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Große Solisten — Gäste aus aller Welt

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Mit Schuberts „Winterreise“ sang sich Hans Hotter in die erste Reihe der Liedinterpreten. Seine warme biegsame Stimme verstand nicht nur jede Phrase zu beleben, sondern auch den tragischen Grundton des Werkes durch alle Schattierungen des Ausdrucks wie eine heimliche Passacaglia festzuhalten. In der Farbentönung stärker als Pat-zak, erreicht dieser die feinere poetische Gestaltung und es ist interessant, wie hier die hellere Stimme die dunkleren Schatten findet.

— Diese dichterische Gestaltungskunst des Sängers widmete Julius Patzak diesmal einer Gruppe unbekannterer Schubert-Lieder, und es wurden lauter köstliche Gaben daraus, wie sie bändeweise noch fast ungehoben liegen

— und im zweiten Teil des Abends dem Zyklus .Heiteres Herbarium“ von Waggerl-Salmhofer, der anläßlich seiner Drucklegung gewürdigt werden wird, und der Patzaks in allen Lichtern von Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung funkelnden Interpretation seine unmittelbare Erfolgswirkung verdankt.

Ausdrucksvoll bis ins Rankenwerk und sich ruhiger Abklärung nähernd, gestaltet 6ich das Beethoven-Spiel Friedrich Wührers (opus 13, 27/2 und 101). Besonders zu letzterem Werk war ein subjektives Verhältnis spürbar, das wärmte und leuchtete, während „Pathetique“ und .Mondscheinsonate“ bloß funkelten und glitzerten. Dem Beethoven-Werk vorangestellt hatte Wührer die Suite „Le Tombeau de Couperin“ von Ravel sowie Franz Schmidts Intermezzo fis-moll und Toccata d-moll. Auch hier fand der Künstler, besonders zu ersterem Werk, einen sehr persönlichen Interpretations6til, der dennoch aus dem Werk selbst zu erfließen schien, was einmalige Geschlossenheit und Rundung ergab.

Seltene Helligkeit der Tönung und kristallklare Sauberkeit des allen Tücken und Schwierigkeiten der Technik entrückten Spieles erlebten wir an einem Abend des Trio di Trieste, das Beethoven (op. 97), Mozart (KV 548) und das Trio von Ravel in gleicher Meisterschaft interpretierte und mit einer entmaterialisierten Wiedergabe, der nur Mozart einigermaßen widerstand, arlerstärksten Beifall entfesselte — In einem Jubiläumskonzert anläßlich der 75-Jahr-Feier des Verlages Doblinger-Herzmansky kam zeitgenössische Kammermusik zu Wort. Neben dem abgeklärten „Quartetto in modo classico“ von Joseph Marx hörte man Otto Siegle Gartenmusik, op. 19, eine fünf6ätzige Suite für Violine und Violoncello, die den verlorengegangenen Sinn für Zweistimmigkeit aufs neue wecken will; Alfred Uhls Kleines Konzert für Viola, Klarinette und Klavier, da6 besonders der Klarinette aparte Wirkungen aufspart, und abschließend Egon Kornau t h s Klavierquintett, op. 35 a, im Klavierpart vom Komponisten selbst betreut, das durch 6eine Fülle von Musik und Vitalität den stärksten Erfolg errang. Das Steinbauer-Quartett, Prof. Wildgans und Prof. Dr. Hans Weber stellten ihr Können in den Dienst des durch den Anlaß bedeutenden Abends.

Prof. Franz Krieg

Ein Festkonzert mit jugoslawischer Musik gestaltete 6ich zu einer Parade schöner Stimmen. Außer Jo6ip Gostic, dem Lohengrin der vorletzten Staatsopernpremiere, lernte man in Anita Mezatova von der Staatsoper Belgrad einen kraftvollen Natursopran und in Miroslav Cangalovic einen besonders schönen, sonoren Baß kennen. Anton

Dermota gesellte sich zu seinen Landsleuten mit einem Zyklus folkloristisctier Lieder kn Bel-canto-Stil. Es begleiteten Prof. Anton Trost von der Musikakademie in Laibach und das Wiener Arbeitersymphonieorchestar unter Hubert Hoppel.

