6580775-1951_16_08.jpg
Digital In Arbeit

Ein neues Literaturlexikon

19451960198020002020

Die Weltliteratur. Von E. Fraswallner, H. Gieblsch, R. Helnzel und anderen, Verlag Brüder Hollinek, Wien 1951. Lieferung 1. 160 Seiten.

19451960198020002020

Die Weltliteratur. Von E. Fraswallner, H. Gieblsch, R. Helnzel und anderen, Verlag Brüder Hollinek, Wien 1951. Lieferung 1. 160 Seiten.

Werbung
Werbung
Werbung

Unsere Zeit hat eine Vorliebe für lexikalische Darbietung, was man schon an dem gehäuften Erscheinen von Literaturlexiken feststellen kann. W. Kosch, die kleinen Schweizer Bücher aus der Sammlung Dalp, das Osterreichische Literaturlexikon von Giebisch, Pichler, Vancsa, Kindeimann-Diet-richs „Lexikon der Weltliteratur“, alles das zeigt, wie man heute, wohl durch den Zeitmangel des Alltags bestimmt, immer mehr solche Nachschlagwerke bevorzugt, in denen man sich rasch das nötige Wissen verschaffen kann. In einem Lexikon sucht man schnelle Belehrung, solide Auskunft und Hinweise für weitere Beschäftigung. Alles das bietet nun das neue Unternehmen: „Die Weltliteratur“, das sich selbst als „Biographisches, literarhistorisches und bibliographisches Lexikon in Ubersichten und Stichwörtern“ vorstellt. Die erste Lieferung — das Werk soll in etwa acht bis zehn Lieferungen zu je zehn Bogen in Zeitabständen von zwei bis drei Monaten erscheinen — umfaßt die Stichwörter .Aak-jaer“ bis .Berceo“. Besonders dankenswert wird nicht nur der Durchschnittsleser die zusammenfassenden Ubersichtsartikel über ganze Literaturen einzelner Völker empfinden, die er sich sonst aus oft schwer zugänglichen Fachwerken zusammensuchen müßte. Aber auch die Einzelartikel über wenig bekannte literarische Vertreter des Orients usw. bieten für den Begriff der „Weltliteratur“ sehr interessante Belehrung, zumal der Kreis nicht eng gezogen ist. Die Anoidnung erfolgt stets in der Weise, daß nach biographischen Angaben eine knappe Würdigung und schließlich eine Bibliographie nach den Gesichtspunkten: Werke, Ausgaben, Ubersetzungen, Literatur geboten werden. Natürlich sind nicht alle Angaben vollständig und lassen zuweilen Wünsche offen. Auch vermißt man gelegentlich sogar wichtigere Schriften. Doch sind sie im allgemeinen so gebracht, daß man in zusammenfassenden Werken weiteren'Aufschluß erwarten kann. Zu empfehlen wäre, daß bei fremdsprachigen Schriftstellern die Titel der Werke, auch der nicht übersetzten, in deutscher Sprache beigefügt werden, auch würde eine Aussprachebezeichnung bei fremdländischen Namen willkommen sein Daß man hin und wieder streiten kann, ob sich die Aufnahme eines Namens in ein Lexikon der Weltliteratur rechtfertigen läßt, ist selbstverständlich, aber im Grunde ist es in solchen Zweifelsfällen immer besser, zu viel als zu wenig zu bieten, da ja mit einer Aufnahme noch nicht über den weltliterarischen Wert des Betreffenden entschieden wird. Wünschenswert wäre ferner eine Unterzeichnung der einzelnen Artikel mit Verfassernamen, damit man weiß, wen aus der Liste der Mitarbeiter man für die Auskunft verantwortlich zu machen hat. Die Pseudonyme werden, entgegen sonstigem Gebrauch, an d*r Stelle der Decknamen, nicht der wirklichen, eingereiht, bei Zeitschriftenartikeln wird manchmal die Bandzahl, manchmal die Jahreszahl angeführt, beides zugleich wäre einwandfreier und würde nicht viel Raum beanspruchen. Stoffgeschichtliche und ästhetische Artikel blieben ausgeschaltet, doch wird gelegentlich auf solche Zusammenhänge verwiesen. Das Werk will neben seinem rein praktischen Zweck auch noch die Absicht verwirklichen, eine Brücke zwischen den Völkern zu schlagen und also zur Verständigung beizutragen. Im einzelnen könnte man nun manches Versehen oder manchen Mangel aufzeigen, doch dazu reicht hier der Platz nicht aus. Auch ist es unmöglich, über den gesamten Raum der Weltliteratur fachlich Bescheid zu geben. Die Artikel über deutsche Dichtung sind im allgemeinen gut gearbeitet. Die Haltung ist in weltanschaulicher Hinsicht möglichst objektiv. Bei Abraham a Sancta Clara wäre ein Hinweis auf Valentin Neiner erwünscht, K. Bertsches Ausgabe der Werke aus dem handschriftlichen Nachlaß, Wien 1943, ist mit der angeführten Ausgabe der Wiener Akademie identisch (Seite 6). Bei dei Literatur über ihn wäre doch mehr anzuführen. — Jüngere und Spätromantik wären auseinanderzuhalten (Seite 95). — Auerbachs Erzählungen heißen „Schwarzwälder Dorfgeschichten“, nicht Bauejngeschichten (Seite 106). — Bei Augustinus vermißt man einen Hinweis auf seine Volkszugehörigkeit (Seite 107). — Uber N. Avancinus als lyrischen Dichter hat Nikolaus Scheid in einem Programm der „Stella matu-tina“, Feldkirch 1899, gehandelt (zu Seite 112). Auch wären dort die alten Ausgaben nachzutragen, ebenso wäre über Jakob Balde mehr Literatur zu geben (Seite 127). Bei Seite 141 könnte angeführt werden, daß Basile auch für Clemens Brentanos Märchendichtung eine wichtige Stoffquelle bildet. Druckversehen: Seite 17 Schatz des Rampsinit (statt: der); 148 H. L. Wagners Drama heißt: Die Kindesmörderin (nicht: Kindermörderin); Seite 148 Becher konnte nicht erst 1933 Deutschland verlassen, wenn er seit 1925 in Rußland lebte. — Doch kann man dem ganzen Unternehmen nur eine gedeihliche Weiterentwicklung wünschen, wenngleich das Bedenken einer atomi-stischen Aufspaltung der literarischen Betrachtung nicht unterdrückt werden kann, dem die synthetische Kraft unserer Zeit anscheinend nicht mehr die Waage hält. Als Nachschlagwerk aber, als welches das Buch in erster Linie gedacht ist, wird es von vielen neben Kindermann-Dietrich wegen seines größeren Umfangs und seiner Ausführlichkeit begrüßt werden,

