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FRIEDE DEM FRIEDEN

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Nach dem „totalen Krieg", mit all seinen furchtbaren Geschehnissen und Folgen, befinden wir uns nun schon seit Jahren in der Epoche des „kalten Krieges“. Wenn auch die Waffen schweigen, Blutopfer an der Front und in der Heimat nicht mehr gebracht werden, die persönlichen und wirtschaftlichen Einschränkungen für jeden einzelnen aufgehoben und die ständige Todesfurcht gebannt sind, so geht ein nicht weniger hartes und gefährliches Ringen weiter, das sich auf den geistigen, politischen und weltanschaulichen wie auch auf den wirtschaftspolitischen und kulturellen Kampffeldern abspielt. Von einem echten Frieden kann seit 1945 nicht die Rede sein. Die Menschheit ist von den unermeßlichen Gefahren ihrer eigenen Entdeckungen, von den bisher noch nicht überbriickten Gegensätzen der Weltmächte, von Zwangsideologien wie auch von wiederholt gesetztem Unrecht und der daraus entstandenen und immer weiter entstehenden Furcht bedroht. So kam es, daß wir für diesen Zustand den Begriff „kalter Krieg" mit allen seinen Auswirkungen kennenlernen mußten, der in unserer Zeit des Friedens, der Zwiespältigkeit, tobt.

Wir müssen uns darüber klar sein: die Schmälerung des Friedens von beute besteht darin, daß der Friedensgedanke selbst zu einer Waffe im „kalten Krieg“ mißbraucht wurde.

Solange mit „Friedenstauben“ — man könnte sie „trojanische Tauben“ bezeichnen — auf kaltem Wege Krieg geführt wird, gibt es auch nur einen „kalten Frieden“. Es wäre allerdings Wahnsinn, diesen herrschenden Zustand durch eine, neuerliche kriegerische Auseinandersetzung beenden zu wollen. Wir können und dürfen uns keine Katastrophenpolitik leisten, deren Folgen nie geahntes Leid sein müßten, das das Ausmaß des Unglückes der beiden Weltkriege weit in den Schatten stellen würde.

Es ist vielmehr unsere Aufgabe, Vorkehrungen zu treffen, um das Uebel unserer Zeit — die Unruhe und Unsicherheit — an der Wurzel auszurotten.

Es ist Tatsache, daß der „kalte Krieg" heute in abgeschwächterer Form als vor einem oder gar zwei Jahren geführt wird. Als Wundermittel und Zauberformel ist das Schlagwort von der „Koexistenz“ geprägt worden. In Wirklichkeit wird der „kalte Friede“ erst dann zum „echten Frieden“ werden, wenn sich die freie Welt, vor allem aber der Westen, geeint hat, Europa seine wahren Grenzen erhält und das Regime in Rußland weitestgehenden Aenderungen unterzogen wurde. Realpolitisch gesehen, stellen keine dieser drei Forderungen unlösbare Probleme dar. Alles ist im Leben des Menschen wie auch der Staaten und Völker einem ständigen .Wandel unterzogen. Ein Blick in die Geschichte, ja allein nur in die aller jüngste Vergangenheit und selbst in die Jetztzeit beweist uns dies. Denken wir nur an zwei Beispiele: Westdeutschland wird an Hand eines nach dem zweiten Weltkrieg gegen dieses Land gerichteten Vertrages als souveräner Staat in das Konzert der freien Mächte auf- zenommen. und im Kreml ist die Herrschaft eine einzelnen durch’ eine Köllektivherrschaft abgelösi worden.

Wichtiger als diese Ueberlegungen ist aber die Erkenntnis-. Die Verwässerung des Friedens und die Bedrohung unserer christlichen Welt entstand, weil sie Gott zu oft verleugnete. So ist die Ungläubigkeit der Menschheit die Quelle unseres Unglücks und die Ursache des friedlosen Friedens unserer Tage geworden. Auf Staaten, die den göttlichen Gesetzen untreu wurden und werden, kann kein Segen ruhen, denn das Recht hat keine andere Quelle als den Allmächtigen selbst. Wo diese Erkenntnis nicht herrscht, ja bekämpft wird, werden früher oder später anarchische Zustände hereinbrechen.

