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Sabine Groschup mixt in ihrem Krimi bewährte Zutaten lustvoll zusammen. Ihre Kommissarin jagt nicht nur nach Tätern.

Nach ihrem Romandebüt "Alicia und die Geister" (2005) legt die 1959 in Innsbruck geborene Filmemacherin Sabine Groschup - vielleicht den Marktmechanismen folgend - mit "Teufels Küche" ihren ersten Krimi vor, in dem sie bewährte Zutaten lustvoll zusammenmixt.

Da ist die auf ihr Aussehen nicht besonders bedachte Wiener Polizistin Merle Kraft, die trotzdem intensiv mit ihrem schwer zu bändigenden roten Kraushaar beschäftigt ist - im Frisiersalon setzt die Handlung denn auch ein. Genauso intensiv beschäftigt sie die immer unglückliche Jagd nach dem Mann - nicht als Täter, sondern als Partner. Außerdem fürchtet sie sich vor Kellern, dringt im Einsatz aber selbstverständlich ohne Rücksicht auf Verluste in jedes Dunkel ein, und das muss sie, wie der Titel verspricht, im vorliegenden Fall besonders häufig.

Anspielungen auf TV-Cops

An ihrer Seite der obligat brummige Innsbrucker Kollege Moritz Rad, mit schwerer Koffeinsucht und einer Krankenhausphobie geschlagen. Merle - sie wird hartnäckig nur beim Vornamen genannt - und Rad sind vereint im Leiden an den Langzeitfolgen einer Schusswunde. Einige Anspielungen auf die dummen, realitätsfernen TV-Cops fehlen in solchen Büchern nie, obwohl sie eigentlich genauso funktionieren wie die Fernsehserien. Auch die Sprache kommt nicht ohne Klischees aus. "Es ist wichtig, verdammt wichtig", faucht Merle im Notfall und in einem Ton, "der ihr selbst unsympathisch" ist, aber da ist er trotzdem. Natürlich ist Merles Vorgesetzte ziemlich unleidlich, Streit im Kommissariat gehört dazu - aber immerhin, Kommissarinnen sind in der Krimiwelt endgültig Normalität.

Für Merle bringt der Fall dank der notwendigen Reise nach Innsbruck ein neues erotisches Abenteuer; es beginnt am Flughafen, wo - zumindest in der Literatur - gerne Beziehungsfäden ihren Ausgang nehmen. Den Einstieg in die Affäre mit dem smarten Kopiloten Giorgio Höseli begünstigt die Tatsache, dass beide einmal von einem Ex-Partner beinahe ermordet worden wären. Das verbindet, und es ist ja auch gar nicht so selten, wie man dem Chronikteil der Zeitungen entnehmen kann. Der aktuelle Fall hat - wie der Titel andeutet - mit dem Mittelalter-Hype zu tun, der vor einigen Jahren mit Ritteressen, Teufelskulten und einem Run auf Foltermuseen begann.

Mittelalter-Hype

Doch in diesem Punkt umschifft Sabine Groschups Krimi die Trivialitätsfalle elegant. Das Opfer ist Täter, der Täter ist Opfer, notiert sich Merle beim Studium der einschlägigen Literatur über die Inquisition. Und das setzt die Autorin auf recht überraschende Weise um, auch wenn die Auflösung des Falls etwas überhastet kommt und nicht ganz gerundet wirkt.

Der kleine Konrad allerdings, dem als Baby die Zunge herausgeschnitten wurde, ist doch recht eindeutig nur Opfer. Dafür findet er bei Merles ebenfalls brummigem, aber absolut gutmütigem Kollegen Serenus Vital und seiner Frau Amalberga ein liebevolles neues Heim. Merles Kopilot allerdings hält, wie von vielen Seiten prophezeit, nicht, was er versprochen hat, oder eigentlich doch, jedenfalls lernt Merle diverse Vorgängerinnen mit oder ohne Kind kennen und bricht ihre Zelte in seiner Wohnung ab, zu der einfach zuviel Weiblichkeit Zutritt hat.

TEUFELS KÜCHE

Roman von Sabine Groschup

Czernin Verlag, Wien 2008

245 Seiten, geb., € 19,80

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