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Hier hat Gott gelebt

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Hier hat Gott gelebt. Auf den Spuren Jesu im Heiligen Land. Von Paul B r u i n und Philipp G i e g e 1. Artemis-Verlag, Zürich und Stuttgart. 240 Seiten. Preis 3 8 DM.

Eine herrliche Gabe, über die man sich nicht genug freuen kann. Nur wenigen ist es gegönnt, als Pilger ins Heilige Land zu fahren, um dort mit eigenem Auge Landschaft und Leben jenes Landes in sich aufzunehmen, in das der menschgewordene Gott unauslöschlich die Spuren Seiner Tritte eingeprägt hat. Dieses Werk wurde von Doktor der Bibelwissenschaften Bruin konzipiert und gemeinsam mit dem Photographen Giegel gestaltet. Ein einleitendes Kapitel, „Zerrissenes Palästina“, zeigt die leidvollen Verhältnisse des heutigen Heiligen Landes auf. Dann aber beginnt die große Wanderung durch das Leben Jesu: Heilige Stätten in der Kindheitsund Jugendgeschichte (S. 12 bis 61), im öffentlichen Wirken Jesu (S. 62 bis 148), in der Leidens- und Verklärungsgeschichte (S. 149 bis 240). Der Textteil ist gewinnend geschrieben. Auch die neuesten Ergebnisse der Archäologie sind bereits berücksichtigt, wie dem aufmerksamen Leser auffallen wird. Die Photos, die den Text illustrieren, sind künstlerisch erstklassig und vermögen eine Vorstellung vom wirklichen Leben im Heiligen Land zu vermitteln. Die Anschaffungskosten sind zwar hoch, aber es würde sich lohnen, gerade dieses Buch als „Hausbuch“ anzuschaffen, um immer wieder darin zu blättern und so das Land immer besser kennenzulernen, das auch für den modernen Menschen trotz aller politischen Gefährdung d?.s Heilige Land der Christenheit bleibt.

Das Jahr der Geburt Christi. Eine geschichtswissenschaftliche Studie. Von Hans Ulrich I n-s t i n s k y. Kösel-Verlag, München. 73 Seiten.

Unsere Zeitrechnung -begi: -t zwar mit der Geburt Christi, aber das Paradoxon besteht darin, daß wir trotz aller Zeitangaben in den Evangelien das t,!„i TüVir nirht ermitteln können. Der Verfasser macht in diesem Büchlein die wissenschaftlich bereits eingehendst diskutierten Fragen über die Schätzung des Quirinus, das Zeugnis des Tertullian und des Eusebius einem wekeren Publikum zugänglich. Sicher ist, daß Christus vor dem Jahre 4 v. Chr., dem Todesjahr Herodes' des Großen, in Bethlehem geboren wurde. Schwierig bleibt die Festlegung der Schätzung. Vielleicht auf das Jahr 8 v. Chr. anzusetzen. Gerade diese Unsicherheit in einem uns so wichtig erscheinenden Punkt bezeugt das geschichtliche Wesen der Offenbarung. Der Gottessohn ist nicht bloß in die Dürftigkeit des Stalles, sondern auch in die Unvollkommenheit geschichtlicher Ueberlieferung eingegangen. — Der Textteil ist von einem zehnseitigen Anmerkungsapparat gefolgt, in dem die quellenmäßigen Belege einzusehen sind. Eine anregende Studie, in der uns vor allem die geschichtstheologischen Ausführungen besonders wertvoll erscheinen.

Die Botschaft vom Toten Meer. Das Geheimnis der Schriftrollen. Von John M. A 11 e g r o. Aus dem Englischen übertragen von W. Hilsbecher. Fischer-Bücherei. 182 Seiten. Preis 2.20 DM.

