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Geist der Bibel und Scholastik

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Um.es gleich zu sagen: dieses Buch ist leider zu wissenschaftlich, zu sehr von Wissenschaftlerzwist und manchmal pedantischer Rechthaberei erfüllt, um dem Leser Verständnis und Freude bereiten zu können. Die grandiosen Einsichten Gilsons in das Drama und Mysterium dieser beiden „Unzeitgemäßen“, dieses „zeitlosen“ Lebens solcher Denker und Liebender wären eines Dichters allein würdig. Der wissenschaftliche Forscher gräbt die Tatsachen aus, erhellt sie, klärt sie und reinigt sie von jahrhundertelanger Ueberwucherung. Um aber das, was hinter diesen beiden Menschen steht: die Quintessenz eines solchen Phänomens darzustellen, genügt einfach der reine Wissenschafrler nicht. Er müßte sein „Material“ über das Anliegen des Historikers zu einem Anliegen des Anthropologen, des Mystikers machen. Dann käme die Größe Heloisens und Abälards zum Vorschein und würde über die Kenntnisse vom Menschen und Menschenmöglichen, vom Menschenschicksal zwischen Gott und Gatte, zwischen Ideal und Ehrgeiz, zwischen heroischem Versagen und mühseligem Können sagendes Licht bringen. — Was ist allein diese ungeheuerliche Tatsache: daß Heloise ins Kloster geht, um ihren Gatten freizugeben, weil auch er ins Kloster gehen will —, daß sie dorthin geht ohne jeden Ruf und ohne alle göttliche Berufung dort verbleibt, nur um liebend den Willen des Geliebten zu erfüllen, — daß sie von ihrer Liebe schweigt und alt Aebtissin ihres Klosters eine der seltsamsten, klügsten Regeln entwirft und ganz dem Klosterdienste sich widmet, — daß dies alles geschieht ohne Gnade und ohne Wille zur Hoffnung, Gott nähme eines Tages dieses Leben an... ! — Immerhin ist auch in dieser von Cilson gegebenen Form genug der Menschenkunde vermittelt, wenn auch nur für den, der solche wissenschaftliche Bücher zu lesen versteht. Diego Hanns G o e t z OP.

Der Geist des Alten Testaments. Von Paul Maria vom Kreuz. Band III: Die Wege Gottes. Benziger-Verlag, Einsiedeln. 250 Seiten. Preis 8.60 DM. .

Diese Buch schildert nicht den Roman der Archäologie, die den modernen Leser vor allem anspricht, sondern spricht vom großen Abenteuer Gottes. Die Bibel will ja nicht primär altorientalische Geschichte bringen; die können wir besser aus profanen Quellen studieren; sie will vielmehr den Einbruch Gottes in die Measchenzeit aufweisen. Hierfür ist aber Beschauung und Besinnlichkeit von-nöten, wozu das vorliegende Bändchen wertvolle Hilfe bieten kann. Wer kann die Wege Gottes verstehen? Sie sind anders als der Menschen Wege. Durch Glauben, über den Weg der inneren Läuterung, kommt der Mensch zur innerlichen Vereinigung mit Gott. Wer sich von archäologischen Büchern über die Bibel begeistern läßt, sollte sich noch mehr von der inneren, göttlichen Welt der Bibel erfassen lassen, um so den eigentlichen, göttlichen Sinn dieses uralten Menschheitsbuches immer mehr verstehen zu lernen.

Univ.-Prof. DDr. Claus Sehe dl

Thomas von Aquin: Besondere Gnadengaben und die zwei Wege menschlichen Lebens. Sunftna Theologica II—11, 171 bis 182. Die deutsche Thomas-Ausgabe, deutsch-italienisch. Kommentiert von Hans Urs von Balthasar. F. H. Kerle, Heidelberg, und A. Pustet, Graz. 516 Seiten. Preis 132.70 S.

In diesem 23. Band der ausgezeichneten Thomas-Ausgabe werden nur zwölf Quaestionei behandelt, und zwar acht über die Gratiae gratis datae: Prophetie (S. 171 bis 174), Raptus oder die Entrückung (S. 175), die Sprachengabe (S. 176), die Gabe, die in der Rede besteht (S. 177) und die Gabe der Wunder, gefolgt von vier Fragen über die zwei Wege: das tätige und das beschauliche Leben (S. 179 bis 182). Text und Uebersetzung sind ausnahmsweise nicht viel ausführlicher als die Anmerkungen und der überaus wertvolle Kommentar von Urs von Balthasar, den man hier als einen ausgezeichneten Kenner der Scholastik bewundern kann (S. 243 bis 508). Wer sich zum Beispiel mit der Bibelinspiration befaßt hat und daher auch die Thomasische Lehre der Prophetie mit der einschlägigen Literatur durchgenommen hat, findet in diesem Kommentar unerwartete Anregungen, reiches Material und sogar wertvolle Hinweise auf „inedita“. Trotzdem bleibt diese Erklärung nicht im Historischen stecken — obwohl gerade die Hinweise auf die arabischen Philosophen zu näheren Untersuchungen verführen könnten —, denn sie verfolgt schließlich den Hauptzweck, die Lehre des Aquinaten zu erläutern, wobei sich immer wieder seine klassische Einfachheit und die Klarheit der dargelegten Prinzipien herausstellen, die nachher die wirren Fäden der Tradition ordnen helfen (S. 309).

