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Der Widerhall

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Aus den Zuschriften an die „Furche“ nach der Publikation Staatssekretär a. D. Kar- winskys und dem „Wort der Redaktion“.

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Aus den Zuschriften an die „Furche“ nach der Publikation Staatssekretär a. D. Kar- winskys und dem „Wort der Redaktion“.

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Kaum jemals in der Geschichte unseres Blattes hat eine Veröffentlichung ein so nachhaltiges Echo in der Öffentlichkeit, in der in- und ausländischen Presse und in der Leserschaft ausgelöst wie der politisch und historisch gleich bedeutsame Beitrag Staatssekretär a. D. Carl Karwinskys in der Folge 30 der „Furche" zu den Vorgängen am 25. Juli 1934, die zur Ermordung des Bundeskanzlers Dollfuß führten, und das anschließende „Wort der Redaktion". Wir geben im nachstehenden aus der Fülle von Zuschriften, die uns in diesen Tagen erreichten, eine Auswahl auszugsweise wieder. Die „Furche".

Mit großer Freude konnte ich feststellen, daß Sie in der Nummer 30 Stellung genommen haben zum Leben und Werk eines großen Oesterreichers, jenes Mannes, der als erster Freiheitskämpfer für unser Vaterland sein Blut und sein Leben hingegeben hat: Dr. Engelbert Dollfuß. Es mögen verschiedene Rücksichten das systematische Schweigen über diesen Mann bedingt haben, aber“ immer zeigt es sich, daß das Totschweigen der Geschichte und letztlich tiefsten Idee Oesterreichs, wie sie in Engelbert Dollfuß verkörpert war, doch letzten Endes zum Verrat an unserem Vaterland geworden ist. Ich darf also noch einmal meinen ganz besonderen Dank für Ihr mutiges Eintreten aussprechen.

Zunächst möchte ich Ihnen aufrichtig gratulieren zu dem Artikel über das Dollfuß-Attentat. Zusammen mit der Sarajewoserie haben wir hier wohl das Musterbeispiel dafür, wie eine Zeitung nicht nur der Geschichtsforschung dienen, sondern sie zu einem Element aktueller Staatspolitik machen kann. Nach meiner Ueberzeugung ist nämlich das Ansehen des alten Oesterreich von grundlegender Bedeutung für die Wertung, die wir heute für uns beanspruchen dürfen. Im Dollfuß-Artikel bezieht sich der Hinweis auf den Mangel eindeutiger deutscher Erklärungen auf aktuelle Gegenwartsfragen …

Mein Schreiben an Sie war schon lange beabsichtigt, unterblieb aber immer wieder wegen vordringlicher Arbeiten. Unmittelbarer Anlaß, daß es doch endlich dazu kam, waren die beiden Artikel in der letzten Nummer „Vor zwanzig Jahren.. “ und „Vom fünfundzwanzigsten zum zwanzigsten Juli“.

Ich möchte Ihnen einmal aufrichtig danken für Ihre stets so klaren, von Popularitätshascherei unbelasteten und doch nie gehässigen Artikel, die das Verhältnis Oesterreich- Deutschland und unsere Stellung zum Nationalsozialismus behandeln … Ihr Blatt hat als einziges auch in dieser Frage nie sein hohes geistiges und moralisches Niveau verleugnet. Ich bitte Sie also, in gleicher Weise wie bisher immer wieder zu zeigen, daß es auch die Liebe zu einem österreichischen Vaterland gibt, die mir selbst als neunjährigem Buben bei der Nachricht vom Tode unseres Bundeskanzlers Dr. Dollfuß unauslöschlich ins Herz gegraben wurde. Und zum Schluß noch eine Bitte. Ich schicke gleichzeitig mit diesem Brief auf Ihr Konto den Betrag von 30 S. Wäre es Ihnen möglich, dafür auch von mir einen bescheidenen Blumengruß auf das Grab unseres Heldenkanzlers zu überbringen? Dafür wäre ich Ihnen herzlich dankbar.

Wir danken dem Einsender für seinen bewegten Gruß. Sein Wunsch wurde gerne erfüllt. Die Red.

