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Fragen an die Geschichte

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WERKE 5. Von Theodor Iieeter, 430 Selten, DM 25.-. — HOFFNUNG UND GESCHICHTE. Fünf Salzburger Vorlesungen. Von Josef Pieper. 140 Seiten. Beide Kösel-Verlag, München.

Mit Band 5 schließt die Haecker-Ausgabe des Kösel-Verlages und rundet damit das Bild eines der originellsten und gebildetsten Denkers und Laientheologen unseres Jahrhunderts. Neben dem Essay „Schönheit“ und der nachgelassenen Schrift „Metaphysik des Fühlens“ blühen noch einmal in ganzer Schönheit und Gedankentiefe Glanz und Gloria jenes Essays „Vergil — Vater des Abendlandes“ auf, durch das uns Haecker so unendlich teuer geworden ist. Der volle Klang der letzten drei Kapitel: Vergil und die Deutschen, Anima naturaliter christiana und Epilog tönt ergreifend in unsere Tage hinein. Humanismus heiße, sagt Clemens Bauer im Nachwort, für Haecker nicht eine Nachahmung der Antike, sondern die Entdeckung des natürlichen Logos in uns selbst mit Hilfe antiken Denkens: „Aus solcher Perspektive erscheint Vergil, ein Vater des Abendlandes, als eine Inkarnation des natürlichen Logos, welchen die Offenbarung überhöht, aber auch voraussetzt.“

Nicht nur in Haecker (Band 4: „Der Christ und die Geschichte“!) rumort die Frage, was der Mensch aus der Geschichte zu lernen und zu hoffen habe. Noch unerbittlicher stellt Josef Pieper diese Frage.

Die vorliegende Sammlung seiner Salzburger Lesungen dürfte ihren Zweck noch besser erfüllen als die Vorträge im Nachtstudio selbst, denn über einzelnen von ihnen mit den unerbittlichen Fragen: Ist die Hoffnung des Menschen im Felde der Geschichte überhaupt zu stillen? Kann uns die Menschengeschichte vor Verzweiflung bewahren? Wie denn, wenn der Hoffende vor aller Erfüllung sterben muß? lag scheinbar das Dämmerlicht eines bedrük-kenden Pessimismus, verstärkt durch heftige Auseinandersetzungen mit Teilhard de Chardins Evolution und Ernst Blochs marxistischer Illusion. Erst im 5. Teil lichtet sich das Dunkel, und Pieper sieht in der christlichen Prophetie (der Apokalypse!) nicht nur realistisch die Freiheit zum Bösen und zum Untergang, sondern dahinter auch das Heil.

sehen freiheitlichem Rechtsstaat und egalitärem Sozialstaat; aber er sieht nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Notwendigkeit einer Überbrückung dieses SpannungsVerhältnisses: „würde doch der Verzicht auf soziale Gerechtigkeit unter den gegebenen Umständen ein Todesurteil über den Rechtsstaat schlechthin bedeuten“ (S. 325).

Ähnlich wie in seiner Habilitationsschrift, ähnlich auch wie Ernst

Lesen Sie auch die Buchbesprechungen in der Monatsschrift „DER GROSSE ENTSCHLUSS*

Fraenkel („Deutschland und die westlichen Demokratien“) geht es Maier in seiner Antrittsvorlesung („Ältere deutsche Staatslehre und westliche politische Tradition“) um eine Harmonisierung des politischphilosophischen Denkens der Althu-sius, Leibniz und Pufendorf und dem vor allem in Westeuropa und Nordamerika entwickelten demokratischen Gedankengut. Sein Anliegen ist eigentlich ein Anliegen aller Demokratien, die nicht — wie Großbritannien, die USA und Frankreich — zu den „alten Demokratien“ gezählt werden können: den Nachweis zu versuchen, daß auch in den „Anfangsdemokratien“ ein gutes Stück demokratischer Tradition zu entdecken ist.

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