Armut - © Foto: iStock/stevebphotography

„Erkennen Sie das Stilzchen“: A. L. Kennedys Roman „Als lebten wir in einem barmherzigen Land“

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A. L. Kennedys neuer Roman spannt einen Bogen von den 1980er Jahren in die Gegenwart und hält einer korrupten Politik, dem Zerfall des Gemeinwesens und der Wut nichts Geringeres als die Barmherzigkeit entgegen.

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A. L. Kennedys neuer Roman spannt einen Bogen von den 1980er Jahren in die Gegenwart und hält einer korrupten Politik, dem Zerfall des Gemeinwesens und der Wut nichts Geringeres als die Barmherzigkeit entgegen.

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Eine große Abrechnung mit Großbritannien sei der Roman, hieß es; die in Schottland geborene Autorin A. L. Kennedy habe für ihren kritischen Roman noch nicht einmal ein britisches Verlagshaus gefunden. Tatsächlich erschien der neue Roman der preisgekrönten Schriftstellerin auf Deutsch, bevor er noch auf Englisch publiziert worden war. Entsprechend groß ist die Erwartung, mit der man ihren umfangreichen Roman „Als lebten wir in einem barmherzigen Land“ zu lesen beginnt.

Hoffnung geben

„Menschen werden, was sie sein müssen, damit sie sich ihrer Zeit stellen können. Das ist meine Theorie.“ Eine Grundschullehrerin versucht während des Corona-Lockdowns mit Online-Unterricht aus der Ferne, dann mit Masken freundlich ihr Bestes und Hoffnung zu geben: „Ich bin einer der Menschen, die ihre Gesellschaft gleich von Anfang an am Laufen halten und dafür zu sorgen versuchen, dass sie nicht aus lauter kaputten Menschen besteht.“

Mit ihrem Sohn hat sie sich in eine „Heimatinsel“, in ein relativ gutes Leben gerettet, mit ihrem neuen Freund ist ein Mann am Horizont, der weinen kann. Sie ist auf vieles wütend, vor allem auf die desaströse britische Sozial- und Gesundheitspolitik. „Die armen Seelen, die Krankenhausschichten und Putzschichten und Forschungsschichten und Kurierfahrerschichten und Laborschichten und Lagerschichten und Tafelschichten und Suppenküchenschichten durchschwitzen – all die Menschen, von denen wir gar nicht wussten, dass wir sie so sehr brauchen. Das sind die Erwachsenen, auf die das Bildungswesen hofft. / Lebensmitteltafeln und Suppenküchen – Gott steh uns bei, dass es so weit gekommen ist.“

Sie will aber optimistisch bleiben, denn „wir wären in einem viel schlimmeren Schlamassel, wenn wir alle aufgeben würden. Außerdem sollte man begreifen: Was wir uns regelmäßig sagen, das werden wir auch.“

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