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Die große und die kleine Welt

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IHR ZWINGT DIE FLÜSSE NICHT. Roman. Von Erich P o g a t s. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 288 Seiten. Preis 107.45 S.

Das Thema des Widerstands gegen fremde Okkupation haben neben tschechischen und slowakischen Autoren im Deutschen vorweg F. C. Weiskopf, Ludwig Winder, Stefan Heym, Heinrich Mann und Franz Glaser behandelt. Ihnen schließt sich nun der junge heimische Schriftsteller an, der Prag als schattenhafte -Kulisse-'der Erzählung wählte,’’‘die Tm HefKst'T939 einsetzt und bis 1940 — also ohne den Triumph der Idee — den Weg des tschechischen Studenten Jifi Tuma verfolgt. Für die Mehrzahl der Leser hätte es sich empfohlen, die aus früherer Zeit geläufigen Ortsbezeichnungen beizubehalten, statt Josefov (Jo- sephstadt), Vinohrady (Weinberge), Mala Strana i'Kleinseite), Stare Mesto (Altstadt) für Prager Oert- lichkeiten zu setzen. Das gilt auch für auswärts (Roudnice = Raudnitz). Zudem sind tschechische Namen nicht richtig geschrieben, die Akzente fehlen: Es müßte richtig heißen: Žižkov, Višehrad, Holešo- vice, Kavärna, Bedrich; es wird auch „Rovnost“ nicht übersetzt, der Name der Widerstandsorganisation — der Leser könnte aus dem Worte „Gleichheit“ etwas ablesen.

TAGE WIE SCHWESTERN. Ein Bericht. Von Nikolas Benckiser. Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt am Main. 288 Seiten. Preis 80.25 S.

Ein allen Versuchen zu romanhafter Gestaltung ausweichendes Buch, gerade wegen des dokumentarischen, individuell gesehenen Charakters packend. Der Verfasser, einstiger Korrespondent der „Frankfurter Zeitung“ in Budapest, wurde im Sommer 1944 dort verhaftet und erst in Wien bei Kriegsende wieder frei. Die Profile einzelner Nationen (besonders der Ungarn und Südslawen) sind gut erfaßt.

DER WOLF VON LAEKVERE. Von Hermann Behr. Ehrenwirth-Verlag, München. 296 Seiten. Preis 14.80 DM.

Aus der Gefangenschaft kam Franz Sch. im Winter 195 5 56 nach fünf Jahren Zwangsarbeit (zu fünfundzwanzig war er verurteilt worden) aus Rußland zurück. Behr hat nach den Erzählungen des Mannes den vorliegenden Bericht geformt, von dem nur manche romanhafte Episode besser fortgeblieben wäre. Der mehrfach aus Arbeitslagern ausgebrochene Gewährsmann lebte in der Zwischenzeit gemeinsam mit estnischen Partisanen, die auf verlorenem Posten für die Unabhängigkeit Estlands kämpften.

ROTE LEUCHTKUGELN. Von Benno Zieser. Europa-Verlag, Stuttgart. 255 Seiten. Preis 39 S.

Hier wird uns nichts erspart: vom Kasernendrill bis zur Knochensäge des Arztes im Raum von Stalingrad. Der Verfasser, Jahrgang 1922, geboren in Wuppertal, Untersuchungshäftling der Gestapo, später eingerückt, bei Stalingrad verwundet, 1953 in Innsbruck zum Dr. phil. promoviert, gegenwärtig Wirtschaftsberater in München, hat sich ehrlich bemüht, keinen der üblichen Kriegsromane zu schreiben. Man fühl; seine Distanz, sie ist klar ausgesprochen —

eine mitreißende Wirkung geht indes von dem Buch nicht aus.

DER HIWI BORCHOWITSCH. Roman. Von Albert B o s p e r. Henry-Goverts-Verlag, Stuttgart. 406 Seiten. Preis 16.80 DM.

„Hiwi“ waren in der militärischen Abkürzungssprache die „Hilfswilligen“, bei denen man weder auf den Wirklichen Willent-den freien Will® sehen durfte noch auf den Sinn,der Hilfe. Das waren Menschen, eingekleidet wie die deutsche Wehrmacht, schneller ins Jenseits befördert, teils durch „Feindeinwirkung“, teils durch erneutes Einfangen und die unvermeidliche Hinrichtung als Deserteure der Roten Armee. Was Grigorij Borchowitsch so schwer vergeßlich macht, das ist seine Pferdeliebe. Er lebte für die Tiere, er starb für sie.

DIE SPIELE DER ERDE. Gedanken in einem Garten. Von Willy Kramp. Biederstein-Verlag, München. 125 Seiten. Preis 8.50 DM.

