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Die Stimmen der Kirche

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Die Stimme auf Patmos. Gedanken für die tägliche Betrachtung. Von Georg Josef S t r a n g f e 1 d SJ. Verlag Herold, Wien. 318 Seiten. Preis 69 S.

Der leider allzufrüh verstorbene Schriftleiter der Zeitschrift „Der Große Entschluß“ hat im Jahrgang 1953 dieser Zeitschrift die Monatsbetrachtungen über die Geheime Offenbarung geschrieben. In diese Betrachtungen hat er reiche Früchte seiner eifrigen Lektüre eingeflochten Aber nicht nur das. Er hat darin vor allem seine tiefsten eigenen Gedanken niedergelegt, aus denen heraus er selbst gelebt und gewirkt hat. So wie er die Texte interpretiert hat, so hat er d a s und sein Christentum gesehen. Für die Buchausgabe mußten nun leider, um einen

größeren Umfang zu meiden, nicht unbeträchtliche Kürzungen vorgenommen werden. Es war dabei das Bestreben maßgebend, die eigenen Gedanken des Autors, also die Textinterpretation und die daran angeschlossenen religiösen Gedanken, möglichst vollkommen zu erhalten. Dafür mußte allerdings ein Großteil der Zitate, die zur Verstärkung der eigenen Gedanken mit großer Belesenheit und erstaunlichem Geschick herangezogen wurden, weggelassen werden Vielleicht hätte die Möglichkeit, sich eingehender mit dem Manuskript zu befassen, die Kürzungsarbeit erfolgreicher gemacht. Aber die Drucklegung drängte, und die Arbeit mußte rasch geschehen.

Es geht dem Autor um den ganzen Ernst des Christentums, es geht ihm um wesentliche Frömmigkeit. Das Drängende seiner eigenen Lebensarbeit hat er aus dem Geiste der Geheimen Offenbarung her-

ausgelesen. Diesen Geist suchte er auch mitzuteilen. Manchmal kommt das ruhige Nachdenken und Verweilen zu kurz, auch eine genauere Texterklärung findet man nicht. Den Christen zur Tat und zur Entscheidung zu drängen, nicht ihn ruhig zu bilden, ihn zu trösten und zu belehren, war das entscheidende Anliegen des Autors, das auch diesen Betrachtungen die Eigenart aufgeprägt hat.

Die Wahrheit des Christentums. Von Alois Riedmann. Band 2: Die Wahrheit über Christus.

393 Seiten. Preis 24.80 DM. — Band 3: Die Wahrheit über die Kirche Jesu. 245 Seiten. Preis 18.50 DM. Beide Verlag Herder, Freiburg.

Das vierbändige Werk Alois Riedmanns, „Die Wahrheit über das Christentum“, dessen zweiter und dritter Band vor uns liegt — der erste handelt über Gott und Sein Werk, der vierte wird „die Wahrheit über die vier Letzten Dinge“ behandeln —, kann in einer allgemeinen Charakteristik als großangelegtes Werkbuch für Religionslehrer und Prediger, aber auch als Lesebuch für ein interessiertes Laienpublikum bezeichnet werden.

Wie der Titel andeutet, hat das Werk apologetischen Charakter. Seit Albert M. Weiß OP. und Fr. H e t~t i n g e r ist kein größeres apologetisches Werk im deutschen Sprachraum erschienen. So füllt das Werk A. Riedmanns eine empfindliche Lücke auf diesem immer noch sehr aktuellen Gebiete aus. Wie die früheren Werke wendet sich auch dieses an ein breiteres Publikum.

Der zweite Band behandelt die Christusfrage in der Form eines religionswissenschaftlichen Vergleichs, wie es der Untertitel ausdrückt. Der Autor geht aus von den Quellen des Lebens Jesu und zeigt gegen alle Vertreter eines Christusmythos, die er kurz charakterisiert, die historische Echtheit dieser Quellen. Im zweiten Abschnitt behandelt er die Präexistenz Jesu wieder im Vergleich mit außerchristlichen Präexistenzaussagen. Dann werden in derselben Form die Frage der Gottheit Jesu, der Menschwerdung und der Kindheit und Jugend Jesu dargestellt. Im zweiten Buch wird die christliche Erlösungslehre in fünf Abschnitten: Jesus, Erlöser aus dem Irrtum, Jesus, Erlöser aus der sittlichen Irrlehre, Erlöser aus Sünde und Schuld. Ueberwinder des Todes und Erlöser aus der Gottesferne. Diese kurze Ueber-

sieht vermag anzuzeigen, welche Fülle des Stoffes in diesem Band zusammengefaßt ist.

