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Hintergründiger Humor

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MORD. Angelsächsische Kriminalgeschichten von Edgar Allan Poe bis Agathe C h r i s t i e. Auswahl und Vorwort von Mary Hottinger. Vignetten von Paul Flora. 548 Seiten.

SMETTERS ERZÄHLT MORDGESCHICHTEN. Fünf Kriminalgrotesken von Lord D u n s a n y. Zeichnungen von Paul Flora. 100 Seiten.

SCHÖNE GESCHICHTEN VON MARK TWAIN. Ausgewählte humoristische Skizzen und Erzählungen. Vorwort von N. O S c a r p i. Zeichnungen von Bob van den Born. Alle: Verlag Diogenes, Zürich.

Jedes Jahr überrascht uns der Zürcher Diogenes-Verlag mit einer Fülle neuer oder neu zusammengestellter skurriler, aufregender und lustiger Geschichten. Die größte Wonne dürfte es ihm dabei bereiten, uns das Gruseln beizubringen. Da gibt es das köstliche „Tabu“ (Taschenbuch) „Smetters erzählt Mordgeschichten“, in dem wir von Mr. Linley hören, der die meisten Kriminalfälle daheim am Kamin zu lösen pflegt, und vor allem das große Gespensterbuch, mit Gespenstergeschichten von Daniel Defoe bis Elizabeth, die die unheimlich-gemütliche „Lehnsesselfurcht“ bereiten, jene Spannung zwischen der Geborgenheit von Sofa und Kamin und den durch den heulenden Wind erregten Schauern romantischer Phantasie. Der neue Band, „Mord“, der siebzehn angelsächsische Detektivgeschichten vereinigt, ist nun das Gegenstück zu den „Gespenstern“. Es geht hier nicht immer um „Mord“, überhaupt steht das Verbrechen und nicht einmal der Verbrecher im Vordergrund. Es geht um das spannungsvolle Warten, was der Detektiv alles anstellen und sich einfallen lassen wird, und wie er das Verbrechen schließlich klären und den Verbrecher fassen wird. Zuweilen übernimmt der Zufall die Rolle des Detektivs, wie in Cyrik Hares Kurzgeschichte „Ein perfekter Mord?“, die die Geschlossenheit einer antiken Tragödie oder eines Gedichts von Mallarme hat, und der wir die Krone vor allen anderen geben wollen. Überhaupt sind eine Reihe berühmter Namen des Metiers vertreten: Sir Arthur Conan Doyle, G. K Chesterton. Dorothy Sayers, Dashiell Hammett. Raymond Chandler.

„Im großen und ganzen können wir sagen, daß sich in England Schreiber und Leser von Detektivgeschichten zu einem sehr großen Teil unter Gleichgestellten befinden, das heißt, in Gesellschaft von Bischöfen, Kabinettsministern und Mr. T. S. Eliotschreibt Mary Hottinger in ihrem zugleich informativen und amüsant zu lesenden Vorwort. Die englische Detektivgeschichte, mit der wir es hier zu tun haben, muß klar unterschieden werden vom „Thriller“ und den „Mystery“-Geschichten, in denen Brutalität und Verbrechen im Vordergrund stehen. In den Detektivgeschichten gibt es diese Dinge nur wohl dosiert: und in der Beschränkung eben zeigt sich der Meister, nicht in der Häufung von Greueln.

28 Beispiele des grotesken, grimmigen und manchmal auch gruseligen Humors des Amerikaners Mark Twain bringt der Auswahlband „Schöne Geschichten“. Er erscheint zum 50. Todestag von Mark Twain, am 21. April 1960. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf einen Essay von Knut Hamsun (bei Langen-Müller), der Mark Twain in einer Linie mit Ralph Waldo Emerson und Walt Whitman gesehen hat, als uramerikanisches Phänomen.

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