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Die Bücher sind eine Messe wert…

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Zum 15. Male ist auch Frankfurt (und nicht mehr Leipzig) diese Messe wert! Auf 22.000 Quadratmetern zeigen 2160 Verlage (mit 1271 Ständen) ihre diesjährigen Novitäten (und, Gott sei Dank!, auch ältere „Jahrgänge“, sonst wär’s des Guten, zumindest für den Besucher, doch gar zuviel!). 36 Länder haben sich beteiligt und sind innerhalb ihrer Produktion in einige übersichtliche Gruppen zusammengefaßt; Schöngeistige Verlage, Religiöse Verlage, Jugendbuchverlage, Wissenschaftliche Verlage, Kunstverlage, Fach- und Landkartenverlage, Verlage außerhalb der genannten Gruppen beziehungsweise mit Gemischtproduktion. Eine Gruppe „Literarische Schallplatten" sowie Spezialausstellungen (Schönste Bücher, Buchhändlerische Fachliteratur usw.) ergänzen die einmalige Schau des sichtbar gewordenen Weltgeistes. Freilich gibt es trotz aller noch so präzisen Gliederung Überschneidungen und Unkorrektheiten, doch das wäre schließlich ebensowenig zu vermeiden gewesen wie Zugeständnisse an eine noch so penible Bibliotheksordnung, abgesehen davon, daß insbesondere die Länder östlicher und überseeischer Territorien ihren „natürlichen“ Zusammenhang zu demonstrieren haben.

Womit beginnen, womit enden? Das fragt sich der Besucher (selbst der Fachmann), der mehr oder weniger alle Ausstellungstage (9. bis 14. Oktober) dort verbringt. Einiges fällt auf, ohne vielleicht dazu berechtigt zu sein, anderes geht unter, obschon von der Sache her kein Grund dazu vorhanden sein sollte! Es gehört Mut, Instinkt und ein Schuß Nonchalance dazu, in aller Gedrängtheit doch einige wenige Dinge herauszugreifen und — zumindest von der Novität her — weiterzureichen, publik zu machen.

Irgendwie muß man sich dabei notgedrungen auch an die Qualitätsfirmenschilder der großen beziehungsweise international angesehenen Verlage halten. So wird man — von der Belletristik her — den Insel-Verlag (H. E. Beck, Gedichte; R. Hughes, Der Fuchs unterm Dach; G. W. Leibniz, Kleine Schriften; M. Szabo, Das Schlachtfest) ebensowenig wie etwa den S.-Fischer-Verlag (I. Aichinger, Wo ich wohne; S. Freud, Das Unheimliche. Aufsätze zur Literatur; R. Beer-Hofmann, Gesammelte Werke) und den Suhrkamp- Verlag (unter anderem mit seinen zahlreichen Nummern der „Bibliothek Suhrkamp“ und der „Edition Suhrkamp"; „Spec- taculum 6“ und „Spectaculum, Texte moderner Hörspiele“) versagen wollen. Die Deutsche Verlagsanstalt bringt unter anderem den dritten Teil der Memoiren von C. Goetz sowie einen neuen Sieburg (Lauter letzte Tage); Piper einen neuen St. Andres (Der Mann im Fisch), einen neuen Jens (Herr Meister, Dialog über einen Roman) und eine Sprechplatte der Bachmann; Rowohlt publiziert tapfer Romane, Thriller, Wissenschaft, Klassiker, Monographien (66 Millionen rororo-Ta- schenbücher!); Desch schenkt dem deutschen Leser einen neuen Moravia (Die Verachtung); Diederichs präsentiert französische, mongolische und altägyptische Märchen, dazu nordamerikanische Indianermärchen, baut auch seine „Sammlung Thule“ weiter aus; Walter läßt einige bisher erfolgreiche Autoren Neues publi zieren (E. Vittorini, Dennoch Menschen; J. Cayrol, Ein Versehen; A. Andersch, Ein Liebhaber des Halbschattens usw.); im Kösel-Verlag erscheinen A. Momberts Dichtungen und M. Bubers Schriften zur Bibel; Luchterhand veröffentlicht einen neuen Grass-Roman (Hundejahre); Hanser bringt viel „moderne Literatur“ und außerdem unter anderem eine Übersetzung des Werkes von M. Praz über die schwarze Romantik (Liebe, Tod und Teufel). Da gelangen wir unversehens bereits zu den Verlagen mit einer Gemischtproduktion: Hierher gehören also auch Ullstein-Propyläen (Band 5 der Propyläen- Weltgeschichte: Islam. Die Entstehung Europas; Reihen „Ullsteins Kunstgeschichte“ und „Dichtung und Wirklichkeit"; G. Hauptmanns Sämtliche Werke: Erzählungen und Theoretische Prosa — Nachgelassene Werke und Fragmente Dramatisches ); ferner etwa Ernst Klett (Lin Yutang, Glück des Verstehens; Fortführung der E.-Jünger-Ausgabe: Fassungen; neu von Jünger: Typus, Name, Gestalt) und Droemer-Knaur (Versunkene Kulturen; Knaurs Stilkunde; als Taschenbuch unter anderem Lexikon der modernen Kunst). Herder bringt sein Volkslexikon farbig und das Bildwerk Imago Austriae, Brockhaus seinen zweiten Ergänzungsband zum großen Lexikon; Artemis beginnt eine neue Reihe, „Bibliothek des Morgenlandes“ (G. E. v. Grunebaum, Der Islam im Mittelalter). Herold publiziert Religiöses und Zeitgeschichte (D. Thalhammer, Bewältigte Gegenwart; R. Coudenhove-Kalergi, Die Wiedervereinigung Europas); Kohlhammer setzt unter anderem seine Urban-Bücher (F. Ernst, Die Deutschen und ihre jüngste Geschichte) und seine Reihe „Sprache und Literatur“ (J. Theissen, Geschichte der französischen Literatur; M. Thalmann, Romantik und Manierismus) fort. Francke beendet seine Weltgeschichte der Gegenwart (im Anschluß an die „Historia mundi") und bringt Neues in die Sammlung Dalp (H. Bennwitz, Kleines Musiklexikon; H. Himmel, Geschichte der deutschen Novelle) und in der Dalp-Taschen- buch-Reihe; Vandenhoek & Ruprecht setzt ebenfalls die „Kleine Vandenhoek-Reihe" fort (G. Radbruch, Aphorismen zur Rechtsweisheit; W. Zimmerli, Das Gesetz und die Propheten) und publiziert etliches auf dem Gebiet der Theologie, Geschichte, Sprach- und Literaturwissenschaft. Literarische Sachbücher (R. Federmann, Sacher Masoch; F. Habeck, Der verliebte Österreicher oder Johannes Beer) bringt unter anderem auch Stiasny, während Styria vorwiegend Theologisches und Geschichtliches und daneben freilich Belletristisches (B. Brehm, Warum wir sie lieben) publiziert. Dumont bringt unter anderem eine Geschichte der Malerei im 20. Jahrhundert (D. Vallier) und von H. Schrade den Band Romanische Malerei. Bruckmann führt sein Monumentalwerk Pittura Ita- liana fort, Skira unter anderem seine Reihe „Die Schätze der Welt“.

In die Gefilde der Kinder- und Fachbücher und der Taschenbücher weiter einzudringen, verbieten uns Gedrängtheit und Untergangsgefahr im Detail. Wer sucht, der findet, und zu erschöpfen ist’s nicht einmal in der Aufzählung, geschweige denn im Gebrauch, das heißt in der Lektüre des allseits Gebotenen.

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