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„Die letzte Brücke“ — eine Botschaft Österreichs

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Nicht die Filme, die das tägliche Brot des Kinotheaters bilden und nur nach den Kassenrapporten beurteilt werden, sind es, die den Ruf eines Filmlandes in der Welt begründen, sondern jene, die in Form und Gehalt ganz und gültig sind, weil sie etwas auszusagen haben und es auch auszusagen wissen. Nicht nach dem Durchschnitt, nach den Spitzenleistungen wird der Kulturbeitrag einer Nation und also auch sein Filmschaffen in der Welt beurteilt.

Weil dem so ist, kommt dem österreichischen Film „Öie letzte Brücke", der nach einer triumphalen Uraufführung in Berlin zur Zeit der Außenministerkonferenz und nach zwei Preisen in Cannes nun auch in Wien seine Premiere hatte, eine ganz besondere Bedeutung zu.

Zuerst als Film: er hat alles das, wovon die „Branche" sonst die Finger läßt: ein heikles Thema — er spielt zwischen deutscher Wehrmacht und jugoslawischen Partisanen; er ist ein Kriegsfilm und spielt in noch frischer Vergangenheit; er beschönigt nicht und zeigt die harte Realität der Dinge; er hat keine schönen Räume oder lieblichen Schauplätze, sondern nur die wilde oder die schwermütig-innige Herbheit der bosnischen Landschaft; er hat keine Stars, nur ein Ensemble und Schauspieler; und er ist nicht einmal ein geradlinig realistischer Film, sondern hinter seiner dokumentären Treue birgt sich eine Symbolik, die mit dem mehrdeutigen Titel beginnt und bis hinein in die Dramaturgie der entscheidenden Szenen reicht. Er hätte also alle Chancen gehabt, nicht gemacht zu werden. Daß er trotz dieser brancheüblichen Bedenken gewagt wurde, als österreichischer Film, erweist nur, daß die Chance für ein en künstlerischen Film beim Produzenten beginnt.

Dann vom Schauplatz und vom Thema her: denn dieser Film ist in einem ganz besonderen Sinne österreichisch, selbst wenn unter den Personen, die vor der Kamera stehen, die Staatsbürger- Tchaftsösterreicher in der Minderzahl sind. Denn dieses bosnische Land, die südslawischen Weisen, dieses Zwischen-den-Fronten-Stehen, alles Elemente des österreichischen Schicksalraumes, es liegt uns nahe und gewinnt zudem aus dem fernen Echo der Schüsse von Sarajewo Gestalt und Plastik.

Zum dritten von der Idee, die im besten Sinne eine europäische ist. Denn der Film zeigt ohne Sentimentalität und ohne Beschönigung die Fronten des Hasses aus der Perspektive des Soldaten, der um sein Leben, aus der Perspektive des Partisanen, der um seine Freiheit kämpft, und läßt, Stück um Stück, hinter den Uniformen die Menschen entdeckt werden. Er zeigt die deutsche Aerztin, die, in den Dienst der Partisanen gepreßt, hüben und drüben Menschen hat, die ihre Hilfe brauchen und ihr helfendes Herz, das an der letzten Brücke, die zwischen den beiden Ufern noch steht, bricht. Schlechtweg die Menschlichkeit selber ist die letzte Brücke, die unserer Zeit zwischen hassenden Fronten geblieben ist.

Zum vierten von der Darstellung. Denn die Spannweite des Ausdrucks der Schweizer Wienerin Maria Schell und die Schlichtheit und Intensität ihres Spiels beweist sie heute als eine der größten Darstellerinnen des deutschen Sprachraumes und überragt die großen Leistungen des übrigen Ensembles. Helmut Käutner hat mit diesem Film bewiesen, was er kann, wenn man ihn läßt, wie er kann.

Deutsche Kritiker haben bedauert, daß dieser Film kein deutscher Film sei. andere haben ihn als deutschen Film reklamiert, weil doch der Regisseur und eine Anzahl Darsteller aus Deutschland entscheidenden Anteil an dem Film haben. Daß diese letzte Argumentation auch einer beträchtlichen Anzahl der wesentlichen Werke der deutschen Filmgeschichte einen österreichischen Heimatschein verschaffen würde, mag diesen. Kritikern dabei entgangen sein. Nicht nur wer vor der Kamera steht, auch wer ihn wagt, hat an einem Film entscheidenden Anteil.

