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Die Spielvögel

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Seit kurzem hat Graz ein Kellertheater von besonderer Art erhalten. Dort agieren „Die S p i e 1 v ö g e 1“, eine über Österreichs Grenzen hinaus bekannte Laienspielgruppe. Sie haben zwar ihres ein wenig nach jugendbewegter Romantik klingenden Namen beibehalten, sich aber vom eigentlichen, typischen „Laienspiel“ abgewandt und kurzerhand in ein winziges Kellerlokal verkrochen, in welchem sie sich mit Hingabe richtigen Studioaufgaben widmen: das heißt, sie wollen die Avantgarde, die dramatische Kleinform, das literarische Kabarett und Versuche junger Autoren des In- und Auslandes pflegen. Ihr Mentor und Leiter, Harald Kopp, hat nicht nur ein gutes und brauchbares Konzept, sondern auch Talent und Erfahrung als Regisseur. So ist es denn bei dem Elan des jugendlichen Ensembles kein Wunder, daß das Interesse des Publikums seit dem Erstehen dieser kleinen Kellerbühne unvermindert anhält. Die ersten Abende, deren kleine Unzulänglichkeiten man bei so viel Begeisterung, Schwung und Animo gerne in Kauf nimmt, waren vielversprechend. Eröffnet wurde mit einer gelungenen Wiedergabe der auch in Wien bekannten Satire, „D i e Polizei“ von M r o z e k, dann folgte die österreichische Erstaufführung eines Einakters des „absurden“ Jean T a r d i e u, „Die Sonate und die drei Herren“ — virtuos geführte Musik aus banalen Wortklischees —, ferner die Uraufführung einer Szenenfolge von Hans Homberg, „Die Schnapsidee“: ein zwar nicht sehr starkes, aber liebenswürdiges Spiel vom Ausbrechen des kleinen Mannes aus der Zwangsjacke des Alltags, verbrämt mit viel — manchmal sogar echter — Poesie. Ein ausgesprochener Volltreffer war schließlich das K a b a-rett „Die Tellerwäscher“, dessen Texte (von Emil B r e i s a c h) nicht nur satirische Schärfe, sondern vor allem

Eine Zumutung

Einer der überflüssigsten Filme läuft derzeit in einem Wiener Premierenkino und nennt sich „Mondo cane“. Der Italiener Gualtiero Jacopetti gab seinen Kameraleuten den Auftrag, alle Scheußlichkeiten und Abnormitäten, die ihnen in aller Welt begegneten, auf Filmstreifen zu bannen, und dann schnitt er diese negative Auslese in krassen Gegenüberstellungen zu einem Film zusammen, zu dem er einen zynischen Kommentar beisteuerte. Seht her, das ist unsere „schöne Erde“, eine „Hundswelt“. In keinem Meter spürt man eine ehrliche Besorgnis über diese Entartungen, dafür aber ein lustvolles und schamloses Schwelgen in menschlicher Dekadenz. Ein widerliches Machwerk in Farben, nur zu dem Zweck hergestellt, durch Unmenschlichkeiten Nervenkitzel hervorzurufen. — Sicher gibt es auch manche Passagen, die erschüttern, doch scheint dies eher eine zufällige Nebenerscheinung zu sein, die sich lediglich bei noch einigermaßen normal empfindenden Zuschauern einstellt, soweit sie sich in diesen Film verirrt haben. Er wendet sich aber hauptsächlich an die Sensationsgier jener Massen, die am Bö?en mehr Interesse hat als am Guten. Das Perfide des Films ist die Zusammenstellung, zumal dadurch eine verfälschte Wirklichkeit dargeboten wird. Nur im Schmutz zu wühlen ist weder mutig noch aufrüttelnd; es ist nur eine anrüchige Spekulation.

Trotz des zahlenmäßig großen Filmangebots dieser Woche ist die qualititative Ausbeute bescheiden. Ein amerikanisches Familiendrama mit vorzüglicher Darstellung verbirgt sich unter dem reißerischen Titel „Mein Bruder... ein Lump“, während der deutsche Film „Barras heute“ etwas umständlich die Gesinnung der neuen deutschen Bundeswehr aufzeigen will. „Einer gegen Rom“ und „Ursus im Tal der Löwen“ sind die obligaten Serienabenteuer in antiker Kostümierung, „Das zerrissene Lasso“ der übliche Wildwestfilm der Woche. „Nächte mit Nancy“ nennt sich ein kolportacehafter Zirkusfilm, bei dessen Außenaufnahmen in den Tiroler Bergen sogar das österreichische Bundesheer zum Einsatz kam.

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich): III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Ferien wie noch nie“ — IV (Für Erwachsene): „Mein Bruder... ein Lump“, „Einer gegen Rom“, „Ursus im Tal der Löwen“, „Nächte mit Nancy“, „Nur tote Zeugen schweigen“, „Das zerissene Lasso“ — V (Abzuraten): „Mondo cane“.

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