Der dritte Band behandelt die heute wohl wichtigste Frage: Die Frage nach der Kirche. Hier scheint uns der Autor die heute richtige apologetische Ausgangsstellung gefunden zu haben, wenn er beginnt mit einem Kapitel: Individualfrömmigkeit oder Zugehörigkeit zur Kirche und daran einen Ueberblick über die kirchenähnlichen Gebilde vor und außerhalb des Christentums anfügt. Dann beh'andelt er die Gründung der Kirche, die Kirche als mystischen Herrenleib, die Aufgaben der Kirche, die hierarchische Gliederung, die Mitgliedschaft an der Kirche, die Eigenschaften der Kirche: Uebernatürlichkeit, Sichtbarkeit, Unvergänglichkeit, Heilsnotwendigkeit und schließlich die Unterscheidungsmerkmale der wahren Kirche: Einigkeit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität. Das Werk schließt mit einem Kapitel über die Diesseitsgestalt der Kirche. Sehr richtig behaAlelt der Autor das Thema Katholizität. Er geht hier nicht vom territorialen Prinzip, sondern vom dynamischen Prinzip aus und stellt die heutigen Weltreligionen unter diesem Aspekt der Kirche gegenüber.

Unter den nicht allzu zahlreichen Neuerscheinungen auf theologischem Gebiet muß diese dem heutigen Stand der Theologie und Wissenschaft entsprechende Apologetik des Christentums sehr begrüßt werden und verdient sowohl der Autor wie auch der Verlag für das Unternehmen aufrichtige Anerkennung.

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Die theologische Anthropologie Johann Adam Möhlers. Ihr geschichtlicher Wandel. Von Josef Rupert Geiselmann. Verlag Herder, Freiburg. 438 Seiten. Preis 25.60 DM.

Der Nachfolger Karl Adams und derzeitige Ordinarius für Dogmatik in Tübingen schenkt uns im vorliegenden Band ein reifes und aktuelles Werk.

Dieses Werk hat in der theologischen Literatur eine zweifache Bedeutung. Es stellt erstens eine echte christliche Anthropologie dar. Die Bescheidenheit des Verfassers drängt die eigene Leistung ganz in den Hintergrund, um den vielleicht größten Lehrer seiner Schule, der katholisch-theologischen Fakultät Tübingen, auf den ihm zustehenden Platz, auf die Rampe der theologischen Bühne, zu stellen. Es kann aber kein Zweifel bestehen, daß Geiselmann selbst sich tief in die ganze Problematik der christlichen Anthropologie hineingearbeitet hat. Und das ist ein Verdienst um die moderne Theologie.

Das Werk Geiselmanns stellt aber ferner auch ein Stück Geschichte der modernen Theologie dar, und zwar einen überaus bedeutenden Abschnitt: Die Auseinandersetzung mit der Aufklärung der idealistischrationalistischen Philosophie.'Da die deutschen Universitäten der Brennpunkt dieser schwierigen Auseinandersetzungen waren, kann es uns nicht wundern, daß ein deutscher Theologe auch führend wurde in dieser Auseinandersetzung. Möhler kam von der Kirchengeschichte zur Dogmengeschichte und von dieser zur Auseinandersetzung mit der protestantischen Orthodoxie und der rationalistischen Philosophie. Möhler ist unzweifelhaft der Theologe, der die Probleme der katholischen Theologie im 19. Jahrhundert am umfassendsten gesehen und sich mit den Gegnern des Katholizismus am ernstesten auseinandergesetzt hat.

So läßt Geiselmann in seinem Werk ein bedeutendes Stück Geschichte der Theologie an uns vorüberziehen. Wir sind ihm für diese sorgfältige, tiefschürfende Arbeit zu großem Dank verpflichtet. Steht doch die Anthropologie heute im Brennpunkt des philosophischen Interesses. Aufzuzeigen, wie sich die katholische Theologie um dieses Problem bemüht hat und wie vieles sie dazu zu sagen weiß, ist daher ein wesentlicher Beitrag zum heutigen Geistesringen. An der Fülle des von Geiselmann aus der ungeheuren Geistesarbeit Möhlers sorgfältigst herausgeholten Materials können nun alle jene, die sich um eine echte Anthropologie bemühen, nicht mehr vorübergehen. Unsere Theologen aber können aus dem Studium dieses Werkes lernen, das Rüstzeug der theologischen Wissenschaft in den Dienst der modernen ProbIe'“^l'i'f ?u stellen.

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