Verdis .Requiem' soll man eigentlich nur mit italienischen Künstlern aufführen. Im zweiten Chor-Orchesterkonzert hatte Francesco Molina ri-Pradelli die Leitung, und es fehlte weder an lieblichem Tremolo noch an Operndonner. Es mag für dfcn Maestro ein nicht geringes Vergnügen gewesen sein, mit zwei 6o genauen und fügsamen Ensembles (Singakademie und Symphoniker) zu musizieren. Die Sänger kamen aus allen Windrichtungen, erfreuten durch schöne Soli, fügten sich aber in den verschiedenen Duos, Trios und Quartetten — infolge^ ihres allzu verschiedenen Timbres — nicht zu homogenen Ensembles (Adriane Guftrrinl, Nada Puttar-Gold, Waldemar Kmentt und Miroslav Cangalovic).

Vor elftem kleinen, allzu kleinen Hörerkreis präsentierten sich im Schubert-Saal Guy und Monique F a 11 o t, ein noch sehr jugendliches Geschwisterpaar aus Paris. Zwei Stücke von Bach und Schumann leiteten drei gewichtige Werke der Celloliteratur ein: die Sonaten von Honegger (aus dem Jahr 1920), Faure und Brahms. Dieses Duo, mit dem ersten Preis für Sonaten auf dem Internationalen Musikwettbewerb in Genf ausgezeichnet, genießt in Westeuropa mit Recht einen ausgezeichneten Ruf, und wir bezeugen, daß wir selten ein zugleich so freies und aufeinander abgestimmtes, gleichsam synchronisiertes Musizieren gehört haben. Das edle Legato des Violoncells und der temperamentvoll-musikalische Vortrag des Klavierparts waren in der Tat einzigartig und erregten den Wunsch, den beiden jungen Künstlern gemeinsam oder als Solisten bald wieder zu begegnen.

Zwei französische Meistercellisten hatten ganz besondere Erfolge zu verzeichnen; Pierre Fournier in einem Soloabend mit Bach-Partiten und (von Franz Holetschek begleitet) mit Sonaten und Suiten von Bach, bei deren Interpietation er sich al6 grundmusikalischer Künster und berufener Bach-Spieler erwies. Den überaus schwierigen Solopart in den phantastischen „Don - Quichote“ - Variationen von Richard Strauß (im 4. Konzert unter Karajan) meisterte mit Schwung und Virtuosität Paul Tortellier. Die Gedächtnisleistung des Dirigenten und des Solisten erregten berechtigte Bewunderung.

Im ersten Konzert des Joseph-Marx-Zyklus, den die Mozart-Gemeinde veranstaltet, sang Wilma Lipp — nach einem einleitenden Rezitativ und Rondo von Mozart — Liederzyklen von Hugo Wolf, Richard Strauß und Joseph Marx, letztere vom Komponisten begleitet. Das gut zusammengestellte Programm wirkte einheitlich, ohne Monotonie, trotz einer gewissen Vorherrschaft der Farbe vieux-rose. Die Anmut der Gestaltung und die Sicherheit im Technischen (Legato, Spitzentöne) sind ebenso anzuerkennen wie die zarte einfühlsame Begleitung von Erik Werba.

Schon durch sein Programm, das außer Beethoven (Appassionata), Schubert und Chopin auch eine Reihe kleiner Stücke von Bela Bart6k und die „Jeux d'Eau“ sowie die „Toccata“ von Maurice Ravel enthielt, zeigte der junge Pianist Paul Badura-Skoda Ambition und Aufgeschlossenheit. Er entwickelt 6ich immer mehr zu einem Meister intimer Gestaltung mit weichem, farbigem und nuanciertem Anschlag, dem auch technische Brillanz nicht fehlt.

Das Resultat des Mozart-Wettbewerbes für Holz- und Blechbläser lernte man in einem Konzert kennen, das mit einer sehr klangschönen, technisch einwandfreien Wiedergabe der Serenade Nr. 10 (Gran Partita) seinen Höhepunkt und Abschluß fand.

H. A. Fiechtner

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