Noch schlagen in den stifterischen Betrachtungen schreckhafte Bilder von Ostkrieg und Vertreibung wie Blitzschläge ein, aber der Wille zu dienen und zu leben, läßt die Herzen ruhen, die nur der Ewige erwecken kann. „Wenn ein Herz erlischt, glüht sein Feuer weiter in dem, was er liebte“, sagt Kramp

DIE SCHLANGE IM PARADIES. Roman. Von Rudolf Brunngrabe r. Verlag Kurt Desch, Wien. 411 Seiten. Preis 114.25 S.

Sosehr wir Werke wie „Radium“ und „Opiumkrieg“ als Typen eines soziologischen Romans schätzen, sosehr müssen beträchtliche Einwände gegen diesen Roman um die Beziehungen der beiden Geschlechter angemeldet werden. Teilweise ist es gar kein Roman, sondern eine Kompilation sittengeschichtlicher Fakten, teilweise reine Reportage mit einem preziösen Stil, der nicht jedermanns Sache ist. Der Satz am Ende des Buches: „Entscheidender als die Liebe zu einem Menschen wird schließlich die Liebe zur Erde und zum Leben überhaupt“ ist weltanschaulich fragwürdig und anfechtbar.

DAS GRÜNE PARADIES. Roman. Von Andrė Brincourt. Eduard Wancura Verlag, Wien. 309 Seiten. Preis 75 S.

Eine Studie aus den Entwicklungsregungen etlicher Schüler und einer angefaulten Schülerin in Paris. Unerquicklich, literarisch wertlos, ist die Uebersetzung aus dem Französischen schwer zu begreifen.

DER DUNKLE FEIND. Von E. J. Edwards. Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt am Main. 241 Seiten. Preis 80.25 S.

Der „dunkle Feind“, das ist der Tod, und dieser Roman aus dem Krankenhausmilieu ist eine Auseinandersetzung mit dem materiellen Denken, das sich gegen die Vorsehung auflehnt, sowie zwischen der Idee des Opfers und jener des Geopferten, letzthin ein Rechenschaftsbericht über das ärztliche Gewissen.

DIE GROSSE TAT DER „STARKEN FAUST“. Von Fritz Popp, bearbeitet von C. J. Haidvogel. Verlag Waldheim-Eberle, Wien. 155 Seiten. Preis 29 S.

Wie sehr Erwachsene ihren Teil dazu zu liefern hätten, die Jugend verstehend anzuleiten, deren Welt, die in den Jahresdimensionen noch klein, aber in den Gefühlswerten groß ist, zu umhegen, zeigt diese wohlgeformte, saubere und spannende Geschichte von zwei Knaben und ihren Freunden, denen es gelingt, einen Verbrecher aufzuspüren. Das Buch ist für Knaben und Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren eine geeignete Lektüre.

SALAAM. Bordbuch einer Orientfahrt. Von Helen K e i s e i. Schweizer Druck-, und Verlagshaus A. G., Zürich. 300 Seiten, Preis 75.25 S.

Zwei Mädchen durchqueren mit Zelt und Rucksack den Vorderen und Mittleren Orient. Ueber diese Räume besitzen wir schon viele politisch und wirtschaftlich ausgerichtete Werke. Hier aber zeigt die Autorin den Orient in seiner Zeitlosigkeit rein menschlich und im persönlichen Erleben von Landschaft, Kultur, Kunst und Religion. Hervorzuheben ist die ausgezeichnete Ausstattung.

FLUCHT DURCH DIE GOBI. Von Joseph Veite r. Benziger-Verlag, Einsiedeln. 158 Seiten. Preis 43.50 S.

Die Abenteuer dreier Forscher in der sturmgepeitschten und sonnendurchglühten Gobi auf der Flucht vor den Agenten der GPU bilden den Inhalt dieses Abenteuerromans. Zusammen mit wertvollen Fußnoten, die schwerer verständliche Stellen erklären, gewinnt der Leser außerdem einen Ueberblick über die Zustände in der Mongolei während der Zwischenkriegszeit.

MAGDALENA. Von Oswald Sint. St.-Gabriel- Verlag, Mödling bei Wien. 203 Seiten. Preis 30 S.

Der Osttiroler Schriftsteller, bereits durch seinen Erziehungsroman „Zwischen Angst und Liebe" bekannt, transponiert das Schicksal der Erbtochter eines Großbauern technisch gewandt in die vielen, recht einfach und volkstümlich geformten Gestalten des mit effektvollen Zwischentiteln unterteilten Romans.

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