Bei dem großen Interesse, das die Schriftfunde am Toten Meer in weitesten Kreisen gefunden haben, muß die Darstellung der Botschaft vom Toten Meer aus der Feder eines Fachmannes doppelt begrüßt werden. Allegro berichtet zunächst über Entdeckung und Ankauf der Schriftrollen, über Ausgrabungen und archäologische Funde. Dann geht er daran, aus dem zutage geförderten Material das Geschichtsbild zu rekonstruieren. Er spricht vom Ursprung der Sekte am Toten Meer, von ihrem Leben und ihren Ordensregeln, schildert eingehender die Hauptmerkmale ihrer Lehre und konfrontiert das Ergebnis mit dem Neuen Testament. Eine ausführliche Bibliographie und ein Register wird der Wissenschaftler als sehr wertvoll empfinden. Wenn auch manche Partien, wie etwa der Einfluß der Sekte auf die Verkündigung des Täufers und Jesu selber, weiterhin diskutabel bleiben, so gelten doch die Hauptideen als wissenschaftlich gesicherter Besitz, eine ungeheure Bereicherung der Kenntnis der Zeitenwende, die man sich vor zehn Jahren nicht einmal hätte träumen können.

Petrus und seine Zeit. Neutestamentliche Studien. Von Paul Gaechter SJ. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien-München. 458 Seiten. Preis 125 S.

Der wegen seiner stilkritischen Untersuchungen allgemein geschätzte Innsbrucker Professor für neu-testamentliche Exegese hat in diesem Band eine Anzahl, zum Großteil bereits früher veröffentlichter Abhandlungen gesammelt, die mehr oder weniger mit der Person und der Sonderstellung des heiligen Petrus zusammenhängen. Für angehende Exegeten sind diese Beiträge köstliche Beispiele, wie sogar schwierige biblische Fragen allgemein verständlich, anregend und trotzdem gründlich behandelt werden können. Ganz in seinem Element ist der Verfasser in seinem aufschlußreichen Aufsatz über das dreifache „Weide meine Lämmer“, in dem er das Stilmoment der Feierlichkeit und die Dreimaligkeit als alten Rechtsspruch hervorhebt. Es folgen wertvolle Studien über die Wahl des Matthias, über die fünf Hohepriester aus dem Hause Annas in den ersten 50 Jahren n. Chr. und über „die Sieben“ mit ihren Aufgaben (Armenpflege und dem angeblichen „Kommunismus der Urkirche“) und ihren Beziehungen zu den Presbytern, dem monarchischen Episkopat und dem Verschwinden der Zwölf. Die Figur des Apostelfürsten rückt in den Vordergrund, einerseits durch eine kurze Konfrontierung mit Jakobus, dessen Stellung, Jüngerkreis („Jakobusleute“), Persönlichkeit und Religiosität anschaulich geschildert werden, anderseits durch den eklatanten, öfter falsch verstandenen, hier jedoch vorbildlich analysierten Konflikt mit Paulus in Antiochia. Die juridisch-institutionelle Sonderstellung des heiligen Petrus, die theologisch, zeitgeschichtlich und psychologisch umrissen wird, erleidet keine Erschütterung, auch nicht durch das selbstbewußte Auftreten des Paulus, weil dessen Größe im Persönlichen, Pneumatischen und Theologischen liegt. Da der Verfasser selber nicht vor einem kühnen Vorstoß zurückschreckt, verdienen seine Diskussionen mit modernen andersdenkenden Exegeten — besonders mit Cullmann — Aufmerksamkeit. — Es ist nicht zu verwundern, daß ein Gelehrter, dessen Vorliebe stilkritischen Problemen gilt, über einen so ausgezeichneten Stil und eine so ansprechende Darstellungsform verfügt, daß die Lektüre seines Werkes auch für den gebildeten Laien zu einem Genuß wird. Dazu kommt noch der Umstand, daß der Verfasser entgegen vielen modernen Exegeten ständig auf das Psychologische Bedacht nimmt, zum Beispiel in der Beschreibung der Persönlichkeit des Jakobus und in der Durchleuchtung des psychologischen Hintergrundes des Antiochener Streites. Möge das Werk seine Leser in den breitesten Kreisen finden!

Prof. DDr. Nico Greitemann

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