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„Hoff manns Erzählungen“ in der Volksoper

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Diase phantastische Oper. Offenbachs regt ihre-vrnu^ikajischen Bearbeiter zu immer neuen ,.|as-. sungen“ und die Regisseure zum Zaubern an. Im ersten Punkt war man in der Volksoper recht zurückhaltend und wollte vor allem „dem Publikum den Genuß dieser Opera comique mit allen Registern des Theaters ermöglichen, ohne es auf die hinter diesem Werk stehenden Auslegungs- und Bearbeitungsfragen zu stoßen“. Der Regisseur Paul Hager hatte eine „artistische Traumreise ins Land des Undefinierbaren“ im Sinn, und er hat sein Konzept nicht ungeschickt verwirklicht, zumal ihm in Max B i g-n e n s ein sehr talentierter Bühnenbildner und in Sophia Holetschek eine ideenreiche Kostüm-zeichnerin zur Seite standen. Vielleicht wird ein bissei zu viel gezaubert und durch Symbole „erklärt“, aber das ein wenig verlotterte, phantastisch-kleinbürgerliche Milieu ist gut getröffen, und auch die Anlehnung an den Stil der Folies Bergeres paßt gut zu Offenbach und bringt die verschiedenen Schauplätze gewissermaßen unter einen Hut. Der Titelheld war Rudolf Christ: angenehm, freilich ohne jede Dämonie und ziemlich ungleich seinen großen Part singend. Genau das gleiche gilt für Theo Bayle, der die vier Masken von Hoffmanns Gegenspieler zu verkörpern hatte. Lebhaftere Aktion und schöneren Gesang produzierten die Damen, allen voran Renate Holm als Olympia, ferner Lotte Rysanek, Christiane Sorell, Hedy Richter und Elisabeth Sobota Der Stimme der Mutter gab Sonja Draksler Fülle und Wohllaut. Franz Bauer-Theussl leitete diese Aufführung, die zwar nicht als glänzend, wohl aber als gelungen und solid bezeichnet werden kann.

Aufmerksam und sachkundig dirigierte Hans Swarowsky eine Repertoire- und Abannement-vorstelllung von „Ariadne auf Naxos“, die ihren Glanz von der Darstellerin des Komponisten (Jena Jurinac) und seines Lehrers (Paul Schöffler), ihre Schatten von der mißglückten und immer nocl nicht korrigierten Regie des Schlusses (vom Erscheinen des Bachus an) empfing. Als junger Gott war Rudolf Schock erfreulicher im Optischen als im Gesang. Als Zerbinetta brillierte die neuengagierte Ruth-Margret Pütz. Ein harmonisches und in den Timbres wohl aufeinander abgestimmtes Trio bildeten die Damen Rothenberger, Herrmann und Felbermayer, während das männliche Quartett unter der Führung Harlekins mehr durch Ausgelassenheit als durch Eleganz und Belcanto unterhielt. In der Titelpartie: Hilde Zadek als nobel agierende Ariadne, wie aus einem Bild Feuerbachs.

In der Besetzung: Elisabeth Schwarzkopf als Feld-marschallin, Sena Jurinac als Oktavian, Anneliese Rothenberger als Sophie und Otto Edelmann als Baron Ochs wird der „R o s e n k a v a 1 i e r“ von Richard S t r a u s s nicht nur zu einem Fest erlesener Stimmen, sondern auch zu einem der Durchgestaltung ihrer Rollen, wie sie wohl ideal zu nennen ist. Mit welcher Verhaltenheit Elisabeth Schwarzkopf hinter der großen Dame das liebende und verzichtende Weib durchzittern läßt, mit welcher schelmischen Verschlagenheit und doch draufgängerischem Feuer Oktavian den Baron überlistet, dessen unverschämtes derbes Naturburschentum sich als „Person von Stand“ fühlt — alle Zwischenlichter und Zwischenbeziehungen haben ihre Nuancen, und keine geht verloren — das alles spielt mit einer Frische und Natürlichkeit, deren man sich unbeschwert erfreuen kann. Heinrich Hollreiser läßt das Orchester sich ausspielen, das aber doch die Singstimmen nie überspielt.

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