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Digital In Arbeit

Die jungen Alten kommen

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Gehören Sie zu den „Glücklichen“, die mit dem Abschied vom vergangenen Jahr auch dem Berufsleben ade gesagt haben? Gratulation zum Eintritt in den Ruhestand. Trotzdem - bleiben Sie wachsam! Die Gefahr eines Pensionsschocks ist noch nicht gebannt. Dazu der Psychiater Rudolf Karazman, Mitarbeiter des Instituts für betriebliche Gesundheitsförderung in Wien: „Das Problem beim Pensionsschock ist nicht, daß man etwas los wird, sondern daß man nichts mehr vorfindet“. Konkret: Weniger der Verlust der Arbeit macht Probleme, sondern das Nichtvorhandensein sinnvoller Freizeitbeschäftigung und das Fehlen sozialer Kontakte.

Ein etwaiger Pensionsschock zeige sich zwischen zwei und sechs Monaten nach der Pensionierung, so der Psychiater. Zuerst genieße man die neugewonnenen Freiräume. Aber irgendwann werde die freie Zeit quälend lang. Langeweile schleiche sich ein. So schlimm muß es nicht kommen, vorausgesetzt man stellt sich rechtzeitig auf den neuen Lebensabschnitt ein.

Wie? Das verrät das Buch „Die 3. Karriere“ mit Ideen zur Gestaltung der reifen Jahre von 26 prominenten Autoren und Autorinnen. Neben den verschiedensten Aspekten für ein sinnvolles Altern finden sich im Buch zudem viele praktische Tips für die Organisation des Alltags nach dem Arbeitsleben.

Es geht um Computer und „Heimbüro“ zur Gestaltung des „persönlichen Freiraumes für Menschen, die aus welchem Grund auch immer, ständig im gemeinsamen Haushalt leben und sich dort schließlich unweigerlich auf die Nerven gehen müssen“. Außerdem geht es um Fragen der Gesundheit und vor allem nach dem Sinn - Fragen, die oft schwer zu beantworten sind.

„Prävention als ärztliche Herausforderung“ behandelt Anton Neu-mayr, Leiter der Ludwig Boltzmann Forschungsstelle für klinische Geriatrie (Altersheilkunde) in Wien.

Die Wiener Sexualberaterin und -therapeutin Rotraud A. Perner wiederumpropagiert: „Flow“. Flow-das ist das „fließende Glücksgefühl, das sich beim Energieaustausch zwischen Mann und Frau ergibt,... befreit von der Zeitnot der Frühaufsteherpflichten, kindlichen Störaktionen oder Schwangerschaftsängsten - wahre Beziehung.“ Und Perner weiter: „man und neuerdings auch frau hat genug Identität und Selbstwertgefühl, sich selbst zu kennen und - zu sich zu stehen.“ Vorspiel statt Vorspielen: Show ade! Flow willkommen!

Besonders hervorgehoben wird im Zusammenhang mit dem Buch, die Sehnsucht aller Menschen nach einem Leben im Gleichgewicht. Jeder wünscht sich diesen Balanceakt zu beherrschen, der Körper, Geist und Seele in Einklang bringt - eine lebenslange Anstrengung, die im Alter erst recht nicht abnehmen darf. Das fordert die Journalistin Maria Magdale-ne Koller, die die auf der ganzen Welt gedrehte vierteilige ORF-Dokumentation „Die Zukunft des Alterns“, gestaltete. Ständig in Bewegung zu bleiben, so die Empfehlung, ist daher die beste Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität im Alter, denn der entwicklungsbedingte Verlust an Körperkraft kann nur durch Sport gemindert werden.

Doch der Wunsch, gesund zu altern beschränkt sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf den Geist. Heute *veiß man, daß geistige Leistungsfähigkeit nicht verloren geht, wenn sie beansprucht wird. Und die Einbußen, die im Bereich der mechanischen Gedächtnisleistung auftreten, können durch Wissen und Erfahrung wettgemacht werden. Dieser Bereich kann im Alter sogar noch wachsen.

„Älterwerden kann man lernen“, heißt es richtig im letzten Beitrag von Leopold Stieger, Gastprofessor am Institut für Pastoraltheologie der katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Wien. Das mag dem einen leichter fallen als dem anderen. Doch die Mühe lohnt sich sicher.

Die 3. Karriere. Ideen zur Gestaltung der reifen Jahre.

Herausgegeben von Elisabeth Brugger, H| Ferliand Wiener Volksbildung

Getrauet Czeiwenka-Wenkstetten, Institut für Lebensstil und Erika Folkes, Et]RAG Österreich. .207Seiten, öS 190,-7,u beziehen bei EllRAG unter (0222) 486 86 54 oder Verband Wiener Volksbildung (0222) 891 74-20.

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