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Ein neues Lexikon der Philosophie

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Eine erlesene Gelehrtenschar hat es unternommen, das philosophische Wörterbuch zu schaffen, das seit langem ein dringendes Desiderat ist. Abgesehen davon, daß die bekannten philosophischen Wörterbücher von R. Eisler, Handwörterbuch der Philosophie, H. Schmidt und P. Thormeyer, heute kaum noch irgendwo im Buchhandel erreichbar sind, entsprechen diese verdienstvollen Leistungen naturgemäß nicht mehr dem Stande der philosophischen Forschung, vermöchte doch eine ausschließliche oder vorwiegende Einstellung auf die erkenntniskritische Problematik den Sinngehalt moderner philosophischer Bemühung nicht mehr auszudrücken. Bei dem vorliegenden Unternehmen fällt die Sorgfalt und Präzision der geleisteten Arbeit auf, worin sich eine traditionell bewährte Methode fruchtbar und gültig erweist. Es ist die Methode, die mit sachkundiger eindringender Analyse ine einfache, klare und darum erhellende Darstellung zu verbinden weiß. Die Probleme der neueren Logik und Logistik erfahren so eine ebenso sachliche Entfaltung wie die großen Perspektiven der modernen Tiefenpsychologie, das dialektische Denken findet eine ebenso tiefe Formanalyse wie das bedeutungsvolle existentielle Philosophieren unserer Tage eine durchaus verständnisvolle Erschließung und Würdigung erfährt. Vielleicht hätte auch der dialektische Materialismus eine edndringendere und adäquatere Behandlung (etwa nach dem Vorbilde der ausgezeichneten Analysen, die Gustav A. Wetter in letzter Zeit durchführte) finden können. Es soll auch nicht verschwiegen werden, daß die Literaturangaben stellenweise bedauernswerte Lücken aufweisen und in ihrer Auswahl den großen Horizont der Gesamtleistung bisweilen vermissen lassen. Selbstverständlich wird ein solches Werk dem Leser in jeder Hinsicht eine klare Orientierung auf dem sonst wahrlich nicht übersichtlichen Felde philosophischer Stellungnahmen zu vermitteln suchen. Dies ist ja eben seine spezifische Aufgabe. Der beigefügte Abriß der PhUosophie- geschichte führt aus historischer Einordnung der Probleme zu ihrem tieferen Verstehen hin. So erfüllt dieses Wörterbuch der Philosophie seine Aufgabe, Einweisung in die Philosophie und ihre Probleme zu gewähren, in mustergültiger Weise und ist ohne Zweifel hervorragend geeignet, im Angesichte der entscheidenden geistigen Situation der Gegenwart die notwendigen klaren Sichten zu vermitteln.

Die Hoffnung. Von G, Desbuquois. Thomas-Morus-Verlag, Basel.

Die Zusammenstellung der Schriftzitate mit den Worten der kleinen heiligen Theresia können als anregend empfunden werden, die dazwischen geführten Betrachtungen weniger, da sie trotz ihres einige Male beachtlichen poetischen Schwunges kaum mehr als Durchschnitt sind; daß sie zudem Gott selbst in den Mund gelegt werden, macht sie noch fragwürdiger.

RSmerzeit in österreichischen Landen. Von Franz Miltner. Heimat-Verlag, Brixlegg-Inns- brude. 111 Seiten und eine Karte.

Mit voller Beherrschung des Stoffes bringt der Verfasser in 14 Kapiteln eine lebendige Darstellung der ältesten Geschichte Österreichs. Was das Buch besonders von den sonst üblichen Erzeugnissen so angenehm abhebt, ist die gute und leichte Lesbarkeit. In einem Punkte wird man allerdings dem Verfasser nicht voll zustimmen können. Als Ursache für die Eroberung des Alpenraumes legt nämlich Miltner allzu viel Gewicht auf den Gedanken der Weltherrschaft; dem widerspricht aber das ganze Bild, das wir von Augustus besitzen. Dieser war kein Welteroberer, er war eher einem besorgten Hausvater vergleichbar, der die Machtmittel seines Reiches übersah und ihm sichere Grenzen geben wollte. Nicht seine persönliche imperiale Einstellung zwang ihn zur Besetzung der Alpentäler, sondern die Tatsache, daß er im Westen Frankreich und im Osten den großen Rumpf der Balkanhalbinsel als römischen Besitz geerbt hatte, zwischen beiden klaffte eine große Lücke, die geschlossen werden mußte. — Neben dem geschichtlichen Verlauf nehmen die kulturgeschichtlichen Verhältnisse einen breiten Raum ein. Zu bedauern ist, daß diese lebendigen Schilderungen nicht durch eine Anzahl von Bildern illustriert wurden. Vielleicht entschließt sich der Verlag bei einer Neuauflage dazu, bei der auch die stehengebliebenen Druckfehler und Ungenauigkeiten berichtigt werden könnten. Eine übersichtliche Karte, Literaturangaben und eine Zeittafel vervollständigen das gelungene Büchlein.

