Erb - © Foto: Imago / gezett

Elke Erb: „Nicht nur heilt, sondern auch kräftigt“

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Anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises 2020 an die deutsche Dichterin Elke Erb ist mit „Das ist hier der Fall“ ein gelungener Auswahlband erschienen, der einen Einstieg in das mehr als 50-jährige, durchwegs aktuelle Schaffen der Lyrikerin ermöglicht.

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Anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises 2020 an die deutsche Dichterin Elke Erb ist mit „Das ist hier der Fall“ ein gelungener Auswahlband erschienen, der einen Einstieg in das mehr als 50-jährige, durchwegs aktuelle Schaffen der Lyrikerin ermöglicht.

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Dass Elke Erb 2020 (endlich!) den Georg-Büchner-Preis bekommen hat, stellt das Literaturpublikum möglicherweise vor eine Herausforderung: Für die, die die Gegenwartslyrik aktiv verfolgen, ist Elke Erb schon seit Jahrzehnten eine äußerst wichtige Autorin, doch ist dies ein wesentlich kleinerer Kreis als jener der überhaupt Literaturinteressierten.

Seit über 50 Jahren ist das Gedichteschreiben Erbs Hauptbeschäftigung, ihr Werk somit schwer zu überblicken. Der anlässlich des Preises erschienene Auswahlband „Das ist hier der Fall“ bietet eine Möglichkeit, sich eine erste Orientierung zu verschaffen. Und zwar eine sehr gute Möglichkeit: Dass die Dichterin Monika Rinck und der Lyriker Steffen Popp für die Auswahl verantwortlich zeichnen, ist ein Glücksfall.

Beide sind ausgewiesene Erb-Experten, und Popp, unter anderem Herausgeber der Erb gewidmeten Ausgabe 214 der Zeitschrift Text+Kritik (2017), hat schon mit der Anthologie „Spitzen“ (2018), in der er seine persönlichen Highlights aus 20 Jahren deutschsprachiger Lyrik vorstellt, sein feines Gespür für das Schreiben der Kolleg(inn)en unter Beweis gestellt. „Das ist hier der Fall“ stellt den gelungenen Versuch einer nicht ganz einfachen Synthese dar, denn Leser, die eher mit Erbs späteren Gedichten vertraut sind, könnten durchaus verwundert von den früheren sein, und umgekehrt.

Die „Ostdichterin“

Elke Erb wurde 1938 in der Eifel geboren, doch infolge des Umzugs der Familie in die DDR (1949) übernahm sie in den ersten Jahrzehnten ihres Schreibens die Rolle einer „ostdeutschen Dichterin“. In den frühen Gedichten taucht viel „Alltägliches“ auf, banal ist es jedoch keineswegs, auch weil innere Zwiespälte, die eben oft auch zum Alltag gehören, ergründet werden („Das Kind will nicht essen. // Dies ist ein irrer Augenblick im Leben der Mutter, der sie verwirrt.“).

Die Gedichte der Zeit um die Wende herum muten oft erstaunlich „politisch“ an; oft werden die mutmaßlich zur Entstehungszeit des Gedichtes in Medien und Gesellschaft gedroschenen Phrasen gegeneinandergefügt; die Albernheit der Phrasen wird dabei ausgestellt, aber darin erschöpfen sich die entsprechenden Gedichte zum Glück nicht, sondern schaffen, wie andern orts anderes bei Erb, eine Spannung, eine Schwingung, die man so kaum wo bekommen kann (womit der Auswahlband als „ Einstiegsdroge“ gelten kann).

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