Anton Bruckner. Der metaphysische Kern seiner Persönlichkeit und seines Werke6. 304 Seiten, und Der Meister von St. Florian.

Wege zu Anton Bruckner. 156 Seiten. Von Fritz G r ü n i n g e r. Verlag Johann Wilhelm Naumann, Augsburg.

Wie der Untertitel der beiden Werke andeutet, handelt es sich für den Verfasser nicht darum, lachlich Neues zu sagen; seine Absicht Ist vielmehr, das Erlebnis Anton Bruckner jenen Kieisen näherzubringen, denen es aus irgendwelchen Gründen bisher ferne blieb. Daß es solche Kreise gibt, ist leider nicht zu leugnen, ebensowenig, daß sie in allen Schichten, selbst denen der Beiufsmusiker, vorkommen. So ist es, in diese Kreise einzudringen, gewiß vonnöten, in klaren Worten Gegenständliches zu sagen, was in einigen Kapiteln auch gelingt, während andere ins Phantastische und Überschwengliche abschweifen und ihren Zweck kaum erreichen dürften. Im allgemeinen wird mehr erzählt als gesagt, aber es wird spannend erzählt, nur vielfach allzu subjektiv. Wer das Kapitel über die IV. Symphonie — im zweiten Buch — ge. lesen hat, wird von diesem Werk viel Interessantes wissen, beispielweise die post festum von Bruckner selbst verfaßte programmatische Deutung; die noch weitläufigere und noch weniger umrissene des Verfassers selbst; er wird belehrt sein: „Was in der unsterblichen Einleitung der .Freischütz'-Ouvertüre das Hornquartett in sechzehn Takten sagt,' das enthüllt dieses einzige Quintenthema B-Es-Es-B“; aber er wird über das mus'kalische Geschehen in dieser Symphonie, vom Aufbau der Themen und Ihrem funktionalen Verhältnis zueinander, von der rein musikalischen (nicht programmatisch umgedeuteten) Wirkung, die am Ende das Primäre bleibt und alle Deutungen längst überdauert hat, wenig oder nichts erfahren haben. Dennoch wird er gefesselt sein und dies weit förderlicher als in biographischen Romanen. Denn alles das hier am Rande des Wesentlichen Erzählte ist ein .Weg zu Bruckner“, ein ehrlicher und behutsamer Spazierweg zur tönenden Stadt, den man auch als .Wissender“ gerne einmal wieder geht, wenn uns auch minder abgebrauchte Bilder mehr gefallen wollen. Prof. Franz Krieg

Gemeinschaft aus der Kraft des Evangeliums. Von Beda Hernegge r. Otto-Müller-Verlag, Salzburg 1950. 200 Seiten.

Wie G. Toniolo an seinem Todestag ausrief. .Wir sind nicht vorbereitet auf den Frieden“, so sagt Hernegger: .Wir sind nicht vorbereitet auf das apostolische Tun.“ Es fehlt uns an der .Inchristie“. Alle apostolische Arbeit muß vom Evangelium durchformt sein. Erst müssen wir wieder christusgebunden, menschengebunden, gemeinschaftsverbunden werden, ehe wir fruchtbar werden können. Es ist der Weg des Neuwerdens durch Selbstbesinnung, durch Uberwinden der egoistischen Isolierung und der freudigen Mitverantwortung für das Reidi Gottes. Hier wird versucht, die Apostolatsmüdigkeit zu überwinden aus der ewig schöpferischen Tiefe eines Lebens in und mit Christus. Daß dieses Buch 6tark vom Geist und Wort jenes klassischen Werkes .Umgestaltung in Christus“ von Dietrich von Hildebrand inspiriert ist, bedeutet keinen Mangel, sondern zeigt eine schöne Aufgeschlossenheit für das wahrhaft Gültige.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung