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Herz-Kommerz-Sport

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In der vergangenen Sportsaison ist ein Ereignis nicht genug gewürdigt worden, das man als sinnvolle Ouvertüre zu den nächstjährigen Olympischen Spielen in Grenoble und Mexiko-City ansehen kann: das hervorragende Abschneiden unserer Amateurfußballer auf Mailorca, die nach beachtenswerten Zwischenerfolgen in einem hinreißenden Fi-nalkampf über den Favoriten Schottland den Endsieg an sich reißen koninten. Einer der österreichischen Spielmacher, nicht aus Wien, Graz oder Innsbruck, also den Hochburgen unseres Profifußballes, sondern aus — Frauenkirchen im Bur-gentond, meinte dazu, er habe niemals Geld fürs Fußballspielen be-kamunen, sondern im Gegenteil bei jedem Spiel ein paar Schilling für den Zeugwart berappt — echter Amateurismus im Sinne des Erneuerers der Olympischen Spiele!

Wir hatten in Wien einmal einen Klub mit Namen (nomen est omen) „Amateure“, dessen unbezahlte Kik-ker vielbejubelte heimische und europäische Erfolge feierten. Er heißt heute anspruchsvoller „Austria“ und bringt mitunter seine treuesten Anhänger zur Verzweiflung. Sic transat gloria mundi: so wird die selbstlose Hingabe an den Sport in die Grube gefahren.

Diabolische Versuchung

Nun ist eine Olympiade kein bloßes Fußballmatch, und in anderen Sportarten hungern sich Idealisten bisweilen von Sieg zu Sieg. Aber der Teufel schläft nicht — und im Sport ist nun einmal der Kommerz die diabolische Versuchung, denn er tritt in den seltsamsten Masken und Verkleidungen auf.

Was tun also?

Der Leistungssport von heute mit seinem enormen Zeit- und Geldaufwand begünstigt die Schleichwege der interessierten Industrien. Her also mit 'staatlichen, noch viel mehr staatlichen Hilfen! Aus dem Toto dürfte nicht viel mehr als bisher zu holen sein — da muß also wohl ein tieferer Griff in den Staatssäckel getan werden —, an der Innsbruoker Olympiade sind wir auch nicht gerade gestorben. Auch der Versuch eines „SportschiMings“ müßte gemacht werden. Staatliche und private Stellen müßten die älteren Aktiven als Trainer und Sportlehrer halten — daheim, nicht in USA!

Eigenes Staatssekretariat?

Hinter all dem steht — mindestens einer Überlegung wart! — der Gedanke auf, ob nicht, wie in anderen Ländern, unser haushoch überlastetes dreistufiges Unterrichtsministerium au teilen oder wenigstens aus ihm ein Sportstaatssekretariat zu lösen wäre, das allen diesen Entwicklungen erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden sollte.

Über allem aber steht ©h wie je die Pflicht für unsere Lehrer, unseren jungen Schülern den Sportunterricht nicht zu verekeln, sondern schon in diesem frühen Alter der Kinder in ihnen jene reine (zweckfreie!) Flamme der Begeisterung zu wecken, die wir bei Olympischen Spielen wie im nächsten Jahr mit der Fackel von Land zu Land und über alle nationalen (und anderen) Hürden tragen.

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