Ohne lebendigen Glauben, ohne christlichen Geist und ohne Nächstenliebe kann und wird es keinen wahren Frieden geben. Solange die Großmächte und die Großen dieser Welt das Recht Gottes beschneiden, verfälschen oder gar verleugnen und in heidnischer Profitsucht und Machtgier verharren, wird es — selbst wenn die Waffen weiter schweigen — nur einen Frieden ohne Freude und Zuversicht geben. Man mag heutzutage von Koexistenz noch soviel reden und sie auch für möglich halten, eine Koexistenz von Recht und Unrecht kann nicht verantwortet werden. Der Herrgott vergibt, aber Er schließt mit dem Sünder keine Kompromisse ab. Ohne Reue gibt es keine Verzeihung — keinen Frieden. Das ist auch, der Grund, warum wir seit

40 Jahren eine unausgesetzte Folge von Katastrophen erleben.

Wenn wir der Welt den wirklichen Frieden bringen wollen — und wir müssen dies tun —, dann gilt es, für eine europäische Befreiung einzutreten. Wir haben uns von Ungerechtigkeit, Verfolgung und Unterdrückung zu befreien und der Gottlosigkeit Einhalt zu gebieten. Jegliche Art nationaler oder persönlicher Eigendünkel hat zu fallen. Wir müssen unserer Jugend den Glauben und die Hoffnung geben, die ihr von den Kräften, die das Abendland zu Fall bringen wollen, geraubt wurden und noch weiter geraubt werden. Die Jugend hat ein Recht darauf, daß sie nicht mit schönen Versprechungen hingehalten wird. Es haben Taten gesetzt zu werden, und keine dieser Taten kann groß genug sein, wenn es sich um die Jugend und ihre Zukunft handelt. Dabei und . vor allem anderen haben wir uns in gegenseitiger Hilfsbereitschaft von Mensch zu Mensch, von Volk zu Volk, zu einem Band der Herzen zusammenzuschließen, der für die Ideen der Freiheiten, wie sie uns naturrechtlich gegeben sind, der Selbstbestimmung — ohne egoistischen Druck interessierter Hintermächte und Drahtzieher — und der Sicherheit vor Ueber- griffen jeglicher Art eintritt.

Bei der Verfechtung dieser Ziele darf uns nichts aufhalten oder abschrecken. Man darf sich niemals von einem überlegenen Potential, welcher Art’es auch immer sei, beeindrucken lassen. Wo keine seelische Kraft hinter dem Macht- ans„ .uch steht, hat sich dieser — ,und mag er noch so brutal vorgetragen worden sein — stets im Verlauf der Zeit als zu schwach erwiesen.

Gegen eine aufrichtige, auf der christlichen Nächstenliebe beruhende Hilfsbereitschaft von Mensch zu Mensch, sind Befehle, Zwang und Gewaltmaßnahmen machtlos. Diese Hilfsbereit schaft ist, wenn sie richtig verstanden und ausgeübt wird, der hoffnungsvolle Lichtstrahl, der uns voll Optimismus in die Zukunft blicken läßt. Sinnvoll betet die Kirche im Introitus der zweiten Weihnachtsmesse: „Lieht leuchtet heute über uns, denn geboren ist uns der Her r. Sein Name ist: der Wunderbare, Gott, Friedensfürst, Vater der Zukunft. Sein Königtum nimmt nie ein Ende!"

Das ist die wahre Botschaft des Lichtes in der Dunkelheit unserer Tage des Unrechtes voll Unordnung, Mutlosigkeit, Säbelgerassel und Zwangsausweisungen. Nehmen wir sie gläubig und mit froher Zuversicht auf, reißen wir die Schranken nieder, die uns voneinander trennen, seien wir Missionäre des christlich-abendländischen Friedens!

Krieg ist eine Gottesgeißel! Friede ein Gottesgeschenk! Der hl. Papst Pius X., der 30 Jahre seines Lebens Oesterreicher war, hat am Beginn des ersten Weltkrieges die Worte gesprochen: „Wir segnen nicht Waffen! Wir segnen den Frieden !“

Mögen uns diese Sätze Leitstern sein, um dem Frieden von heute den echten Frieden von morgen zu bringen!

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