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Ein Band über Rilke und seine Beziehung zu Duino.

Keiner von den vielen erlesenen Plätzen, an denen Rainer Maria Rilke dichtete, hat wohl eine solche Berühmtheit erlangt wie Duino, das an der Adria bei Triest gelegene Schloss, in dem er die weltbekannten Elegien verfasste. Adel verpflichtet - Monika Gräfin Czernin, die mit den Schloßherren Thurn und Taxis verwandt ist, war als Kind einige Male Gast auf Duino. Anlass für sie, sich mit der Geschichte des Schlosses und seines schwierigen Gastes zu beschäftigen.

Herausgekommen ist ein schöner, reich bebilderter Band, im Christian Brandstätter Verlag in gebundener Ausgabe, im Deutschen Taschenbuch Verlag kartoniert erhältlich, der vor allem Lust machen soll, sich selbst auf die Spuren Rilkes zu begeben. Denn während der Besuch des Schlosses lange Zeit nur geladenen Gästen vorbehalten blieb, hat der jetzige Schlossherr Duino und seinen Park für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Natur-Schauspiel, das sich Rilke bei seinen vielen Duino-Besuchen bot, ist somit nachvollziehbar geworden: Der Blick von der so genannten Rilke-Terrasse auf eine Küstenlandschaft, die von bewaldeten Karst-Felsen geprägt ist und in ihrer Majestätik so gar nichts Liebliches hat. "Immens ans Meer hingetürmt" nannte Rilke das Schloss, "wie ein Vorgebirg menschlichen Daseins sehe es in den offensten Meerraum hinaus".

Weniger euphorisch zeigte er sich in einem Brief an Lou Andreas-Salomé: Der Wechsel zwischen der rauen Bora und dem warmen Scirocco tue ihm nicht gut und "die Natur bringe hier fast nichts entgegen". Gleichwohl, Rilke hat Duino immer wieder besucht und hier die nötige Muße und Ruhe gefunden, um an seinem Jahrhundertwerk zu arbeiten. Zwölf Jahre nach dem ersten Besuch konnte er der Fürstin endlich vermelden, dass das "Herz-Werk", wie er die Elegien nannte, vollbracht sei. "Endlich, Fürstin, endlich, der gesegnete, wie gesegnete Tag, da ich ihnen den Abschluß der Elegien anzeigen kann ... Von der letzten, großen zittert mir noch die Hand. Es war ein namenloser Sturm, ein Orkan im Geist ... Alles, was Faser in mir ist und Geweb, hat gekracht - an Essen war nicht zu denken. Gott weiß, wer mich genährt hat."

Weitaus gelassener dürfte die Gemütsverfassung Monika Czernins gewesen sein, als sie an ihr Buch ging. Ohne den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit zu erheben, hat sie die wesentlichen Fakten über das feudale Schloss zusammengetragen und in eine Sprache gebracht, die der Verzauberung dieses Ortes gerecht wird. Zusammen mit den Fotografien ein Vademecum für Bildungsreisende und solche, denen Literatur ohne ihre Entstehungsgeschichte eine Spur zu prosaisch ist.

Duino, Rilke und die Duineser Elegien

Von Monika Czernin

Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004

151 Seiten, m. zahlr. meist farb. Fotos v. Wolfgang Balk, e 18,50

Christian Brandstätter Verlag, Wien 2004

151 Seiten, m. zahlr. meist farb. Fotos v. Wolfgang Balk, geb., e 30,70

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