufen mögen, ist der Wunsch der Dozenten, der Hörer, die soeben beglückt und bereichert aus der alten Kulturstätte Salzburg’nach Hause zurückgekehrt sind.

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