Die gesunde und die kranke Frau. Hygiene des Weibes in und außerhalb der Schwangerschaft. Von Dr. O. R e i c h e 11. Verlag Mau- drich, Wien 1948.

Es ist selbstverständlich, daß in einer Broschüre die vielen Probleme nur skizzenhaft auf- gezeigt werden können. Da das kleine Werk seinen Ursprung Vorträgen an der Volkshochschule Urania verdankt, ist die Darstellungsweise sehr einfach gehalten und setzt bei der Leserin keinerlei Wissen voraus. Der Verfasser hält sich streng an die Darlegung der körperlichen Vorgänge, ohne an irgendeiner Stelle die seelischen Einflüsse zu berühren. Die Schrift wird als grundlegende Aufklärung gute Dienste leisten. Doch hätten auch in einer solchen Schrift die Wechselwirkungen zwischen Leib und Seele wenigstens angedeutet werden müssen, um zu zeigen, daß zur Hygiene des Leibes die der Seele kommen muß, um edles Frauentum heranzubilden, das allein berufen und fähig ist, nicht nur „neue Individuen aufzuzüchten”, sondern das vom Schöpfer erhaltene Leben weitergeben xu helfen. So ist der Verfasser überzeugt, daß „die Frucht von der allerersten Zeit der Schwangerschaft an lebt”, aber das hindert ihn nicht, „bei schweren Krankheiten, die das Fortbestehen einer Schwangerschaft • für die Frau lebensgefährlich machen”, der Schwangerschaftsunterbrechung das Wort zu reden. Daß hier Leben gegen Leben ausgespielt wird, kommt dem Autor gar nicht zum Bewußtsein.

Die Iriskopie. Das neue diagnostische Hilfsmittel. Karl Baumhauer. Verlag Hans Ko- dek, Wien 1947. 29 Seiten.

Unter Iriskopie versteht man ein Verfahren, das sich durch Beobachtung der Regenbogenhaut — der Iris — zu diagnostischen Schlüssen berechtigt glaubt. Manchen Medizinmann in Zentralafrika wird es tief beeindrucken, wenn ihm in diesen profunden Ausführungen allen Ernstes erklärt wird, wo er ins Auge seiner Patienten hinzusehen habe, um zum Beispiel ein Erkrankung des Steißbeines oder Grimm- darmes feststellen zu können. Für europäische Begriffe dürfte die glücklicherweise nur dünne Broschüre aber schon überholt sein.

Weit u der Zeit. Roman von Franz Taucher. Berglandverlag, Wien. 217 Seiten.

Der Verfasser erzählt hier, vom Schicksal des eigenen Vaters angeregt, das einfache, aber an Glück und Leid reiche Leben eines Maurers und seiner Familie und beschwört damit Erinnerungen aus dem Österreich vor dem ersten Weltkrieg in einer Fülle eindringlicher Stimmungsbilder, aus denen der wehmütige Zauber des Vergangenen strahlt. Im unerbittlichen Gang der Zeit wachsen diese Menschen innerlich auch über politische Formen hinaus, aber ie bewahren als Bleibendes die Liebe zur Heimat, au der ihnen stets neue Kraft zuströmt. Taucher schildert mit feiner Einfühlung in Menschen und Landschaften, läßt die versunkenen Tage mit ihren Farben und ihrem Duft wieder lebendig werden und zeigt sich in seinem Stil, der Realismus mit lyrischer Bildhaftigkeit wirkungsvoll verbindet, als Erzähler von starker Begabung und persönlicher Eigenart. Ein schönes, menschlich ansprechendes und echt österreichisches Buch.

Blätter der katholischen Hochschuljugend Österreichs. Verlag Styria, Graz. 2. Jahrgang, Heft 6/7,

Die lebendige katholische Hochschuljugend legt mit diesen Blättern ein sicheres Zeugnis ihrer lebendigen Einstellung zu drängenden Fragen der Gegenwart ab, ohne die große Aufgabe zu üben sehen, zu der wir alle verpflichtet sind, zur .yErziehung eines neuen, weltoffenen Menschen, eines Menschen, der frei ist von den Ängsten, Feigheiten, Ressentiments und Haßinstinkten der Vergangenheit (S. 2), Von den vielen wertvollen Gedanken und Anregungen dieses Heftes sei der Aufruf zur praktisch-sozialen Arbeit im Sinne von Dr. Sonnenschein hervorgehoben, wobei allgemein bekannt ist, daß gerade die katholische Hochschülerschaft in vielfältiger Weise sich für die Aufgaben der Karitas zur Verfügung gestellt hat. Hier wird aufs neue der alte Erfahrungssatz wiederholt: ,3s gilt auch heute wieder, selbst eine Zeitlang in die Fabrik zu gehen, um das Milieu des Arbeiters kennenzulernen, sonst haben alle sozialen Vorträge und Diskussionen keinen Wert.”

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