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Ergänzung statt „Integration“

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Dagegen gehörte die Zunahme der Importe von Obst und Gemüse, Kaffee, Kakao und Futtermitteln zu den natürlichen Begleiterscheinungen einer Wohlst-andskonjunktur. Bei Obst und Gemüse stand an der Spitze wie immer Italien (275,1 Millionen Schilling, plus 18 Prozent), gefo-l-gt von Israel, Spanien, der Türkei und der Mdttelamerikandschen Wirtschaftsunion. Afrika und Griechenland beklagten leichte Rückfälle, die sich im übrigen aus fühlbaren Wandlungen des Bedarfs und der Nachfrage ergaben. Erhöhungen verzeichneten nämlich Bananen, Orangen, Zitronen, Erbsen und Tomaten, Äpfel, Kartoffeln und Haselnüsse, Verluste dagegen Datteln, Feigen, Linsen, Zwiebel und getrocknete Weintrauben. Kakao stammte nach wie vor aus Ghana und Nigerien, Kaffee bei stabilen Lieferungen vor allem aus Brasilien, aus Angola und den GHN-Staaten. Bei Honig handelte es sieh- fast durchweg um Satellitenhonig. Vom vermöhrtenEierverbrauch' .profitierten Holland, Finnland und Uruguay. Futtermittel, deren -systematische Steigerung seit Jahren ang-estrebt wird, verteilten -sich gleichmäßig auf Fischmehl und Ölkuchen. Überraschungen boten das Sinken der Fischimporte — -sichtlich dm Zusammenhang mit dem erhöhten Fleischkonsum —, aber auch die Veränderung -bei Pflanzenöl, weil bei stabilem Kokosöl die größeren Bezüge von Rüböl aus Schweden und Sonnenblumenöl aus Rumänien nicht mehr genügten, um die Rückgänge von Erdnußöl aus Nigerien und Soja- -bo'vn-enöl aus Dänemark auszugleichen.

Krisen der Integration.

Die Landwirtschaft verläßt sich heute auf eine rasche Assoziierung mdt der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die dem Agrarexport einen festen Rahmen und günstige Preise garantieren soll. Man hörte viele Thesen, etwa die Harmonisierung der Agrarproduktion, darunter aber nur eine Wahrheit, nämlich den Hinweis auf die „Europaredfe“ -der Landwirtschaft, die schon deshalb unbestritten ist, weil nach den Fort-

schnitten während den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht die österreichischen Bundesländer, sondern zahlreiche Gebiete der EWG rückständig sind. Anderseits ist der Gemeinsame Agrarmarkt noch immer eine Utopie und dm Falle einer Harmonisierung sieht sich jeder Bittsteller dn Brüssel vor die Frage gestellt, welchem Vorbild er sich eigentlich anschldeßen soll; denn die EWG selbst ist von einer Harmonisierung ihrer eigenen Agrarproduktion noch sehr weit entfernt. Die EFTA-Staaten erkannten schon während der Konferenz in Stockholm, daß die Landwirtschaft infolge der großen naturgegebenen Unterschiede individuelle Wege -gehen -muß und sich keinesfalls für eine Integration eignet, die nur zu Nivel lierungen und endlosen Komplikationen führen müßte. Außerdem hat die Landwirtschaft in Skandinavien und Großbritannien, Österreich und der Schweiz ganz anders geartete Probleme zu bewältigen als in Holland, Italien, Frankreich und Westdeutschland. Auch in Brüssel -sind es -die Agraprobleme, die ohne Unterlaß die größten Schwierigkeiten verursachen, -besonders infolge der angestrebten Zentralisierung aller Subventionen und der identischen Preisgestaltung, die zuletzt sogar im Vorschlag einer planmäßigen Vernichtung von Lebensmitteln gipfelte, die gemeinsam finanziert werden sollte. Wien und Brüssel vertreten im Agrarsektor eben entgegengesetzte Interessen: Österreich wünscht nur -diie Sicherung seiner Exporte von Rindern und Molkerei-produkten -nach Italien und Westdeutschland, die EWG dagegen eine allgemeine

Erhöhung ihrer Lieferungen nach Österreich, von Weizen und Gerste aus Frankreich, von Fleisch und -Eiem aus Holland, von Getreide und Futte-rrhitteln aus Westdeutschland, von Malis und Reis, Obst und Gernü- -sen aus Italien. Unter diesen Umständen liegt die Lösung nicht in einer „Integration“, sondern dn einer -gegenseitigen Ergänzung.

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