Werbung
Werbung
Werbung

Wieland Schmied führt mit großer Sachkenntnis zu Kunst und Religion.

Die zentrale Figur des Christentums findet sich in der Person Jesu Christi. Insofern war es logisch, dass Wieland Schmied vor zwei Jahren seine Aufschlüsselung biblischer Texte anhand von Christusbildern vorstellte.

Nun setzte er nach, denn dieser Jesus Christus behauptete von sich, der Anfang und das Ende zu sein. Daher widmet sich der Nachfolgeband in der gleichen großzügigen Gestaltung den auf Jesus vorbereitenden Geschichten des Alten Testaments und dem noch ausstehenden Abschluss, wie ihn die Apokalypse erzählt.

Gesicht gewandelt

Weil es in diesem Buch vornehmlich um Bilder geht, die üblicherweise gerahmt präsentiert werden, verpasst Schmied seinem Buch auch einen Rahmen, in Form einer Einleitung mit Klarstellungen zur Bezeichnung „Altes Testament“ und einem Ausblick mit „Anmerkungen zur Offenbarung des Johannes“. Neben einer kleinen exegetischen Einführung in das Alte Testament scheint aber gerade die Verschiebung der Jahwegestalt als entscheidender Hinweis zum „Gebrauch“ von Bildwerken aus der abendländischen Geschichte der Kunst, die sich biblischen Themen widmen. „In der Kunst erscheint nicht mehr das Gottesbild des ‚Alten Testaments‘, sondern das Bild Gottvaters. Erst Gottvater – und nicht Jahwe – wird darstellungswürdig. Der Gott Abrahams hat sein Gesicht gewandelt.“ Er ist zum Gott Jesu Christi geworden und die Künstler stellen ihn auch in dieser Hinsicht dar.

Im weiten Mittelteil versammeln sich Bildbeispiele zu den großen Erzählungen aus dem Alten Testament, von den bekannten Szenerien wie der Schöpfung, Adam und Eva, Kain und Abel, der Sintflut, dem Abrahamzyklus, Susanna im Bade oder dem mit dem Engel ringenden Jakob bis zu weniger geläufigen wie Hagar und Ismael, Elieser und Rebekka, der Tobiasgeschichte oder Judith und Holofernes.

Während die rechte Seite des Bandes jeweils für das Bild reserviert bleibt, bringen die linken Textseiten die Referenzstellen aus der Bibel sowie Kurztexte von Schmied, die sowohl für die Bibelstellen als auch für die dazu ausgewählten Bilder Zugänge erschließen. Mit großer Sachkenntnis in beiden Wissensgebieten verfasst, entführen sie in die Geschichte des alten Israel genauso wie in die Abenteuer der mitunter gewagten Bildfindungen durch die Künstler. Keine leichte Aufgabe, die der Autor angesichts der nur sehr beschränkt zur Verfügungen stehenden Textlänge überzeugend meistert. Das gilt auch für den kleineren Abschnitt zur Apokalypse, auch wenn hier die Entstehungszeit und die Zeit des Geschehens beim Buch Daniel einmal etwas durcheinander gerät.

Hervorragende Hinführung

Es wäre wünschenswert, wenn sich zum einzigen Bildbeispiel, das nach 1945 entstanden ist, auch die den Rahmentexten lose eingefügten Arbeiten von Max Weiler, Herbert Boeckl, Maria Lassnig und Siegfried Anzinger im Sinne eines Bekenntnisses zur Zeitgenossenschaft in den Teil mit eigenständigen Besprechungen Eingang gefunden hätten. Trotzdem bietet der Band eine hervorragende Hinführung zum nach wie vor nicht einfachen Verhältnis von Kunst und Religion.

VON DER SCHÖPFUNG ZUR APOKALYPSE

Bilder zum Alten Testament und zur Offenbarung. Von Wieland Schmied

Mit einem Vorwort von Wolfgang Huber.

Radius, Stuttgart 2007

232 Seiten, geb., € 29,90

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung