Ein Toter im Presskorb

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Alfred Komareks Gendarm Polt ermittelt zum vierten Mal und überschreitet dabei auch die österreichischen Landesgrenzen.

Weindörfer an der tschechischen Grenze. Es tut sich gar nichts. Normalerweise. Wenn nicht wieder einmal ein Toter gefunden wird. Auch in "Polterabend", Alfred Komareks vierten Roman um den behäbigen Gendarmen Polt, wird ein Porträt ländlich-verschlafener Pseudoidylle und der schrulligen Typen entworfen. Wir finden uns im tiefsten Winter, zwischen schneebedeckten Weingärten, Presshäusern und Kellergassen mit drei gefroren Leichen konfrontiert. Zwei davon weisen einen beträchtlichen Alkoholgehalt auf, die dritte war zu Lebzeiten ein Hund und hörte auf den Namen Alois, wie die greise Kathi Stirbl ihren Vierbeiner nach dem verstorbenen Ehemann benannte. Der Einfachkeit halber. Damit sie sich beim Schimpfen nicht umgewöhnen muss. Aber ganz den gewohnten Gang geht das Leben dann doch nicht immer. Auch nicht im Wiesbachtal.

Wenige Tage vor Weihnachten finden sich vier Männer im Presshaus des Fürnkranz ein. Sie haben bei der Eisweinlese geholfen und füttern nun die Presse mit den edlen Trauben, andächtig und voll freudiger Erwartung auf das künftig zu genießende Ergebnis. Der Most birgt allerdings eine unerwünschte und wenig appetitliche Zutat. Blut. Und im Presskorb findet sich auch alsbald die Erklärung dafür. Der Lutzer Ferdl - oder was von ihm noch übrig ist. Das hat er nicht verdient, ist man sich einig. Auch wenn er weiß Gott kein Guter war. Faul beim Arbeiten und schlau beim Geschäftemachen. Auch drüben in Tschechien. Und ein Falott war er obendrein. Da kann man schon die eine oder andere Geschichte über ihn erzählen. Als aber dann auch noch der harmlose Säufer Bartl mit über drei Promille auf der Straße erfriert, da glaubt keiner mehr an Zufälle. Der hat ja schließlich sonst noch immer nach Haus gefunden.

Klatsch und Tratsch zusammen mit fundierter Kenntnis der einheimischen Gepflogenheiten führen den Gendarmen Simon Polt auf seiner Spurensuche bis ins Znaimer Prostituiertenmilieu, und wieder zurück. Einer hat was angestellt, ein anderer hat zuviel gesehen, ein dritter war auf Rache aus. Klassische Motive. Weniger klassisch sind Polts Ermittlungsmethoden, die viele Wege gehen nur den amtlichen nicht.

Komarek erzählt kurzweilig von den gegenseitigen Verstrickungen innerhalb eines Dorfes, das auch nach dem Fall des Eiseren Vorhangs fast noch genau so abseits liegt wie vorher, und er erzählt vom Wein, von der Lese bis zum Kater, und von Verbrechen, die am Ende vielleicht gar keine sind.

POLTERABEND

Kriminalroman von Alfred Komarek

Haymon Verlag, Innsbruck 2003

191 Seiten, geb., e 17,90

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