Darum freuen wir uns, daß diese Würdigung einem österreichischen Film gelten darf. Daß nach soviel süßlicher Walzerseligkeit und Bauernplattheit Oesterreich einen Film zu zeigen hat, der eine Aussage macht, die in der ganzen Welt gehört und verstanden werden kann. Solche Filme braucht unser Land. Sie sind nicht kommerzielle, sie sind kulturelle Botschafter. Sie geben unserem Filmschaffen die Chance, den Anschluß an den Weltfilm zu gewinnen. Und das ist die besondere Bedeutung, die gerade diesem Film zukommt.

Neben diesem Werk kann kaum etwas bestehen: Carol Reeds ..Gefährlicher U r 1 a u b" wandelt auf den Spuren seines „Dritten Mannes",

nur ist Wien mit den Ruinen und Barrieren Berlins und die Hintergründigkeit des Themas mit routinierter Kriminalkolportage vertauscht. „Mein Lebeti gehört mir" hat eine saubere Grundidee, die von Längen und Sentimentalitäten beeinträchtigt wird, und mit der technischen Sensation der Ueberschallgeschwindigkeit eines neukonstruierten Flugzeuges in der Einkleidung eines Kriminalthrillers konfrontiert uns der britische Film ,,M 7 antwortet nicht".

Dr. Ludwig Gesek wegzukommen und an die Sorgen und Nöte ihrer Mitbürger, der ganzen Gemeinde, zu denken. Nach der Arbeitsweise des Wiener Gemeinderates sollen sie das festgelegte Thema — die Wohnungsnot ihrer Vaterstadt — beraten, sollen — „aufgespalten" in drei Fraktionen — die verschiedenen Meinungen diskutieren und das Ergebnis ihrer Bemühungen zu Entschließungen und Anträgen formulieren. Da die „Plenarsitzungen" öffentlich sein werden, erhalten auch die jungen Kameraden der „Gemeinderäte", die „Wähler" sozusagen, Gelegenheit, politisches Denken und Handeln gleichsam im Spiel zu erlernen: als Zuhörer. Der Grund für die Wahl des Themas der Wohnungsnot war die unmittelbare Bedeutung dieses Problems für den jungen Menschen, aber auch die zahlreichen Beziehungen zu anderen Arbeitsgebieten waren ausschlaggebend; dadurch versprechen die Debatten anregend und lebendig zu werden. Die Geschäftsordnung des Wiener Gemeinderates wurde für die Beratungen des Scheingemeinderates nur in einigen Punkten sinngemäß vereinfacht. Die Entschließungen, die von den jungen Menschen gefaßt werden, gehen den zuständigen Stellen der Gemeinde Wien zu.

F i 1 m s c h a u Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich, Nr. 19, vom 13. Mai 1954: II Für alle zulässig: „Das Kreuz von Golgatha" — III Für Erwachsene und reifere Jugend: „M 7 antwortet nicht", „Gefährlicher Urlaub“, „Hölle am Kongo" — IV Für Erwachsene: „Der Scharlatan", „Das Kriegsbeil der Sioux" — IV a Für Erwachsene mit Vorbehalt: „Tiefland", „Mein Leben gehört mir" — IV b Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt: „Einen Sommer lang".

Anläßlich des Marianischen Jahres veranstaltet die Katholische Filmgilde einen festlichen Abend, als dessen Mittelpunkt Frau Professor Rosalia Chladek „D as Marienlebe n", ein dreiteiliges Tanzdrama nach Marienlie’dern des 14. und 17. Jahrhunderts, zur Aufführung bringen wird. Weiter wirken bei diesem festlichen Abend die Sängerknaben der. Schotten sowie P. ©r. Georg J. Strangfeld SJ„ der einleitende Worte zum Thema „Kult. Tanz und Film" sprechen wird, mit. Die Veranstaltung findet Donnerstag, den 13. Mai, um 19.30 Uhr im Schloßtheater Schönbrunn statt.

Von Univ.-Prof. Dr. W. Sas-Zaloziecky geht der „Furche" folgende Erklärung zur Veröffentlichung zu: „Nachdem ich den Eindruck gewonnen habe, daß die österreichisch-byzantinische Gesellschaft, die ich im Jahre 1946 aus eigener Initiative gegründet habe, sich nicht in den Intentionen und im Geiste ihres Gründers weiterentwickelt, habe ich die Redaktion des Jahrbuches der österreichisch - byzantinischen Gesellschaft niedergelegt und bin aus dem Vorstand der österreichisch-byzantinischen Gesellschaft ausgetreten. Ich trage daher von jetzt ab und in der Zukunft keine weitere wissenschaftliche oder geistige Verantwortung für die Tätigkeit des Vorstandes der österreichisch-byzantinischen Gesellschaft -und für das von ihr herausgegebene Jahrbuch."

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