Semier Insayif über Lyrik: Sprühender Sprachrausch & poetische Leuchtfeuer
„Hinterm Sprüh:Nebel spröder Wolke Herkunft“ heißt der Gedichtband von Gerald Nigl, den der Lyriker Semier Insayif vorstellt, zusammen mit dem Manuskript „Sektorenfeuer“ von Sarah Rinderer.
„Hinterm Sprüh:Nebel spröder Wolke Herkunft“ heißt der Gedichtband von Gerald Nigl, den der Lyriker Semier Insayif vorstellt, zusammen mit dem Manuskript „Sektorenfeuer“ von Sarah Rinderer.
Gerald Nigl streift nicht nur, sondern „durchbohrt“ gleichsam poetisch den Reichtum seiner Themen. Diese führen von intensivstem Liebesgeflüster über die Natur zur kritischen Hinterfragung von Heimat, Dorf und Kirche. Darin werden ganz unmissverständlich autoritäre Strukturen, Gewalt und Kindesmissbrauch aufgezeigt und angesprochen. Da heißt es zum Beispiel: „Kopf empor, Hals:Überstreckung / der Sinne eines frischFleisch:Lebens / Schwur und Eidschwur auf die Macht“.
Einige Gedichte sind bestimmten Menschen zugeeignet wie Adolf Holl, Werner Herbst oder der Malerin und Zeichnerin Linde Waber. Andere thematisieren die Sprache selbst: „Ich bin ein Wort nur unter Wörtern“ lautet ein Gedichttitel, der auch als erste Verszeile fungiert. Die Sprache scheint immer auch Hauptthema zu sein. Markante Wortneuschöpfungen, grammatikalische Umstellungen und akzentuierte klangliche Strukturen sind erkennbar in den 65 Gedichten, die in 5 Kapiteln ihre Wirkung entfalten. Ein sehr konkretes, sprachmaterialhaftes lyrisches Unterfangen, welches sich schon im Titel seines Buches konstituiert: „Hinterm Sprüh:Nebel spröder Wolke Herkunft“ ist gleichzeitig die erste Verszeile des ersten Gedichtes, das sich folgendermaßen fortsetzt: „Unterschlupf gefunden, dort an der weichen großen / weißen Schleier:Wechte im Schlieren:Wand-Schlund / verschwunden sein […]“. Alliterationskaskaden, End- wie Binnenreime und Assonanzen lassen unmittelbar in ein rauschhaftes Lesen und Lauschen eintauchen.
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