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Forum Stadtpark ist vom Verfall bedroht

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In der Nachkriegszeit stand im Grazer Stadtpark ein Cafe, erbaut im romantisierenden Stil und mit seinem hohen, spitzen Giebeldach einem Schweizerhaus nicht unähnlich. An den Wochenenden wurde dort getanzt, die Musik aber ging weit über Tanzmusik hinaus. Dort spielten die ersten Grazer Jazzmusiker wie Walter Koschatzky mit seiner Band odei die „Serenaders”, wo Friedrich Wai-dacher, nachmals Direktor des Landesmuseums Joanneum, am Schlagzeug saß. Doch Ende der fünfziger Jahre war das Haus schon so desolat, daß man es abreißen wollte. Damals aber herrschte in Graz Aufbrachstimmung.

Junge Künstler hatten sich zusammengetan, um der Moderne zum Durchbrach zu verhelfen, was in der steirischen Landeshauptstadt mit vielen Schwierigkeiten verbunden war.

Die Künstlergrappe um Günther Waldorf und Alois Hergouth fand im Stadtpark-Cafe ein geeignetes Objekt als ihr „Hauptquartier”. Aber es fehlte das notwendige Geld für einen Umbau. Doch was nachher in Graz nie wieder geschah, ereignete sich: In einer beispiellosen Solidaritätsaktion vereinigten sich junge Leute, sammelten Geld, veranstalteten Benefizvorstellungen, wurden bei Politikern vorstellig, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Das alte Cafe wurde umgebaut und ist Sitz für das „Forum Stadtpark” bis heute geblieben.

Seit damals sind rund 35 Jahre vergangen, und jedes dieser Jahre hat der Bausubstanz unfreundlich zugesetzt, besonders der heurige harte, schneereiche Winter.

Wenn es nicht innerhalb der nächsten 15 bis 16 Monate restauriert wird, bleibt eine unbenutzbare Ruine übrig. Aber eine Sanierung der Bau-substanz würde nicht ausreichen. Das

Forum hat in den letzten Jahren einen erfreulichen Zuwachs an Besuchern zu verzeichnen, dazu kommen noch die vielen Künstler, die hier eine Heimat finden.

Das Forum braucht mehr Platz. Doch der Stadtpark steht unter Naturschutz, die unbebaute Fläche darf nicht verkleinert werden. Man könnte das Forum daher aufstocken und damit Räume für verschiedene Produktionen und für ein Cafe als Treffpunkt gewinnen. Das Erdgeschoß bliebe den Veranstaltungen vorbehalten, der Keller könnte als Lagerraum verwendet werden.

Stadtrat Strobl zeigt sich grundsätzlich angetan von diesem Plan. Nun liegt es an den Politikern, rasch zu handeln. Im anderen Fall droht der Verfall. Das Haus müßte abgetragen werden. Wer die Grazer Verhältnisse kennt, fürchtet mit Recht, daß ein Neubau nie mehr zustande kommen würde. ben. Jeder will gerne ein Sprachpolizist sein, ja die Bereitschaft, als Spitzel seine Dienste anzubieten, scheint allenthalben vorhanden. Regelverstöße sind moralisch anstößig, Strafmandate, Prozeßandrohungen oder Verachtung jener, die sich nicht an die Regeln halten können oder wollen, ist angesagt.

Der gegenwärtige Diskussionsstand läßt die Bestellung von Orthographie-Blockwarten befürchten. Mit alledem sei nicht geleugnet, daß es für ein Wort wichtig ist, wie es in der Schrift erscheint, und wenn sich Dich -ter Eingriffe in die Rechtschreibpraxis erlauben, so hat das sehr wohl seine ästhetische Funktion, nicht aber eine moralische.

Eine Gesellschaft, die sich eine so erregte und kostspielige Auseinandersetzung um die orthographischen Fragen leisten kann, muß entweder sehr wenige oder die falschen Sorgen haben. Mit den Inkonsequenzen, die in jeder Orthographie vorhanden sind, läßt sich sehr wohl leben, und jeder einsichtige Lehrer wird wissen, daß mit der Sprache viel mehr zu machen ist, als die Orthographie erahnen läßt, und vermag er dies seinen Schülern zu vermitteln, dann wird er die Rechtschreibung in bekömmlichen Dosen vermitteln und dem Duden und allen anderen Regelwerken den Platz im Bücherregal anweisen, der ihnen gebührt. Denn der Duden ist, wie Hei-mito von Doderer sagte, das dümmste deutsche Buch; man solle es aber nicht abschaffen, weil es nur durch ein dümmeres ersetzt würde.

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