6723740-1965_22_11.jpg
Digital In Arbeit

Freude, die den Schmerz nicht scheut

Werbung
Werbung
Werbung

GLÜCKLICHE MENSCHEN. Von Frans Wt;tt|im. Aus dem Franiösischen uber-1 rasen von Hernien von Kleeborn. Verlar Herold, Wien -München. 1964. 178 Seiten. Preis 64 S.

Nietzsche meint, daß jeder Stil gut sei, der einen inneren Zustand wirklich mitteilt, vorausgesetzt, daß es Ohren gibt, daß die nicht fehlen, denen man sich mitteilen darf. Nun, sie werden diesem nützlichen Buche über die christliche Ehe gewiß nicht fehlen, die Ohren jener Rechtwinkeligen an Leib und Seele, welche bereits Eheleute sind oder es werden wollen. Und sie werden gerne ein Bild jenes inneren Zustandes schauen wollen, den sie durch das Schmerzensglück der Ehe entweder schon an sich erfahren haben oder noch zu erfahren denken.

Wer sich verwundert, daß wir an die Spitze dieser Besprechung eines Buches über die christliche Ehe den Namen eines Gottesleugners gestellt haben, wird sich beim Lesen des Kapitels „Das Abenteuer des Heils“ überzeugen können, daß wir dabei im Sinne des Autors handelten. Er schreibt dort auf Seite 148:

„Es ist unmöglich, unseren Kindern einen Sinn für den Nächsten zu geben, wenn nicht Leute aller Art unser Heim besuchen. Haben sie niemals einen Heiden gesehen, wie sollen sie wissen, daß die Kirche eine missionierende ist?“

Bei allem Enthusiasmus, mit dem hier die Ehe, diese „Freude, die den Schmerz nicht scheut“, geschildert ist, verfolgt das Buch nicht so sehr einen schöngeistigen als einen praktischen Zweck: Es will helfen. Man könnte auch sagen, es ist geschrieben aus der Praxis für die Praxis. Es ist ein Buch, das ermutigen will, alles von der Ehe zu erhoffen, weil es für sie auch alles verlangt, den ganzen Menschen. Sein großes Anliegen ist es, den Menschen anzufeuern, über sich hinauszuwachsen, um zu werden, was er, geheiligt

durch das Sakrament, auch werden kann.

Wo von Liebe die Rede ist, ist dieses Wort in seinem höchsten Sinn gemeint, ob es sich nun um die Liebe der Gatten zueinander oder um ihre Liebe zu den Kindern handelt oder um Freundesliebe. Es ist jene Liebe, die vom andern nichts und von sich alles fordert. „Denn jede Liebe, die keine dienende ist, muß bald sterben.“

Gerade dieser hohe moralische Anspruch an den Leser, bei dem es mit dem ganzen Ernst der christlichen Weltanschauung die Heiligkeit der Ehe als selbstverständliche Grundeinstellung voraussetzt, macht dieses unscheinbare Büchlein geeignet, jenen, welchen in ihrer Ehe Schiffbruch droht, beizustehen und das Ärgste zu verhindern. Denn mehr, als wir es wahrhaben wollen, kommt es in kritischen Augenblicken in unserem Leben auf die moralische Unterstützung an, die uns jene gewähren, denen wir unser Vertrauen schenken. Ein solches Vertrauen vermag das Buch in uns zu erwecken.

Denn es ist ein gescheites Buch Der Autor hat sehr schöne Formulierungen gefunden für das Wesen der Ehe in der Auffassung des Christenmenschen: „Die Ehe ist unser Weg, Gott wieder zu finden ... Wir brauchen jemand, der uns geleitet. Mancher glaubte, seine Frau sei das Ziel seines Lebens, und dabei war sie einfach sein Führer zu Gott.“

Wo vom Manne verlangt wird, er solle die Entbehrungen, die ihm die Ehe abfordert, als Zeichen neuer Freiheit begrüßen und nicht nur seine Heftigkeit, seinen Zorn und seine Leidenschaften aufgeben, sondern auch seine heimlichen Vorlieben, die sich unter den Namen Kultur, Entspannung, Eigenart verstek.-ken, steht der Satz: „Kultur ist nicht egoistisch — oder sie ist unfruchtbar.“ Das ist beste Tradition christlicher Philosophie.

Wer in den praktischen Hinweisen für das Erziehen der Kinder nur seine eigenen Erfahrungen bestätigt findet, wird trotzdem nicht sagen, er bedürfe ihrer nicht, denn nichts macht uns froher, als uns im Einverständnis mit denen zu wissen, die berufen sind und vielleicht sogar auserwählt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung