Fotos und Grausamkeit

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Wir konnten in den vergangenen Wochen Einiges über den "Krieg der Bilder" lesen. Zum Stärksten gehört dabei, was Martin Walser im Spiegel unter dem Titel "Der Bilderkrieg" schrieb.

Er schaffte es auch wieder, da oder dort Empörung hervorzurufen mit seiner Überzeugung, dass derjenige, der im Bilde festhält, wie einem Menschen Gewalt angetan wird, die selbe Strafe verdient habe, wie der, der die Tat begangen hat. "Mir fehlt die Rechtslogik", schrieb Walser, "um auszudrücken, dass dieses Abbilden kein bisschen weniger grässlich ist als das Tun. Das Abbilden der Scheußlichkeit ist die restlose Ausrottung der Menschenwürde." Und zwar der Menschenwürde "des Gequälten, des Quälers und des Fotografen." Aussicht auf Besserung gibt es dabei kaum: "Je entwickelter die Fototechnik", meint Walser, "desto atavistischer die Grausamkeit."

Man muss diese Meinung nicht teilen, zum Skandal taugt sie wohl nicht. Wichtiger an Walser Essay sind zwei Punkte, die er vor der Pointe setzt.

Erstens: Die Hersteller der Folterfotos sind bestimmt keine Schurken, sie machen nur deutlich, wie in einem Nichtschurkenstaat über die Menschen eines Schurkenstaates gedacht wird: "Natürlich hätten die das mit Norweger und Iren nicht gemacht. Mit Arabern schon."

Zweitens: Das hat mit der zu großen Bereitschaft zu tun, sich dem von der Politik vorgegebenen Gut-Böse-Muster zu fügen. Und das gilt auch und gerade für die intellektuellen Beobachter des Bilderkrieges: "Unsere Politmoral-Intellektuellen", hält Martin Walser fest, "glauben offenbar noch, man könne auf der richtigen Seite sein. Ich halte das für einen Wunsch, der nach dem Kindergarten nicht mehr erfüllt werden kann."

Man kann ihm nicht widersprechen.

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der "Presse".

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