ganz dicht

Semier Insayif über Lyrik: Wundersame Porträts und gelüftete Hüte

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Semier Insayif las Gedichte von Reinhard Lechner und Christian Steinbacher.

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Semier Insayif las Gedichte von Reinhard Lechner und Christian Steinbacher.

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„Portraits mit Riesenkalmar“, so lautet der Titel des Gedichtbands von Reinhard Lechner. Darin sind 25 wundersame poetische Porträts unterschiedlichster Wesen, Wesenheiten und Kreaturen zu finden, in vier Kapiteln eingeteilt: „eins. aufnahmen vom warten“, „zwei.hochschnellen“, „drei.angriff“ und „vier. panoramen langer arme“.

Schon die Kapitelüberschriften regen an, den Geist in Erwartung auf Unerwartetes zu öffnen: „an faultiere“ heißt ein Gedicht, und weiter: „wie hypnotisiert ihr die stunden, / dringt in zeit­lupe, ohne dass zeit es merkt. / sagt nichts, lasst uns warten“. Es sind einmal kurze, einmal längere Gedichte, meist ungereimt, in Kleinschreibung, mit zum Teil stark narrativen Elementen. In einem Gedicht mit dem Titel „angeln“ ist Folgendes zu lesen: „im warten packen dich sonst wut, trauer: / die aldikasse stau vor stuttgart zug / entfällt, dann musst du plötzlich losspurten, / jagst für ­tage dein niemals ganzes ich, / wohin weißt du nicht, es geht ums ganze“. Existenziell, berührend, tragisch, witzig, schräg, hintergründig und poetisch verdichtet. Die Sprache bewusst zurückgenommen, kühn jedoch die Konzeption, die Durchdringung diametraler Lebenswelten und so manche Metapher. „er schreibt, etwas hält den atem an / am grund seiner tätowierung“.

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