Was die Mystik betrifft, erklärt die Einleitung, daß Thomas als erster das in dieser Frage vorliegende Gewirr von Meinungen auf klare Linien gebracht und kodifiziert hat; am meisten ergötzt man sich aber an der Lehre selbst, die gerade für unsere unruhige Zeit eine Wohltat ist, denn die Darstellung der Vita contemplativa „stößt ins Herz einer von allen Dämonien der Technik gehetzten Zeit“. In dieser Einleitung hört man den „anderen“, uns mehr vertrauten Urs von Balthasar, wer aber seinen Kommentar liest, wird ihn trotzdem auch dort — wenn auch verschiedenartig — wiederentdecken, genau so wie man den Thomas der „Summa“ im „Adoro Te“ oder im „Pange lingua“ wiedererkennt.

DDr. Nico Greitemann

Biblische Wandtafeln für den katholischen Religionsunterricht (mit erläuternden Textblättern). Herausgegeben vom Erzbischöflichen Amt für Unterricht und Erziehung in Wien nack Originalen vom akademischen Maler Karl Engel. Sechsfarbiger Offsetdruck, Blattgreße 70 X 100 cm. Verlag Herder, Wien. Preis des Einzelblattes 24 S.

Die von dem Wiener Erzbischöflichen Amt für Unterricht und Erziehung geplante Sammlung von 80 „Biblischen Wandtafeln“ will dem nach dem Kriegsende • fühlbaren Mangel an geeigneten Anschauungsmitteln für den katholischen Religionsunterricht abhelfen.

Die ersten vier vorliegenden Bilder wirken durch ihre starke Farbenkraft, durch' ihre D y-n am i k, ihre A u s d r u c k s f ü 11 e und durch die gewollte neue Auffassung in der Darstellung mancher biblischen Wahrheit (zum Beispiel ungeflügelte Engelgestalten, zwei Paradiesesbäume u. a).

Ueber die Verwendbarkeit der bisher erschienenen Bilder für die Unterstufe (1. bis 3. Volksschulklasse) sind die Elementarreligionslehrer geteilter Meinung. Gerade die künstlerische Eigenart dieser Bilder kann nicht immer die Kindertümlichkeit, Einfachheit und Klarheit, die durch' eine stark lineare Zeichnung, durch auch in der Farbe betonte klare Konturen und durch eine überlegte Beschränkung auf das Wesentliche erreicht wird, berücksichtigen. Dadurch wird es den Schülern der Unterstufe bisweilen erschwert, das- Wesentliche und das für die jeweilige Katechese Erwünschte aus der allzu großen Fülle der Darstellung und der Farben von selbst herauszufinden.

Für reifere Schüler können die Bilder ein wer t-voller Impuls sein für ein tieferes Eindringen in das biblische Lehrgut.

....... Msgr. Johann Kiemen t

Der Donauraum. Herausgegeben vom Forschungsinstitut für Fragen des Donauraumes. Vorsitzender des Instituts: Gesandter i. R. Theodor Hornbostel. Chefredakteur der Zeitschrift: Generalsekretär em. Univ.-Prof. DDr. Peter B e r g e r. Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich. Umfang pro Heft etwa 64 Seiten. Oktav. Abonnementpreis pro Jahr 96 S, Einzelheftpreis 28 S.

Das Jahr 195 5 war auch für das in Salzburg gegründete Forschungsinstitut für Fragen des Donauraumes entscheidend. Der Abschluß des Staatsvertrages hatte den bisher aus naheliegenden Gründen blockierten Weg nach Wien freigemacht. Schritt mit dieser Entwicklung hält die Publikation des Instituts. Das bisher vor allem an die Mitglieder und an einen engeren Kreis sich wendende „Mitteilungsblatt“ wurde zu einer Vierteljahreszeitschrift ausgebaut, deren erste Nummer nun vorliegt. In ihr finden sich gründliche, materialgesättigte wissenschaftliche Untersuchungen wie jene von Univ.-Prof. DDr. Peter Berger über „Das österreichische Neutralitätsproblem“ und von Hermann Gross über die „Weltwirtschaftlichen Perspektiven des Donauraumes“. Pointierte eigenwillige Essays wie jenes, das Anton Radvänsky vor der Herbsttagung des Instituts über die „Geistigen Voraussetzungen einer Integration des Donauraumes“ gesprochen hat, kommen hinzu. Vermerkt soll ferner eine Uebersicht über die „Slowenische Presse“ werden, deren Verfasser leider mit seinem Namen zurückhält. Solche instruktive Uebersichten sind es, nach denen man gerne greift. Die Bereitschaft der Redaktion, interessierten Freunden zu jeder Stellungnahme Raum zu geben, sei ebenso erwähnt wie die willkommene kleine Zeitschriftenbibliographie, die alle dem Donauraum gewidmeten Aufsätze aus in- und ausländischen Publikationen gewissenhaft registriert.

Das Forschungsinstitut steht vor nicht geringen Aufgaben, deren Bewältigung der nahen oder ferneren Zukunft anvertraut ist. Ein Nahziel aber muß sein, gerade in Oesterreich den oft getrübten Blick donauabwärts wieder frei zu machen. Zu dieser Weitung des Blickfeldes beizutragen ist wohl die vornehmste Aufgabe der neuen Publikation, auf deren weitere Hefte wir mit Interesse warten.

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