Der Artikel „Vom 25. zum 20. Juli“ „Furche“ vom 24. Juli 1954 gefiel mir sehr gut, weil er meinen Gedanken, meiner Gesinnung und Einstellung Ausdruck verleiht. Wir sollten nicht nur warten, daß andere uns als selbständigen Staat anerkennen, sondern auch selbst ihn anerkennen; nicht nur in Worten, sondern durch unser Tun …

Vom Krescendo der letzten Publikationen In der „Furche“ bis zuletzt zu den Veröffentlichungen über Bundeskanzler Dollfuß bin ich zutiefst aufgewühlt und auch erschüttert. Es drängt mich, zugleich mit dem Ausdruck meiner tiefen Bewunderung und Anerkennung … Mit den besten Wünschen für Ihr Werk und Wohlergehen …

Ich muß Ihnen schreiben. Ich habe in den letzten Jahren keinen Zeitungsbericht gelesen, der mich so zutiefst aufgewühlt hat wie Ihr Tatsachenbericht aus der Feder des Staatssekretärs Karwinsky zum Tode Engelbert Dollfuß’. Wenn auch der Bericht an einer wichtigen Stelle, dem eigentlichen Attentat, aussetzt und mit der Gewissenhaftigkeit des Zeugen, der „nicht dabei" war, die Darstellung dieser Phase anderen Quellen überlassen muß, ist mir doch durch C. Karwinskys entschiedenen Bericht vieles bisher Unverständliche klargeworden. Zutiefst betroffen bin ich durch die Schilderung der endlosen Reihe von Ungeschicklichkeiten, Mißverständnissen und Zeitversäumnissen, die allein erst die Katastrophe ermöglichten. Hier scheint sich eine sonst so liebenswürdige österreichische Eigenschaft, unsere Sorglosigkeit, zu unrechtem Zeitpunkt geradezu verheerend ausgewirkt zu haben … Noch eines. Ich lese viele Zeitungen und habe das laute Echo im Ohr, das Ihr Artikel in der Presse gefunden hat „Presse“, „Neues Oesterreich“, „Arbeiterzeitung“, „Salzburger Nachrichten“, „Dolomiten“ u. a.. Wunderlicherweise habe ich gerade in jenem Teil der Wiener Tageszeitungen, der mir nahesteht und von dem ich es am ehesten erwartet hätte, kein Wort darüber gelesen. Ich kann mir das nicht erklären. Was kann da vorgegangen sein?

W. R., Wien II.

Ihre Veröffentlichung der Darstellung der Wiener Ereignisse vom 25. Juli 1934 durch meinen ehemaligen Vorgesetzten, Staatssekretär Baron Karwinsky, und späteren Freund und KZ-Kameraden habe ich sehr begrüßt, ist dadurch doch endlich der eiserne Vorhang des Schweigens … durchbrochen worden …

In den folgenden Zeilen seines ausführlichen Briefes unterstreicht Dr. Mörl die tadellose Haltung der Bundesländer exekutive in diesen und anderen kritischen Tagen Oesterreichs. — Die Red.

Als aufmerksamen Lesern der „Oester- reichischen Furche“ ist es uns nicht entgangen, daß der in der letzten Nummer erschienene Artikel über den Dollfuß-Mord vor 20 Jahren die beste Darstellung ist, die die Geschehnisse vom 25. Juli 1934 eingehend aufzeigte. Tirol ist ein dollfußtreues Land. Die „Tiroler Bauernzeitung“ als das Sprachrohr für die bäuerliche Bevölkerung Tirols hat sich daher erlaubt, unter genauer Quellenangabe den Artikel von Staatssekretär a. D. Karwinsky zu übernehmen …

,,Tiroler Bauernzeitung", Herausgeber: Tiroler Bauernbund, gez. Sonntveber

Zu dem Artikel des Staatssekretärs a. D. Carl Karwinsky in der „Furche“ vom 24. v. M.: „Vor zwanzig Jahren.., der Veranlassung gab, daß in einigen Blättern auf den Umstand hingewiesen wurde, daß Major a. D. Emil Fey Ritter des Militär-Maria- Theresien-Ordens war, möchte die Ordenskanzlei bemerken, daß Tote nicht mehr sprechen können und dadurch der Grundsatz: Audiatur et altera pars, hinfällig wird.

Kanzlei des Militär-Maria-Theresien-Ordens, Der Ordensgreffier: Hofmann e. A,

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