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Einsamkeit als Preis für die Kunst

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Die Schauspielerin Andrea Eckert verkörpert die Operndiva Maria Callas in „Meisterklasse".

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Die Schauspielerin Andrea Eckert verkörpert die Operndiva Maria Callas in „Meisterklasse".

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Maria Callas hielt in den frühen siebziger Jahren, nach ihrer beispiellosen Karriere als Sängerin, in der New Yorker „Juilliard-School" öffentliche Meisterklassen ab. Das Stück „Meisterklasse" von Terrence Mc Nally, das seit zwei Jahren en suite in New York gespielt wird, hat am 19. Februar am Wiener Volkstheater seine österreichische Erstaufführung, zeigt eine lehrende Diva, deren Karriere in den fünfziger und sechziger Jahren die Antwort auf höchste Kunstansprüche zu geben imstande war.

Die Parabel der „Meisterklasse" macht deutlich, daß Hingabe an die Musik sowohl Glück als auch Mühsal bedeutet, und daß Karriere auch große Opfer abverlangt. Die Callas war der Inbegriff einer „Diva asso-luta", - ihre künstlerischen Erfolge sind heute schon Legende, genauso wie ihre Skandale, ihre Stimmkrisen, ihre unglückselige Beziehung zu Aristoteles Onassis. Hinter der „Ikone" dieser Primadonna werden in Mc Nallys Stück auch die lebensbestimmenden und lebensverachtenden Zwänge und Begleitumstände eines Künstlertums sichtbar, das weltweit Begeisterung und Bewunderung ausgelöst hat.

Andrea Eckert, ab 19. Februar in der Rolle der „Maria" am Volkstheater zu sehen, meint zur Person der Maria Callas: „Sie war vor allem für sich selbst eine äußerst schwierige Person.

Das Stück stellt einen Annäherungsversuch an einen Menschen dar, der aus sich selbst einen Mythos gemacht hatte. Maria Callas konnte Menschen sehr bewegen, sie blieb aber selbst in großer persönlicher Einsamkeit. Sie hat den Erfolg mit wahnsinnigem Einsatz und Ehrgeiz geschafft, getrieben von einer Arbeitswut, die fast an Selbstzerstörung grenzte. Mich selbst bewegt ihre große Einsamkeit, die der Preis dafür war, daß sie sich für die Kunst regelrecht ,verbrannte'."

Andrea Eckert, ständiges Ensemblemitglied des Wiener Volkstheaters, steht mit „Meisterklasse" nach fast genau einem Jahr wieder auf der Bühne. Ein komplizierter Kreuzbandriß im Knie, den sie sich während ei-

nes Chansonabends auf eben dieser Bühne zugezogen hatte, scheint heute endgültig ausgeheilt. „Das Anliegen von ,Meisterklasse' ist es keinesfalls, eine möglichst getreue Darstellung der Maria Callas zu geben, auch wenn wir äußerlich versuchen, uns ihr anzunähern", meint Eckert.

Die Zusammenarbeit mit Direktorin Emmy Werner ist für Eckert „äußerst befriedigend". „Sie ist für mich ein großer Glücksfall, denn ich habe nicht nur ein großes Bedürfnis nach Freiheit, sondern gleichzeitig auch nach liebevollem Aufgehobensein. Das sind widersprüchliche Dinge. Bei Emmy Werner ist beides für mich möglich."

Vor ihren Chansonabenden („An allem sind die Juden schuld" und „Exil") spielte Andrea Eckert am Volkstheater die „Clara" in „Weiningers Nacht", die „Maria Stuart", die Viola in „Was Ihr wollt", die „Anna Galactia" von Howard Parker sowie die „Orsina" in „Emilia Galotti".

Vier Jahre Burgtheater unter Ben-ning und ein Jahr am Landestheater Linz waren wichtige Stationen einer steilen Bühnenkarriere. „Ich hatte immer einen unglaublichen Drang danach, wahrgenommen zu werden. Dieser Drang ging bei mir weit über das übliche Maß hinaus." Heute ist die Bühne für Andrea Eckert Heimat und Zuhause geworden. Es gelingt ihr deshalb gut, die Sehnsucht der Callas nach Geborgenheit in der Kunst aufzuspüren und den Mythos dieser einsamen Frau mit Leben zu erfüllen.

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